99
Liebe Leserinnen und Leser,
in den meisten Unternehmen ist inzwischen
ein Controlling etabliert, zu dessen Auf-
gaben auch die Vorbereitung unternehmeri-
scher Entscheidungen gehört. Allen diesen
Entscheidungen gemein ist, dass das
spätere Ergebnis nicht sicher vorhergesagt
werden kann. Vielmehr gibt es meist eine
Vielzahl von Risiken (verstanden als mög-
liche negative aber auch positive Abwei-
chungspotenziale, also sowohl Gefahren als
auch Chancen umfassend), die dazu führen
können, dass sich ein anderes Ergebnis
einstellt als geplant. Eigentlich sollte es die
Aufgabe des Risikomanagements sein, sich
mit diesen auseinanderzusetzen. Sehr
häufig ist Risikomanagement in die Ent-
scheidungsvorbereitung aber leider gar
nicht involviert. Vielmehr ist es eher
KonTraG-orientiert aufgebaut und dient
lediglich zur isolierten Verwaltung von
Informationen zu primär operativen Risiken.
Dabei sind Risikomanagement und Controlling
bei der Vorbereitung von unternehmerischen
Entscheidungen eigentlich die beiden Kehr-
seiten einer Medaille. Während das Controlling
sich um die Planung kümmert, sollte Risiko-
management die mit der Entscheidung verbun-
denen Abweichungspotenziale von dieser
Planung aufzeigen. Eine fundierte Entschei-
dung setzt voraus, dass erwartete Erträge und
die damit verbundenen Risiken gegeneinander
abgewogen werden. Dies fordert nicht nur die
ökonomische Logik, sondern auch der Gesetz-
geber in Form der sogenannten Business
Judgement Rule (§93 AktG mit Ausstrahl-
wirkung auf andere Unternehmensformen). Ein
quantitatives, auf Entscheidungen ausgerichte-
tes Risikomanagement ist damit ein Kern-
aspekt, um gesetzlichen Anforderungen in der
Unternehmensführung gerecht zu werden.
Für eine gute und auch rechtssichere Entschei-
dungsvorbereitung sind Risikomanagement und
Controlling aufeinander angewiesen. Risikoma-
nagement ist ohne Controlling nicht sinnvoll, da
Risiken gerade definiert sind als mögliche Plan-
abweichungen. Ohne eine Planung ist Risikoma-
nagement also nicht möglich. Für eine Planung,
auf der basierend eine Entscheidung getroffen
werden soll, ist aber auch die Einbeziehung von
Risikomanagement zwingend notwendig.
Grundlage jeglicher in der Praxis verwendeten
Verfahren zur Entscheidungsfindung, seien es
Investitionsrechenverfahren oder auch Bewer-
tungsverfahren, beruhen auf einer wesentlichen
Voraussetzung: es dürfen darin nur erwartete
Werte einfließen! Dabei sind Erwartungswerte
im mathematischen Sinne gemeint.
Diese ergeben sich gerade unter Einbeziehung
von möglichen Chancen und Gefahren. Deter-
ministische Planungen stellen in aller Regel
aber keine solchen Erwartungswerte dar. Sie
setzen zum Beispiel normalerweise den Fort-
bestand des Unternehmens voraus und geben
eher Zielwerte wieder, in Form von wahr-
scheinlichsten Werte oder gar bewusst ambiti-
onierten oder vorsichtigen Zielen. Diese Plan-
werte sind dann aber erst in Erwartungswerte
zu überführen, wofür eben Risikoinformationen
notwendig sind.
Neben diesem Ineinandergreifen bei der Ent-
scheidungsvorbereitung gibt es durchaus wei-
tere Synergiepotenziale zwischen Risikoma-
nagement und Controlling. So können Risiken
sehr gut im Planungsprozess analysiert werden,
da unsichere Planannahmen wie künftige
Umsatzsteigerungen, Preis- oder Zins- und
Währungsentwicklungen gerade eben (oft
wesentliche) Risiken darstellen. Plan-Ist-
Abweichungsanalysen des Controllings stellen
ebenso wichtige Erkenntnisse für das Risiko-
management bereit. Die dort analysierten
Gründe für Abweichungen sollten sich im
TOP
EVENT
15. Mai 2018
– 3. Sitzung des Arbeitskreises
Strategisches Risk Management in Köln bei der
ifb AG in Köln
24. Mai 2018
– Webinar Effizientes Prüfen des
Risikomanagements nach DIIR Revisionsstandard Nr. 2
mit Hilfe eines Excel-unterstützten Reifegradmodells
12. Juni 2018
– 20. Münchener Risikomanager-
Stammtisch
15./16. Oktober 2018
– Risk Management
Congress 2018 in Köln
17. Oktober 2018
– Sitzung des Arbeitskreises
Risikoquantifizierung in Köln
Impressum
Ralf Kimpel
Vorsitzender des Vorstands der
Risk Management Association e. V.
V.i.S.d.P.
RMA-Geschäftsstelle
Risk Management Association e. V.
Englmannstr. 2, D-81673 München
Tel.: +49.(0)1801 – RMA TEL (762 835)
Fax: +49.(0)1801 – RMA FAX (762 329)
E-Mail:
Web:
Prof. Dr. Werner Gleißner
Tel.: +49.(0)711- 79 73 58 30
CM Mai / Juni 2018
Risikomanagement und Controlling:
Synergiepotenziale heben!
Marco Wolfrum
Fortsetzung folgt auf Seite 100
