personalmagazin 5/2016 - page 58

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ORGANISATION
_ARBEITSWELTEN
personalmagazin 05/16
BURKHARD REMMERS
ist
Leiter für internationale Un-
ternehmenskommunikation
bei Wilkhahn.
durch Überlastung, sondern durch kör-
perliche Unterforderung verursacht
sind. Die Muskulatur bildet sich zurück
und der gesamte Skelett- und Gelenkap-
parat wird destabilisiert. Stressforscher
sehen in der mentalen Überlastung bei
gleichzeitiger körperlicher Unterforde-
rung eine besonders kritische Kombi-
nation: Bei Stress werden Hormone und
Neurotransmitter ausgeschüttet, die den
Organismus in Alarmbereitschaft und
die Muskulatur unter Spannung setzen.
Wird diese Disposition nicht in Bewe-
gung umgesetzt, kommt es zu dauerhaf-
ten Schädigungen des Stoffwechselsys-
tems bis hin zu depressiven Störungen
und Burnout-Syndrom.
Die Förderung körperlicher Aktivität
durch entsprechend gestaltete Raumpro-
gramme und Erschließungszonen hat
dadurch direkte, positive Auswirkungen
auf Mitarbeitergesundheit, Stressresili-
enz und betriebliche Performance. Vor
allem beim Sitzen selbst, erweist sich
die einseitige Haltungsorientierung der
Ergonomie als Sackgasse. Dass beispiels-
weise die aufrechte Sitzhaltung „richtig“
sei, hat wenig mit Gesundheit, aber viel
mit sozialen Konventionen zu tun, etwa
um Respekt zu signalisieren oder Diszi-
plin und Kontrolle zu erleichtern. Biolo-
gisch betrachtet ist jede Sitzhaltung, die
der Körper schmerzfrei einnehmen kann,
richtig und wichtig, um Gelenkfunkti-
onen und Muskulatur zu stimulieren.
Auch die Behauptung, dass sich nur kon-
zentrieren kann, wer sich nicht bewegt,
ist längst widerlegt. Hier setzen neuartige
Sitzkonzepte an, die häufige und vielfäl-
tige Bewegungen fördern. Das Zentrum
für Gesundheit hat deren Auswirkungen
auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit in
zwei Studien (2009, 2011) am Beispiel des
Bürostuhls ON vonWilkhahn genau unter-
sucht. Die Ergebnisse der vergleichenden
Feldstudie: Die Gruppe auf dreidimensio-
nal beweglichen Bürostühlen hatte nach
drei Monaten ihre Konzentrationsleistung
deutlich gegenüber der Kontrollgruppe
gesteigert – auch ihr subjektives Wohlbe-
finden verbesserte sich signifikant.
Integration statt Kompensation:
Bürowelt als Bewegungsraum
Unternehmen investieren oft viel Geld
in das „Betriebliche Gesundheitsma-
nagement“, um Mitarbeiter zu mehr
Bewegung zu animieren – mit oft über-
schaubaren Ergebnissen. Viel nahe-
liegender und wirtschaftlicher als der
Versuch, die Versäumnisse außerhalb
der Arbeitszeit zu kompensieren, wäre
es, Bewegung wieder in Räume und
Prozesse zurückzubringen. Das beginnt
bei mehr Bewegung am Schreibtisch,
führt über Besprechungen im Stehen
und körperliche Aktivierung bei Work-
shops und Seminaren bis zur bewussten
Wegeverlängerung. Neue Bürokonzepte
stellen deshalb nicht mehr den festen
Arbeitsplatz, sondern den Umgebungs-
wechsel in den Mittelpunkt: Denkerzel-
le, Meetingraum, Lounge, Café, Biblio-
thek, Projektbüro, Pausenzonen.
Ob mit Treppen, Stegen, Plätzen, ab-
wechslungsreichen „Landschaften“ oder
gezielter Lichtlenkung – im Verständnis
von Gebäuden als Bewegungsräumen
liegt einer der wichtigsten Schlüssel für
gesunde, motivierende und leistungser-
haltende Bürokonzepte.
VIDEO
In der Personalmagazin-App erklärt
Autor Burkhard Remmers, warum auch
im Sitzen das Bewegen so wichtig ist.
© YOUTUBE
Die neuen Leitbegriffe für gesunde Arbeitswelten lauten: Entzerrung statt Verdichtung,
Anreicherung statt Reduktion, Stimulation statt Restriktion, Begegnung statt Trennung.
Häufig sind Bürostühle arretiert, sodass die Investition in gesundes Bewegungssitzen
verpufft. Achten Sie darauf, dass die Mitarbeiter in den richtigen Gebrauch dynami-
scher Bürostühle eingewiesen werden.
Fördern Sie Organisationskonzepte, die mit Bewegung verbunden sind: das Telefon
auf dem Sideboard, der Papierkorb in der Raumecke, die Post am Stehpult.
Nicht der kürzeste Weg im Gebäude ist der beste, sondern der längste. Das verschafft
Bewegung und stärkt bei Begegnungen sozialen Zusammenhalt und Wissensaustausch.
Buchen Sie für Besprechungen nicht den nächstgelegenen, sondern den weiter ent-
fernten Konferenzraum.
Verwandeln Sie möglichst viele Sitzungen in „Stehungen“! Das führt zu deutlich inten-
siverer Beteiligung, kürzeren Meetingzeiten und höherer Effizienz.
Keine vorbereiteten Räume mehr: Aktivieren Sie die Teilnehmer an Schulungen und
Workshops, ihr Setting selbst zusammenzustellen.
Zentralisieren Sie technische Funktionen: Der Drucker am Schreibtisch macht nur
bequem, zudem belasten Wärme-, Geräusch- und Feinstaubemissionen zusätzlich die
Gesundheit. Gemeinschaftsdrucker sind wirtschaftlicher und sorgen für Bewegung.
Entwickeln Sie eine Kultur der Bewegung: Ob Schreibtisch oder Meeting – aufstehen,
sich strecken und ein paar Schritte gehen, bringt auch die Gedanken in Schwung.
So bringen Sie Bewegung ins Büro
AUF GEHT´S
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
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