wirtschaft und weiterbildung 10/2015 - page 53

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wirtschaft + weiterbildung
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festgesetzten Kontingente. Die Unter-
stützung richte sich vielmehr nach den
Qualifizierungsbedarfen und Interessen
des Unternehmens. Mitarbeiter, die das
Auswahlverfahren erfolgreich absolviert
haben, erhielten auch einen Förderplatz,
erklärt Pressesprecherin Kathrin Schnurr.
„Unsere Mitarbeiter können das Studium
als Vollzeitstudium mit Wiedereinstellzu-
sage absolvieren oder als berufsbeglei-
tendes Studium mit dem Angebot, die
Arbeitszeit für die Dauer des Studiums
zu reduzieren.“ Daimler zahlt dabei die
Hälfte der Studiengebühren und bietet
zudem ein Begleitprogramm mit Semina-
ren zum Beispiel zum Zeitmanagement.
Das Programm werde gut angenommen.
Genauere Angaben über die Zahl der ge-
förderten Mitarbeiter gibt es nicht. Das
Unternehmen kooperiert mit mehr als 30
Hochschulen wie z.B. KIT Hector School
(Green Mobility Engineering), der Zep-
pelin Universität (Mobility Innovations)
und der Graduate School Rhein-Neckar
(Engineering Management). Dazu gehört
auch die Steinbeis School of Internatio-
nal Business and Entrepreneurship (SIBE)
mit dem Master mit „Mogel-MBA“-Op-
tion (siehe Kasten auf der übernächsten
Seite). „Wir machen seit Jahren positive
Erfahrungen mit hochmotivierten Studen-
ten, die ihr erlerntes Wissen aus den Se-
minaren der Hochschule im beruflichen
Kontext erfolgreich anwenden. Dazu
zählen auch Steinbeis-Studenten“, erklärt
die Pressesprecherin. Zu Vertragsdetails
oder Übernahmequote äußere man sich
aus Wettbewerbsgründen grundsätzlich
nicht.
Während die Studenten beim Steinbeis-
Modell der School of International Busi-
ness and Entrepreneurship (SIBE) zwei
Jahre als billige Praktikanten Projekte im
Unternehmen bearbeiten müssen, ist das
Master-Angebot an der DHBW nicht nur
fairer, sondern auch noch deutlich güns-
tiger. Müssen die Unternehmen bei SIBE
immerhin rund 24.000 Euro Studienge-
bühren zahlen, kosten die berufsbeglei-
tenden Master an der DHBW nur 15.000
Euro. Hier haben die Studenten einen
festen Arbeitsplatz. Die Präsenzzeit liegt
bei 20 Tagen pro Semester. „Das Beson-
dere ist, dass unsere Studenten wissen-
schaftliche Arbeiten auch mit beruflichen
Aufgaben verbinden“, erklärt Dekanin
Professorin Melzer-Ridinger. Das mache
ein Drittel der Prüfungsleistungen aus.
Zwei Drittel des Studiums entfallen auf
anwendungsorientierte Lehrveranstaltun-
gen und in jedem Modul gibt es Prüfungs-
leistungen, häufig eine Klausur. „Unser
Konzept ist recht einmalig und über die
langjährige Erfahrung mit dem dualen
Bachelor haben wir gute Beziehungen zu
den Unternehmen“, erklärt die Professo-
rin.
Derzeit gebe es rund 350 Studierende.
„Der Master bietet nicht nur die Chance,
sein Wissen zu vertiefen, sondern auch
zu erweitern“, erklärt Professorin Mel-
zer-Ridinger. Das werde auch häufig ge-
nutzt. Da gebe es Teilnehmer mit einem
Bachelor in Betriebswirtschaft, die ihren
Master im Bereich Wirtschaftsingenieur
machen, oder Juristen und Psychologen,
die Betriebswirtschaft draufsetzen. Dabei
biete man auch Unterstützungskurse wie
etwa eine Art Crash-Kurs in Betriebs-
wirtschaft vor dem Master-Studium an.
Inzwischen gibt es zehn Studiengänge
im Wirtschafts- und fünf im Ingenieur-
bereich. Geplant sind zudem noch ein
Studiengang in Wirtschaftsinformatik
und einer im Handel. Besonders beliebt
bei den Ingenieuren seien Studiengänge
zum Wirtschaftsingenieur und Integrated
Engineering, einer Mischung aus Maschi-
nenbau, Informatik und Elektrotechnik.
Im Wirtschaftsbereich seien Finance und
Marketing am meisten gefragt. Das größte
Wachstumspotenzial gebe es jedoch bei
dem Masterstudiengang MBM Supply
Chain Management.
Probleme mit möglichen
Betriebsgeheimnissen?
Wer einen Master an der DHBW ma-
chen will, braucht die Unterstützung
durch seinen Arbeitgeber. „Der muss
versichern, dass er das Studium organi-
satorisch mitträgt und Projekte als wis-
senschaftliche Arbeit zulässt“, erklärt die
Dekanin. Schließlich müsse der Gutachter
die Arbeiten beurteilen und da gebe es
manchmal Probleme mit dem Betriebsge-
heimnis. „Die finanzielle Unterstützung
interessiert uns nicht“, so die Professorin.
Etwa die Hälfte der Studenten werde un-
terstützt, allerdings in sehr unterschiedli-
cher Höhe. Mit der notwendigen Geneh-
migung durch den Vorgesetzten und die
Personalabteilung entschieden letztlich
die Unternehmen, ob ein Mitarbeiter an
dem Studium teilnehmen könne – auch
wenn sie nichts zahlen. „Das ist durchaus
auch eine Talentauswahl durch das Un-
ternehmen“, erklärt Professorin Melzer-
Ridinger.
Anders ist es bei der Management- und
Technologieberatung Bearingpoint. Dort
ist das Master-Studium für Bachelor-
Absolventen sogar verpflichtend und
vertraglich vereinbart. Dazu stellt das
Unternehmen seine Mitarbeiter für 30
Tage frei und übernimmt die Studien-
gebühren in Höhe von bis zu 20.000
Euro. „Durchschnittlich stellen wir in
Deutschland pro Jahr mindestens 15
neue Bachelor-Absolventen mit Master-
Vereinbarung ein, teilweise erfolgt eine
direkte Übernahme aus einem voran-
gegangenen Praktikanten-Verhältnis“,
erklärt Kai Wächter, Geschäftsführer bei
Bearingpoint in Frankfurt . „Die Tendenz
1...,43,44,45,46,47,48,49,50,51,52 54,55,56,57,58,59,60,61,62,63,...68
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