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TITEL
_PERSONALPLANUNG
personalmagazin 05/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
I
n einer Zeitmaschine zu sitzen, ist
für Personalplaner ein verführeri-
scher Gedanke. Sie wüssten, wie
sich die Geschäfte ihres Unterneh-
mens und der Jobmarkt in einem, zwei,
fünf oder zehn Jahren entwickeln, und
könnten schon heute die Weichen stellen,
um jederzeit die richtigen Fachkräfte am
richtigen Ort verfügbar zu haben. Das in
Bremen und München ansässige Start-up
HR Forecast spielt mit diesem Gedanken,
indem es eine „Time Machine“ als Prog-
nosewerkzeug in sein Produkt „Strategic
Workforce Planning“ integriert hat.
Der Nutzer kann anhand von ma-
kroökonomischen und unterneh-
menseigenen Daten den künftigen
Personalbedarf errechnen und visualisie-
ren. Status-quo-Analyse, Bedarfsbestim-
mung, Maßnahmen zur Bedarfssicherung,
Fortschrittskontrolle – alles aus einem
Simulationspaket, versprechen die Grün-
der Florian Fleischmann und Christian
Vetter. Mithilfe von Big-Data-Technologie
und HR-Analytics werden Jobfamilien,
Stellenbeschreibungen und Schulungs-
anforderungen beschrieben, neue Rekru-
tierungswege erkundet sowie Kosten und
Risiken transparent gemacht.
Alternative zum Beratungsmarathon
HR Forecast ist gut im Geschäft. 2013
gegründet, arbeitet das Unternehmen
unter anderem für BASF und Deloitte. So
wie HR Forecast gibt es einige Start-ups
am Markt für HR-Strategieberatung. Ihr
Konzept: digitale, anwenderfreundliche
Produkte zu überschaubaren Preisen
Von
Christoph Stehr
Lösungen für kleines Geld
MARKTCHECK.
Start-ups und Softwareschmieden versuchen, mit ihren Produkten für
die strategische Personalplanung den großen HR-Beratungen die Stirn zu bieten.
statt Beratungsmarathon, bei dem die
Consulting-Firma am Schluss viele teure
Manntage abrechnet. Die Platzhirsche,
darunter Beratungen wie Mercer, Hay
Group oder Willis Towers Watson, bekom-
men Gesellschaft: unverbrauchte, hungri-
ge Jungunternehmer. Sie setzen wie die
Großen auf Big Data und HR Analytics.
Allerdings verkaufen sich strategische
Planungslösungen nicht überall. Vor
allem dem Mittelstand geht es mehr um
Fragen des Tagesgeschäfts: Was nützt es
der Bäckerei, über ihren Personalbedarf
in fünf Jahren nachzudenken, wenn sie
keinen Auszubildenden für den nächsten
Monat findet? Deshalb unterstützen die
meisten Tools eher kurzfristige Einsatz-
planung und Ressourcenverteilung.
Ein Beispiel dafür ist „Gastromatic“,
eine webbasierte Software zur Personal-
planung in der Gastronomie. Entwickelt
wurde sie von Vertical Cloud Solution,
einem 2014 von fünf Studien- und Schul-
freunden in Darmstadt gegründeten Un-
ternehmen. Mit „Gastromatic“ erhalten
Hotels und Restaurants ein einfaches
Instrument, um personelle Engpässe
der nächsten Wochen und Monate zu
erkennen und zu beheben. Die Module
Dienstplanung, Urlaubsplanung, Ar-
beitszeiterfassung und Lohnabrech-
nung/Controlling greifen ineinander
und bieten so hohe Planungssicher-
heit. Eine Stempeluhr-App zeichnet die
Arbeitszeiten auf und hilft, die Doku-
mentationspflichten nach dem Mindest-
lohngesetz zu erfüllen.
Mit einer zwölfjährigen Historie, sechs
Büros und mehr als 100 Mitarbeitern ge-
hört Planday aus Dänemark zu den ge-
reiften Anbietern am Markt. Wichtigstes
Produkt ist ein Software-as-a-Service-Pa-
ket, das Unternehmen mit fünf bis 500
Mitarbeitern ansprechen soll. Die sechs