... Susanne Groth, Gründerin und Geschäftsführerin
Frage eins:
Normalerweise bekommen
Kinder das Lernen in der Schule ver-
mittelt. Warum müssen Arbeitnehmer
das Lernen neu erlernen?
Susanne Groth:
Dass Kinder das Ler-
nen lernen, ist längst nicht Usus an
allen Schulen, hält aber immer mehr
Einzug. Wenn diese Menschen dann
in die Unternehmen kommen, gilt es
zunächst eine Brücke zum berufli-
chen Lernen zu schlagen. Nach mei-
ner Erfahrung sind viele Mitarbeiter
nicht in der Lage, ihre Wissensdefizi-
te zu erkennen und Lernziele daraus
zu formulieren. Gleichzeitig gilt: Der
stetige Wandel ist mittlerweile fast
zum Alltag geworden. Trotzdem stel-
len die wenigsten Unternehmen die
Überlegung an, welchen Lernbedarf
diese Veränderungen generieren
und wie sie damit umgehen.
Frage zwei:
Haben Sie ein Beispiel?
Groth:
Bei Seminaren gibt es die
traditionelle Eröffnungsrunde mit
der Frage: Warum sind Sie da? Da
kommt ganz häufig die Antwort:
„Ich weiß nicht genau. Ich schaue
mal, was für mich dabei ist.“ Viele
Teilnehmer kommen ohne konkre-
tes Ziel. Sie haben keine Vorstel-
lungen und Erwartungen. Sie sind
nicht gut auf das Lernen vorbereitet.
Ganz oft ist es Aufgabe des Trai-
ners, überhaupt eine Erwartung zu
wecken. Nach dem Seminar kehren
die Mitarbeiter ins Tagesgeschäft
zurück, werden aber nicht von der
Führungskraft gefragt, ob ihre Lern-
ziele erreicht wurden, wie sie den
Transfer gestalten können und ob
sie hierbei Unterstützung benötigen.
Im Grunde sind hierbei vor allem die
Führungskräfte gefordert.
Frage drei:
Heißt das: Lernen ist vor-
nehmlich eine Führungsaufgabe?
Groth:
Es ist eine Führungsaufgabe
und vor allem ein Bestandteil der
Unternehmenskultur, der von ganz
oben vorgelebt werden muss. Wenn
im Unternehmen die Auffassung vor-
herrscht, dass die Mitarbeiter alles
können müssen, wenn sie eingestellt
werden, dann wird Weiterentwick-
lung gemieden. Dann werden auch
die Führungskräfte keinen Lernpro-
zess anstoßen oder begleiten. Ich
wage die These, dass viele Führungs-
kräfte ihr Lernen selber nicht reflek-
tiert haben. Sie müssen zunächst für
sich klären, welche Bedeutung sie
dem Lernen am Arbeitsplatz beimes-
sen. Danach gilt es, mit dem Team ge-
meinsam zu überlegen, wie Lernen
künftig gestaltet werden soll, wie
wichtig es ist, voneinander zu lernen,
und was das Team dafür braucht.
Drei Fragen an ...
SUSANNE GROTH,
Gründerin und
Geschäftsführerin des Corporate
Learning Unternehmens Artaro,
sagt: Führungskräfte und Mitar-
beiter müssen das Lernen neu
erlernen, damit Weiterbildung
nachhaltig wirkt und Unternehmen
innovativ und erfolgreich sind.
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05/18 personalmagazin