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Die „Bäämbox“ ist eine Fotobox von der Größe eines sehr
hohen Kühlschranks, vor der man sich alleine oder in klei-
nen Gruppen aufbauen kann, um dann auf einen Knopf zu
drücken und Fotos von sich zu schießen. Der Auslöser rea-
giert mit sechs Sekunden Verzögerung, damit derjenige, der
den Knopf gedrückt hat, auch noch Zeit hat, eine passende
Pose zu finden. Anschließend werden die Fotos ausgedruckt
oder können (Dank in die Box eingebautem W-Lan-Routers)
auf den Smartphones der fotografierten Personen gespeichert
werden.
Obwohl jeder selbst auf den Auslöser drücken muss, besteht
der Vermieter der „Bäämbox“ darauf, dass einer seiner Mitar-
beiter den Ablauf der Aktion begleitet. Abgesehen davon, dass
die professionelle Foto- und Blitztechnik recht teuer ist und
leicht durch Unachtsamkeit beschädigt werden kann, muss
die Ausrüstung an die jeweiligen Raum- und Lichtverhältnisse
angepasst werden. Der Betreuer hilft außerdem unsicheren
Personen mit Rat und Tat – zum Beispiel kann die Box auch
Serienfotos schießen, aus denen dann Fotocollagen hergestellt
werden. Die Hörakustiker nutzten die Box mit großer Begeis-
terung. Viele Gruppenfotos sorgten für schallendes Gelächter.
Offenbar steht bei solch einem Event-Baustein der Spaßfaktor
im Vordergrund. Aber auch die Möglichkeit, ein klassisches
Porträt von sich zu bekommen, wird dankbar angenommen.
So ist es sinnvoll, dass die Box den ganzen Abend über stehen
bleibt, weil Gäste so immer wieder neue Fotoideen umsetzen
können. Auch das Unternehmen „Blitzboxx“ aus Hardt bringt
„das Konzept der öffentlichen Fotoautomaten“ (Eigenwer-
bung) auf jede Veranstaltung. Die Gäste werden selbst an der
Fotobox aktiv: Per Touchscreen wird der Auslöser betätigt und
in Sekunden halten sie das gedruckte Foto in der Hand oder
teilen es mit Freunden und in sozialen Netzwerken. Hashtag-
Abfrage über Instagram und Twitter sind möglich.
Fotowand als Treffpunkt eines Events
Robert Sterzik, Chef der Event-Agentur „Rudi Renner“ in Bur-
scheid, ist fest davon überzeugt, dass Fotografieren im letzten
Jahr fast unbemerkt zum „Renner“ auf Business-Events ge-
worden ist. Jeder Gast könne bei Fotoaktionen mitmachen.
Niemand werde wie bei vielen anderen Einlagen auf Grund
fehlender Sportlichkeit am „Mitspielen“ gehindert und am
Ende gebe es auch keine Einteilung in Sieger und Verlierer,
sondern nur Menschen, die Spaß hatten und ein Foto als Erin-
nerungsstück mit nach Hause nähmen.
Sterzik hat mit seinem Team die Marke „Glowing pix“ entwi-
ckelt: Zum Beispiel werden zu Beginn einer firmeninternen
Tagung alle Mitarbeiter fotografiert und anschließend entsteht
aus den Porträts eine künstlerisch wertvolle Fotowand als
Eyecatcher für den Rest der Tagung. Temporär für die Ver-
anstaltung installiert, schafft die Wand Aufmerksamkeit und
wird zum kommunikativen Treffpunkt der Veranstaltung. Die
Fotowand kann später zum Beispiel in der Eingangshalle des
betreffenden Unternehmens aufgestellt werden.
Im Gegensatz zu den Fotoboxen besteht Sterzik darauf, dass
alle Fotos von hauptberuflichen Fotografen geschossen wer-
den. Die Profis würden treffsicherer den „richtigen“ Gesichts-
ausdruck erwischen und hätten eine gewisse Übung darin,
unsicheren Gästen die Angst davor zu nehmen, auf den Fotos
„blöd“ auszusehen. „Glowing pix“ bietet aber noch mehr: Vor
Ort werden die Fotos von einem Team von Grafikern zu Pop-
Art-Kunstwerken verfremdet und auf durchsichtigen Kunst-
stoff gedruckt.
Die Wand, an der die Fotos aufgehängt werden, kann von hin-
ten beleuchtet werden, sodass die Wertigkeit des Kunstwerks
noch weiter gesteigert wird. Perfekt wäre es, wenn der Chef
jetzt noch eine Rede halten würde, in der er seine Mitarbei-
ter als „leuchtende Vorbilder“ für Kundenorientierung oder
Kostensparen loben würde – oder wenn sonst eine Metapher
Sinn machen würde. Natürlich kann die Glowing-pix-Wand-
galerie am Ende einer Veranstaltung wieder in ihre Einzel-
teile zerlegt werden. Dann bekommt jeder sein persönliches
Pop-Art-Kunstwerk passend gerahmt als Give away mit nach
Hause – auf dass ihm die Veranstaltung nachhaltig in Erinne-
rung bleibe. Sterzik: „Nichts bleibt stärker in Erinnerung als
ein persönliches Einzelstück.“
Künstlerische Vielfalt
Viele Eventagenturen, die Rahmenprogramme rund um das
Thema „Foto“ anbieten, haben eigene Schwerpunkte ent-
wickelt. Die Lichtfaktor GmbH in Köln ist zum Beispiel eine
„Ideenmanufaktur“ für Inszenierungen, Events und medi-
ale Installationen. Jeder, der schon einmal nächtliche Lang-
zeitaufnahme von Autobahnen gesehen hat, weiß, dass Au-
toscheinwerfer unter solchen Umständen als lange weiße
Striche abgebildet werden. Diesen Effekt nutzt „Lichtfaktor“,
um in wenigen Sekunden „Light-Painting-Portraits“ von Men-
schen herzustellen. Man sieht ein scharf abgebildetes Gesicht
und einen kunstvoll verwischten Hintergrund.
„Alle Fotos entstehen live und sind Unikate“, verspricht die
Manufaktur. „Eventgäste können an der Aktion kreativ teil-
haben und erhalten danach ein Andenken, das nachhaltig
Eindruck hinterlässt.“ Damit der Veranstalter auch auf seine
Kosten kommt, kann er mitbestimmen, welche Farben, Logos
und Slogans in die Fotos eingebunden werden sollen. Zum
Abschluss wird das entstandene Bild vor Ort ausgedruckt
und/oder in soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder
R
R
Glowing pix.
Die Fotowände bestehen aus Mitarbeiterporträts, die
zu Pop-Art-Kunstwerken verfremdet wurden.
Foto: www.rudi-renner.de
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