personalmagazin 8/2016 - page 3

ein Kreis von Dax-Personalvorständen hat das Positionspapier „Die
digitale Transformation gestalten – Was Personalvorstände zur Zu-
kunft der Arbeit sagen“ vorgelegt, das Christian Scholz exklusiv für
das Personalmagazin analysiert hat. Das Ergebnis seiner Analyse ist
klar, aber wenig schmeichelhaft: Der Saarbrücker Personalforscher
erkennt viele Denkfehler und Leerformeln (siehe Seite 52ff.).
Vor allem ein Punkt deckt sich mit meiner Erfahrung, die ich als
Zuhörer auf vielen Kon-
gressen mache: Die Digi-
talisierung wird häufig als
eine Art Tsunami beschrie-
ben, der aus Kalifornien
über uns kommt. Diesem
„Naturereignis“ (Scholz
nennt das Technikdeter-
minismus) sollen wir uns
fügen. Was beim Zuhörer
dann häufig zurückbleibt:
Hilflosigkeit. Man fühlt
sich an die Wand gedrückt.
Dieselben Leute echauffieren sich gleichzeitig über die Personal­
manager, die scheinbar nichts tun, und verstärken damit unabsicht-
lich die beklagte Situation. Hegel schrieb zwar „Wo Gefahr ist, wächst
das Rettende“, woran sich gegenwärtig viele Digitalisierungs-Apoka-
lytiker zu orientieren scheinen. Doch moderne Hirnforscher wider-
sprechen. „Wer Angst hat, kann nicht lernen“, sagte Manfred Spitzer
jüngst auf dem BPM-Personalmanagementkongress.
Der Titel des Positionspapiers redet zwar von der „Gestaltung“ der
Digitalisierung und weist damit in die richtige Richtung. Um diesen
Weg zu gehen, brauchen wir eine Abrüstung bei den pauschalen
Drohszenarien, mehr Differenzierung und mehr Beispiele für die
Umsetzung im Unternehmenskontext. Dann sind Lernfortschritte
möglich.
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EDITORIAL
08/16 personalmagazin
Liebe Leserinnen und Leser,
„Drohszena-
rien helfen
für die
Gestaltung
der Digitali-
sierung nicht weiter, sie
erzeugen Hilflosigkeit.“
Reiner Straub, Herausgeber
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