CONTROLLER Magazin 2/2018 - page 104

Risk Management Association e. V.
RMA
intern
Die Weltwirtschaft sieht sich mit einer Kombi-
nation aus langjährigen Schwachstellen und
neueren Bedrohungen konfrontiert, die sich
seit Beginn der Krise gezeigt oder entwickelt
haben. Zu den bekannten Risiken gehören
etwa potenziell nicht tragfähige Preise für Ver-
mögenswerte (die Welt befindet sich seit
nunmehr acht Jahren in einer Hausse), eine
erhöhte Verschuldung, insbesondere in China,
und anhaltende Belastungen des globalen
Finanzsystems.
Die neueren Herausforderungen sind unter
anderem eine eingeschränkte wirtschaftspoliti-
sche Handlungsfähigkeit im Falle einer weite-
ren Krise, Störungen aufgrund zunehmender
Automatisierungs- und Digitalisierungsstruktu-
ren sowie wachsendermerkantilistischer und
protektionistischer Druck vor dem Hintergrund
einer zunehmend nationalistischen und popu-
listischen Politik.
Die Welt befindet sich in einer neuen und
beunruhigenden
geopolitischen
Phase. Multi-
laterale regelbasierte Ansätze greifen nicht
mehr. Für viele Länder ist die Wiederherstel-
lung des Staates als Mittelpunkt von Macht
und Legitimität eine immer attraktivere Strate-
gie; kleine Staaten geraten aufgrund der geo-
politischen Verschiebungen dabei jedoch unter
Druck. Derzeit scheint es keine Normen und
Institutionen zu geben, die die Großmächte
einen könnten. Das führt zu neuen Risiken und
Unsicherheiten: wachsende militärische Span-
nungen, Wirtschafts- und Handelsstörungen
sowie destabilisierende Rückkopplungsschleifen
zwischen den sich verändernden globalen
Bedingungen und den innenpolitischen Gege-
benheiten der Länder. Die Ausprägungen der
internationalen Beziehungen werden immer viel-
fältiger: Zu konventioneller militärischer Aufrüs-
tung gesellen sich neue Cyberoptionen für
„harte“ und „weiche“ Macht, umgestaltete
Handels- und Investitionsbeziehungen, Stell-
vertreterkonflikte, sich verändernde Bündnis-
dynamiken und potenzielle Krisenherde im
Zusammenhang mit den globalen öffentlichen
Gütern. Um Risiken in sämtlichen potenziellen
Konfliktbereichen zu bewerten und zu verrin-
gern, müssen sowohl staatliche als auch nicht
staatliche Akteure verlässliche Früherkennungs-
systeme einrichten und Krisenantizipation
betreiben.
Der diesjährige Global Risks Report stellt drei
neue thematische Reihen vor: „zukünftige
Erschütterungen“, „Rückblick“ und „Neube-
wertung von Risiken“. Damit wird die analytische
Reichweite des Berichts vergrößert: Jede dieser
Komponenten bietet eine neue Sichtweise auf
die immer komplexere Welt der globalen Risiken.
Ű
Zukünftige Erschütterungen
ist eine War-
nung vor Selbstzufriedenheit und Gleichgül-
tigkeit und soll daran erinnern, dass sich Risi-
ken mit schwindelerregender Geschwindigkeit
entwickeln können. In einer Welt komplexer
und vernetzter Systeme können Rückkopp-
lungsschleifen, Schwelleneffekte und sich
ausbreitende Störungen zu plötzlichen und
dramatischen Ausfällen führen. Es werden
zehn solcher potenzieller Zusammenbrüche
aufgezeigt – vom demokratischen Kollaps bis
zum unkontrollierbaren Cyberkonflikt – nicht
als Vorhersagen, sondern als Denkanstoß:
Welche Erschütterungen könnten Ihre Welt
grundlegend verändern?
Ű
In
Rückblick
werden Risiken betrachtet, die
in früheren Ausgaben des Global Risks Report
analysiert wurden, und der Augenmerk wird
auf die Entwicklung dieser Risiken sowie die
globalen Reaktionen darauf gelegt. Indem
frühere Berichte auf diese Weise noch einmal
aufgegriffen werden, können die Maßnahmen
zur Risikominderung beurteilt und anhaltende
Risiken aufgezeigt werden, die eventuell eine
erhöhte Aufmerksamkeit erfordern. In diesem
Jahr konzentriert sich der Bericht auf Anti-
biotikaresistenz, Jugendarbeitslosigkeit und
„digitale Waldbrände“ – so werden im Jahr
2013 Phänomene, die eine große Ähnlichkeit
mit dem aufweisen, was man heute „Fake
News“ nennt, bezeichnet.
Ű
In
Neubewertung von Risiken
teilen ausge-
wählte Risikoexperten ihre Erkenntnisse
darüber, was die Entwicklungen in unserem
Risikoverständnis für Entscheidungsträger in
Unternehmen, Regierungen und der
Zivilgesellschaft bedeuten. Roland Kupers
schreibt im diesjährigen Bericht über die
Stärkung der Widerstandsfähigkeit komplexer
Systeme und Michele Wucker fordert Unter-
nehmen auf, in ihren Risikomanagement-
prozessen stärker auf kognitive Verzerrungen
zu achten. //
Quelle: World Economic Forum, The Global
Risks Report 2018, 13th Edition
PERSONALIE
Mathias Henning
ist neuer RMA Regionaldirektor Ost
Mathias Henning ist als studierter
Betriebswirt und Wirtschaftsjurist seit vielen
Jahren schwerpunktmäßig in den Bereichen
Risikomanagement und Unternehmens-
steuerung tätig. Seit 2014 verantwortet er
vorrangig das unternehmensweite
Risikomanagement der HOWOGE Woh-
nungsbaugesellschaft in Berlin und agiert
nebenberuflich als freier Referent. Zuvor
war Herr Henning unter anderem im
Geschäftsfeld DB Schenker über mehrere
Jahre für die konzernweite Implementie-
rung und Qualitätssicherung interner
Kontrollsysteme und Geschäftsprozesse
nach internationalen Standards sowie für
das Risikocontrolling der Beteiligungen und
Tochtergesellschaften im In- und Ausland
zuständig. //
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