CONTROLLER Magazin 2/2016 - page 103

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CM November / Dezember 2015
Aufgrund drastischer Veränderungen im
Umfeld von Unternehmen beurteilen sieben
von zehn Risikomanager ihre Einfluss-
möglichkeiten heute höher als noch vor drei
Jahren. 21 Prozent der Befragten geben
sogar an, dass die Einflussmöglichkeiten
erheblich gestiegen sind. Zu diesem Ergeb-
nis kam die im Oktober veröffentlichte
Studie der ACE European Group, welche
500 internationale Unternehmen, darunter
50 aus Deutschland, zur sich verändernden
Rolle der Risikomanager befragt hat.
Vor allem für die Bereiche der strategischen
Entscheidungen (78%), digitale Technologien
und soziale Medien (76%) sowie die Auswahl
von Lieferanten und Geschäftspartnern
(73%) wird diese Einschätzung als zutreffend
betrachtet. Über die internationale Einschät-
zung hinaus, beurteilen deutsche Unternehmen
außerdem die Aspekte der Unternehmens-
führung und der Innovation als relevant.
Ein Drittel der befragten Risikomanager
sehen technologischen Veränderungen,
gefolgt von Konjunkturschwankungen und
der allgemeinen Zunahme der Komplexität
der Geschäftswelt als Grund für den stärkeren
Einfluss. In Deutschland steht der Aspekt
der Komplexität sogar an erster Stelle der
Nennungen, gefolgt von dem steigenden
Bewusstsein, dass Risikomanagement Mehr-
wert schafft, sowie einer erhöhten Risiko-
bereitschaft des Managements.
In der Studie kam aber auch die Sorge zum
Ausdruck den sich veränderten Anforderungen
möglicherweise nicht gerecht werden zu
können. So gaben mehr als Dreiviertel der
Befragten an, dass es immer schwieriger
werde, mit der Vielfalt an neuen Risiken Schritt
zu halten. Und nur jeder fünfte Risikomanager
ist überzeugt, die Herausforderungen bewälti-
gen zu können. Auch multinationale Risiken
bereiten den Befragten Sorgen. Die Mehrzahl
der Befragten halten es für problematisch, das
erforderliche zentralisierte Risikomanagement
CM Mär / April
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Risikomanager
gewinnen an Einfluss
RiskManagement
News
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Ende 2015 veröffentlichte der Kredit-
versicherer Coface seine veränderte
Risikoeinschätzung für unterschiedliche
Branchen in Westeuropa (EU 15), Nord-
amerika und Emerging Asien. Coface
untersucht hierbei regelmäßig 14 Branchen
der 3 Regionen und bewertet diese auf
ihr Risiko. 2015 blieben die hohen Risiken
rund um die Welt bestehen und verstärkten
sich in vielen Branchen sogar erneut.
So hat sich die Risikoeinschätzung in neun
Branchen meist in Richtung Abstufung
verändert. „Für ein Drittel der Branchen
sehen wir jetzt ein hohes oder sehr hohes
Risiko, dabei ist keine Region ausgenom-
men“, sagt Coface-Economist Paul Chollet.
Als größter Verlierer 2015 kann die Energie-
branche in den USA gesehen werden.
Sie wurde gleich zweimal innerhalb eines
Jahres herabgestuft. Gründe dafür liegen
hauptsächlich in den drastischen Investitions-
kürzungen und den hohen Verschuldungen
von Unternehmen. Global betrachtet kann der
Metallsektor derzeit als riskanteste Branche
betrachtet werden. Sowohl in der Region
Emerging Asien, als auch in Westeuropa wird
dieser in die Kategorie „sehr hohes Risiko“
eingestuft.
Westeuropa konnte 2015 von zwei Ver-
besserungen in den Branchen Chemie und
Informations- und Kommunikationstechnologie,
welche beide in die Kategorie „mittleres
Risiko“ heraufgestuft wurden, profitieren.
Somit zählen in Westeuropa nun die Branchen
Lebensmittel, Chemie, Maschinenbau,
Informations- &Kommunikationstechnologie,
Einzelhandel, Dienstleistungen, Textil und
Transport zur Kategorie „mittleres Risiko“.
Insgesamt kann jedoch gesagt werden, dass
die wirtschaftliche Erholung in Westeuropa
immer noch zu schwach ist, als dass alle
Branchen davon profitieren könnten. Mit keiner
der betrachteten Branchen in der Kategorie
„niedriges Risiko“ ist Westeuropa die am
stärksten angeschlagene Region. //
Viele Branchen
mit Risiken
mit dem ebenfalls benötigen lokalen Know-
how in Einklang zu bringen. Um den Heraus-
forderungen möglichst gut begegnen zu
können, sollte insbesondere in die Zertifizie-
rung und Professionalität und die Rekrutierung
von Risikoexperten auf Unternehmensebene
investiert werden. Auch der Aspekt der Job-
rotation von Risk Managern sollte stärker
angegangen werden, damit diese die Möglich-
keit haben, mehr Erfahrung sammeln zu
können.
Generell zeigt die Studie jedoch ein sehr
positives Bild. „Es ist ermutigend zu sehen,
dass Risk Manager in Europa einen stärkeren
Einfluss auf den Vorstand und auch im
gesamten Unternehmen gewinnen“, kommen-
tiert Andreas Wania, Hauptbevollmächtigter
der ACE in Deutschland. //
Euler Hermes
Insolvenzprognose 2016
Ende 2015 veröffentlichte Euler Hermes
die Insolvenzprognose 2016. Demnach wird
erstmals seit sechs Jahren kein Rückgang
bei weltweiten Fallzahlen prognostiziert.
Insolvenzen stagnieren weiterhin 3 Prozent
über dem Vorkrisenniveau – bei rund
300.000 Fällen.
Ursache dieser negativen Entwicklung sind vor
allem die Schwellenländer, für welche deutlich
mehr Pleiten vorausgesagt werden. Ins-
besondere Brasilien, Russlands, Indien, China
und Südafrika, die sogenannten BRICS, kämp-
fen mit zahlreichen Problemen und müssen
teilweise einen starken Anstieg bei Zahlungs-
ausfällen und Insolvenzen hinnehmen. Aufgrund
der zunehmenden Abhängigkeit deutscher
Unternehmen von aufstrebenden Märkten und
Handelspartnern in Schwellenländern, hat
diese Entwicklung auch für deutsche Unterneh-
men einen Anstieg der Risiken zur Folge.
In Westeuropa ist mit einem rückläufigen Trend
der Insolvenzfälle zu rechnen und auch in
Deutschland sinken Insolvenzen nach Ansicht
des Kreditversicherers um rund 2 Prozent.
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