wirtschaft und weiterbildung 05/2015 - page 31

05_2015
wirtschaft + weiterbildung
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R
International.
Bei der Roche
Diagnostics GmbH stehen je nach
Bedarf unterschiedliche Länder im
Fokus der interkulturellen
Qualifizierung – hier erfahren die
Mitarbeiter mehr zu China.
Wir entschieden uns letztlich, die inter-
kulturellen Qualifizierungsmaßnahmen
in zwei Hauptbereiche zu untergliedern
(siehe auch Abbildung „Interkulturelle
Qualifizierung“ auf Seite 33):
vorbereitende Maßnahmen
zur allge-
meinen oder länderspezifischen in-
terkulturellen Sensibilisierung – noch
recht nah am früheren Schulungsalltag
aufgaben- beziehungsweise anlassspe-
zifische Maßnahmen
(„on demand“/
„just in time“) zur länderspezifischen
interkulturellen Sensibilisierung mit
klarem Fokus auf konkrete Rahmenbe-
dingungen und Anforderungen des ak-
tuellen Business – sehr individuell und
oft mit prozessbegleitendem Charakter.
Erster Maßnahmen-Bereich:
vorbereitende Trainings
Zum ersten Bereich gehören zum einen
die interkulturellen Trainings aus dem
offenen Seminarkatalog. Hierzu bieten
wir ein eintägiges Grundlagentraining für
interkulturelle „Anfänger“ (sogenanntes
„Kenner-Niveau“) an, bei dem es länder-
übergreifend um das allgemeine Bewusst-
sein für Zusammenarbeit im interkultu-
rellen Kontext geht, etwa durch Reflexion
von eigener kultureller Prägung, Selbst-
und Fremdbild, Umgang mit Stereotypen,
zentrale Kulturdimensionen und deren
Auswirkung auf den Arbeitsalltag.
Des Weiteren haben wir ein anderthalbtä-
giges (Aufbau-)Training für Fortgeschrit-
tene (sogenanntes „Könner-Niveau“)
konzipiert, bei dem ein bis zwei Länder,
in der Regel die USA und die Schweiz,
und konkrete Fallbeispiele im Fokus ste-
hen. Ergänzt wird das Training durch die
Auswertung des interkulturellen Frage-
bogens CWQ (Culture at the Workplace
Questionnaire), der auf den Kulturdimen-
sionen von Professor Geert Hofstede be-
ruht und die Selbsteinschätzung der ei-
genen kulturellen Prägung in den Kontext
zu den anderen ausgewählten Ländern
stellt.
Mit diesen Trainings werden die Teilneh-
mer in die Verantwortung genommen,
selbst die eigene kulturelle Brille abzu-
nehmen, sich anhand kleiner Simulati-
onen, ausgewählter Kulturdimensionen
(zum Beispiel Machtdistanz und Leis-
tungsorientierung oder „high“ versus
„low context“) und ihrer individuellen Er-
gebnisse des interkulturellen Fragebogens
in die für ihre Arbeit relevanten Kulturen
hineinzuversetzen. Zudem leiten die Teil-
nehmer mithilfe eines interkulturell breit
aufgestellten Trainers konkrete Verhal-
tens- und Wahrnehmungsunterschiede
ab. Ergänzt wird das Training durch eine
einstündige moderierte Skype-Session mit
einem Experten für ein vorab ausgewähl-
tes Land, das den Teilnehmern besonders
fremd ist. Mit der Skype-Session und dem
Fragebogen wird der Anforderung Rech-
nung getragen, dass in möglichst kurzer
Zeit möglichst viele Länder abgedeckt
werden sollen.
Trainer für Schulungsmaßnahmen die-
ser Art müssen erfahrene interkulturelle
Experten sein, deren Wissen über einen
Länderschwerpunkt hinausgeht. Denn
bei einem globalen Unternehmen wie die
Roche Diagnostics GmbH werden wir in
der Personalentwicklung immer wieder
mit der Anforderung konfrontiert, meh-
rere Länder in einem Training abzude-
cken. Klar muss jedoch von Anfang an
sein, dass aufgrund der kurzen Zeitdauer
lediglich eine erste Sensibilisierung für
ein konkretes Land erreicht werden kann.
Mit dieser Vorgehensweise werden zu-
nächst Grundbedürfnisse abgedeckt, die
für manche Teilnehmer ausreichend sind
oder anderen Teilnehmern erst im Trai-
ning aufzeigen, wohin die Reise eigent-
lich geht. Diese Teilnehmer gehen aus
dem Training mit konkreten Fragestellun-
gen für einen Folgetermin und ihre selbst-
gesteuerten Lernaktivitäten heraus.
Ein weiteres Beispiel sind Trainings für
einzelne Fachbereiche, die in Bezug auf
konkrete Länder mittel- und langfristig
Unterstützung brauchen und ihren Mitar-
beitern den nötigen „Werkzeugkoffer“ in
die Hand geben möchten, um kulturelle
Unterschiede (Synergien oder Konflikt-
potenziale) schneller erkennen und mit
interkultureller Kompetenz angemessen
und somit effektiver interagieren zu kön-
nen. Hierunter fallen Fachbereiche, deren
Mitarbeiter dauerhaft im interkulturellen
Kontext arbeiten und darauf effektiv vor-
bereitet werden sollen – so haben zum
Foto: Xiang Hong Liu
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