Personalmagazin 7-2018 - page 94

Kostengünstig und sicher – die Cloud ist eine interessante Al-
ternative für die Speicherung von Personaldaten. Und doch hat
sich die Cloud bislang nicht als Standard durchgesetzt. Das liegt
vor allem daran, dass sich die KMU schwer vorstellen können,
hochsensible Daten von einer Drittpartei oder im Internet spei-
chern zu lassen. „Unsere Kunden, meistens Kleinunternehmen
wie Handwerker, sind bei dem Punkt, Personaldaten in der Cloud
zu speichern, eher konservativ eingestellt. Das verändert sich
erst nach und nach“, sagt Matthias Schmidt, Produktmanager bei
Haufe-Lexware. Laut Schmidt wird es eine Weile dauern, bevor
die Cloud von der Mehrheit der KMU genutzt wird. „Helfen wird
uns hier sicher auch ein Generationswechsel bei den Anwendern
von Lohn- und Gehaltssoftware“, sagt er.
Viele Firmen bleiben skeptisch
Die Cloud-Skepsis ist auch bei der mittelständischen Union
Investment in Frankfurt deutlich wahrzunehmen. Obwohl
die Fondsgesellschaft mit rund 3.000 Mitarbeitern den Trend
zur Cloud verfolgt, bleibt sie zögerlich. „Sicherlich mögen die
Cloud-Lösungen mehr Sicherheit im Sinne der Verfügbarkeit
bieten“, sagt Sonja Albers, Bereichsleiterin Personal bei Union
Investment, „umgekehrt aber gibt es Fragen hinsichtlich der
Vertraulichkeit, da häufig der Speicherort und der Zugriff auf
die Daten nicht explizit ausgewiesen werden. Insbesondere ist
dies ein Hinderungsgrund, wenn man über die Speicherung von
Daten über Cloud-Anbieter in Drittländern nachdenkt.“
Die USA als Drittland wäre zum Beispiel für einige KMU
in Deutschland schlichtweg inakzeptabel. Man erinnert sich
schnell an die Geschichten, wonach US-Behörden unter dem
„Patriot Act“ die Möglichkeit erhielten, personenbezogene Da-
ten abzurufen. Auch der jüngste Facebook-Skandal dürfte dass
Misstrauen deutscher KMU gesteigert haben. Bei dem Vorfall
sind Daten von rund 50 Millionen Facebook-Nutzern an einen
dubiosen Wahlforscher gelangt, ohne das Wissen der Nutzer.
Allerdings: Cloud-Anbieter aus den USA haben ihren deutschen
Geschäftskunden längst zugesichert, dass ihre Daten hierzulande
gespeichert werden. Und in Deutschland herrschen sehr strenge
Datenschutzgesetze.
Für seine Cloud-Lösung arbeitet der Lohnabrechner Sage
mit dem US-Software-Giganten Microsoft zusammen. Auf die
Frage nach der Sicherheit der Lösung sagt Odin Grupe, Director
Customer Support: „Die Datenschutzvorgaben werden über den
gesamten Lohnabrechnungsprozess eingehalten und wieder-
kehrend geprüft. Dies betrifft die gesamte Prozesskette von der
Übermittlung der Daten an Sage bis zur Übersendung der Daten
an unsere Kunden.“
Für Unternehmen wie Union Investment wäre eine Garantie
für die Speicherung in Deutschland ein Schritt in die richtige
Richtung. Personalchefin Albers sagt aber, es gebe noch andere
Themen, etwa die Einräumung von Prüfungsrechten, die zu kö-
sen wären. Erst dann würde man die Cloud in Erwägung ziehen.
Andere Anbieter wie die Hamburger Software (HS) berichten,
dass viele KMU nach wie vor keine Veranlassung sehen, vom
On-Premise-Betrieb zur Cloud zu wechseln. „Für beide Lösun-
gen gibt es Vor- und Nachteile. Eine Cloud-Lösung kann etwa
bei global aufgestellten Organisationen sinnvoll sein. Unsere
Klientel aus dem KMU-Segment unterhält jedoch oft nur wenige
nationale Standorte. Zudem haben viele KMU eine bewährte
IT-Infrastruktur, für die eine Softwarewartung keine Heraus-
forderung darstellt“, sagt HS-Produktmanager Christian Seifert.
EU-Datenschutzrichtlinie macht Cloud-
Nutzung nicht einfacher
Die Nutzung der Cloud wird durch die neue EU-Daten-
schutz-Grundverordnung (DSGVO) nicht gerade einfacher.
Die Verordnung, die seit Ende Mai 2018 gilt, gewährt dem
Arbeitnehmer mehr Kontrolle über seine Daten. So muss das
Unternehmen dem Arbeitnehmer auf Anforderung mitteilen,
Cloud-Anbieter aus
den USA haben
ihren deutschen
Kunden schon längst
zugesichert, dass die
Daten hierzulande
gespeichert werden.
Foto: Noah van de Wetering on unsplash.com
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