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Internationaler Controller Verein eV
Verlag der Mittelbayerischen Zeitung in
Regensburg am 21. März: Über 80 Teilneh-
mende verfolgen das diesjährige, gemein-
sam mit dem ICV organisierte „Forum Con
trolling“ der „Wirtschaftszeitung“. Thema
2019: „Zukunft der Arbeit“. Als ICV-Referen-
ten treten Dr. Martin Jochen, Leiter Control-
ling-Bereiche Marke Audi, Mitglied im ICV-
Fachkreis „Future of Work“, und Dr. Rüdiger
Eichin, Senior Director, S/4 NEXT bei SAP SE,
Leiter des FAK „Future of Work“, auf.
Einführend hatte Dr. Rüdiger Eichin erklärt, wie
die Unternehmen im Kontext der Digitalisierung
mit Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds
gefordert sind: durch die zunehmende Volatilität
und zunehmende Komplexität sowie Dynamik in
den Märkten. Durch den erweiterten und intensi-
veren Wettbewerb seien die Unternehmen auf der
einen Seite gezwungen, schneller und agiler auf
die Veränderungen zu reagieren.
Die Komplexität der eigenen Systeme wiederum
könne nicht mehr zentral durch einzelne oder
Projektteams gesteuert werden, sondern es sei
wichtig, auf allen Ebenen die Knowhow- und
Wissensträger mit in die Veränderungsprozesse
und auch in die Entscheidungsstrukturen einzu-
binden. Ganz wesentlich für den Erfolg der Digi-
talisierung seien die Mitarbeiter, genauso wie
die Organisation und das Umfeld. „Die Zukunft
der Arbeit ist wesentlich mehr als nur digital“,
erklärte Dr. Eichin. Es gehe nämlich auch
darum, wie künftig zusammengearbeitet und
kommuniziert wird. Das sei nicht nur eine Frage
der Kompetenzen, sondern auch eine Frage der
Gestaltung der Arbeitsorganisation und eine des
Mindsets. Ob auf dem Teamlevel oder in der
zentralen Unternehmenssteuerung, überall
seien entsprechend agile Steuerungsinstru-
mente nötig. Deren Gestaltung sei auch eine
Aufgabe des Controllings.
Die „autonomere Steuerung“ bezeichnete Dr.
Eichin als einen „ganz großen Trend“. Business
Process Engineering impliziere, dass Entschei-
dungen letztlich dort getroffen werden können,
wo auch die dafür relevanten Informationen zur
Verfügung stehen. In dem komplexeren und
volatileren Umfeld bestehe die Notwendigkeit,
dass autonomere Entscheidungen ermöglicht
werden müssten. Dr. Eichin gab Beispiele, wo
Unternehmen die Transformation hin zu agileren
Organisationen vorantreiben. Er stellte auch den
neuen, im vergangenen Herbst gegründeten
ICV-Fachkreis „Future of Work“ vor.
Digitalisierungsprozess ist sehr
intensive Arbeit
Spannende Einblicke in die Praxis der digitalen
Transformation bei Audi gewährte dann Dr.
Jochen. Die Digitalisierung falle nicht vom Him-
mel und müsse ernstgenommen werden, for-
derte er zum Beginn. Bei Audi habe man sich
schon sehr frühzeitig mit diesem Thema befasst
und festgestellt, dass analoge Schnittstellen,
Prozesse und Daten komplett neu gestaltet wer-
den müssten. Im Unterschied zu einem auf der
grünen Wiese neu errichteten Unternehmen,
das von Beginn cloud- und digital-basiert auf-
gebaut werden kann, sei das bei einem „Unter-
nehmen mit der Größe und Historie von Audi“
anders: Der Transformationsprozess bedeute
eine „sehr intensive Arbeit“.
Vielerorts werde der nötige Aufwand erheblich
unterschätzt, „gerade auch von Beratern“. Insbe-
sondere etablierte Systeme und ihre Schnittstel-
len seien aber „nicht über Nacht“ in die Cloud
oder in eine KI-Lösung zu transferieren. Dies sei
nicht nur bei Audi ein Thema, mit dieser Proble-
matik müssten sich viele Firmen „herumplagen“.
Der Leiter Controlling-Bereiche Marke Audi
sprach auch über die Zukunftsaussichten der
ControllerInnen: Machen KI und Robotik sie in
Zukunft überflüssig? Dr. Jochen glaubt an das
Gegenteil. Es würde zwar einerseits ein Effizienz-
hub in der Datenaufbereitung realisiert, gleich-
zeitig werde es aber mehr ControllerInnen geben,
die „in ihrer originären Rolle als finanzieller Unter-
nehmenssteuerer aktiver Teil fachübergreifender
Teams in der frühen Phase der Unternehmens-
entwicklung sind“. Außerdem müsste ja auch die
KI koordiniert, überwacht, mit Daten versorgt
und weiterentwickelt werden. „KI stellt noch
nicht die richtigen Fragen, das müssen schon die
Menschen übernehmen“, so Dr. Jochen. Zudem
müssten ControllerInnen in der digitalen Welt für
die anderen Fachbereiche, wie etwa in Marke-
ting, Beschaffung oder Produktion, Ansprech-
partnerInnen für Diskussionen sein.
An die beiden Vorträge schloss sich eine lebhafte
Podiumsdiskussion an. Einbezogen wurde darin
auch der Leiter des regionalen ICV-Arbeitskrei-
ses Süd I, Prof. Dr. Uwe Seidel. Der Professor für
Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen,
Controlling an der Fakultät BWL der Ostbayeri-
schen Technischen Hochschule Regensburg
besuchte das WZ-Forum mit einer starken Stu-
dierendengruppe und konnte den Zuhörenden im
Plenum erklären, wie sich die Controlling-Ausbil-
dung an seiner Hochschule angesichts der neuen
Herausforderungen ausrichtet.
n
Mehr: im ICV-ControllingBlog
„Die Zukunft der Arbeit ist wesentlich mehr als nur digital“
Begrüßt auf dem WZ-Forum wurden die ICV-Repräsentantinnen Claudia Maron (2.v.l.) als ICV-Regionaldelegierte Süd und
die ICV-Geschäftsführerin Carmen Zillmer (2.v.r.). Auf dem Bild auch die Forums-Referenten Dr. Martin Jochen (links) und
Dr. Rüdiger Eichin (rechts).