Liebe Leserinnen und Leser,
den Bundesverband der Personalmanager (BPM) holt gera-
de ein Vorurteil ein, das er längst hinter sich gelassen hatte:
Der BPM sei nur ein Vertriebsnetzwerk der Quadriga Media
Berlin GmbH. Was ist passiert? Auf den Social Recruiting
Days, die Quadriga zusammen mit dem BPM-Magazin
„Human Resources Manager“ veranstalten will, wurde als
Keynote Speakerin Suzanne Grieger-Langer engagiert, die
sich damit brüstet, auf Grundlage von Daten „psychoge-
netische Codes“ von Menschen erstellen zu können. Ein
solches Sammeln von Daten ist nicht nur datenschutzrecht-
lich bedenklich, ihr Ansatz entbehrt auch jeglicher wissen-
schaftlicher Grundlage. Zudem hat die selbsternannte „Pro-
filerin“ auch Probleme mit der Wahrheit: Bis zuletzt führte
sie Titel, für die ihr die Qualifikation fehlen. Mehrere Mit-
glieder des BPM-Präsidiums wurden von der recherchieren-
den Journalistin darauf angesprochen, dass der BPM einer
umstrittenen Rednerin eine Bühne verschafft. Es gab keine
Reaktion, erst nach massivem öffentlichem Druck reagierte
der BPM, zog sich von der Tagung zurück und Quadriga
setzte die Keynote Speakerin ab.
Dieser Vorfall wirft nun die Frage auf, was die Aufgabe
eines Berufsverbands ist und wie die Abhängigkeiten von
BPM und Quadriga geregelt sind. Aus meiner Sicht sitzen
im BPM-Präsidium starke Persönlichkeiten, die sich ehren-
amtlich mit Herzblut für den Verband engagieren, aber
nur ein begrenztes Zeitbudget haben. An der Integrität des
Präsidiums gibt es keine Zweifel. Allerdings ist die Abhän-
gigkeit ihrer Verbandsarbeit von der Quadriga groß, die
die Geschäftsstelle des BPM betreibt, deren Publikationen
herausgibt und den Kongress managt. Das Vertrauen des
Präsidiums in die inhaltliche Kompetenz der Quadriga war
im aktuellen Fall offenbar zu groß. Das BPM-Präsidium ist
nun gefordert, eine klarere Abgrenzung des Verbands, etwa
beim Nutzen von Brand und Adressen, zu Quadriga und
deren kommerziellen Interessen zu ziehen.
Ich habe den Vorgang deshalb aufgegriffen, weil er für
mich eine exemplarische Bedeutung hat. Unter Buzzwords
wie „Big Data“ und „künstliche Intelligenz“ tummeln sich
immer wieder Scharlatane, die Innovation versprechen, die
sich aber schnell als reine Luftnummern entpuppen. Die
Berufsverbände haben hier eine größere Verantwortung als
kommerzielle Anbieter.
Reiner Straub
Herausgeber
„Berufsverbände
haben für die
Qualitätssicherung
ihrer Events mehr
Verantwortung
als kommerzielle
Anbieter.“
Titelbild: Laura Breiling, Foto: Peter Granser
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personalmagazin 10.18
Editorial