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05/16 personalmagazin
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wichtig ist, dies ist jedoch ein wesentlich
geringerer Wert als im internationalen
Vergleich. Deutsche Unternehmen kön-
nen also mit gutem Arbeitsklima, netten
Kollegen und flexiblen Arbeitszeiten
punkten. Ebenfalls punkten können sie,
wenn sie die Eigenheiten der Zielgruppe
in punkto Karriere berücksichtigen und
entsprechende Angebote machen.
Karriere: Fachliche Entwicklung
wichtiger als Aufstieg
Fachliche Entwicklung ist den IT-Spe-
zialisten deutlich wichtiger als hie
rarchischer Aufstieg. 68,2 Prozent der
Entwickler möchten im Job gerne neue
Technologien erlernen und 59,7 Prozent
möchten „etwas Neues entwickeln“. Da-
gegen sagten nur 20 Prozent, dass sie
gern befördert werden würden.
Schon beim Berufseinstieg haben IT-
Spezialisten einen Karriereplan, der
anders aussieht als in anderen Berufs-
feldern. Das hat jüngst auch eine Studie
des Karriereportals „Get in IT“ sowie der
Hochschule für Technik, Wirtschaft und
Kultur in Leipzig (HTWK) gezeigt. Für
die Studie „Get started 2015“ wurden
mehr als 1.300 IT-Berufsstarter befragt.
Für 63 Prozent sind fachliche Entwick-
lungsmöglichkeiten für IT-Berufsstarter
das entscheidende Kriterium bei der
Jobsuche und erster Beleg für die Attrak-
tivität eines Arbeitgebers. Mit großem
Abstand folgen Faktoren wie internatio
nale Ausrichtung des Arbeitgebers (17
Prozent) oder flache Hierarchien (12
Prozent). „Das ist in dieser starken Aus-
prägung durchaus ein Alleinstellungs-
merkmal von IT-Absolventen“, erklärt
Peter M. Wald, Professor für Personalma-
nagement an der HTWK Leipzig.
Arbeitgebermarke und Recruiting-
maßnahmen darauf ausrichten
Im Wettbewerb um die begehrten IT-
Kräfte sind also vor allem jene Arbeit-
geber am besten aufgestellt, die die
fachliche Entwicklungsperpektiven in
den Mittelpunkt ihrer Personalmar-
keting- und Recruitingmaßnahmen
stellen. Zwar steht für 29 Prozent der
IT-Kandidaten ein unbefristeter Arbeits-
vertrag mit angemessenen Sozialleis-
tungen im Fokus, weitere 28 Prozent le-
gen aber den größten Wert auf fachliche
Weiterbildungen, die individuell auf sie
zugeschnitten sind. Im Vergleich dazu
sind Führungskräfteprogramme nur
für neun Prozent interessant. Letztlich
sprechen nur 16 Prozent der Teilnehmer
davon, als primäres Karriereziel einmal
eine Führungslaufbahn einschlagen zu
wollen, während es 30 Prozent in ihrem
Berufsleben am wichtigsten ist, inno-
vativ etwas zu bewegen und weitere 24
Prozent in erster Linie ein Experte auf
ihrem Gebiet werden möchten.
Praxis: Wie sich ein Mittelständler als
attraktiver Arbeitgeber positioniert
„Wir bieten Karrierechancen, die nicht
nur auf eine Führungslaufbahn ausge-
richtet sind, sondern auch Fachkompe-
tenz in Spezialgebieten fördern“, sagt
Roland Hofstetter, Geschäftsführer von
Diamant Software. Das mittelständische
Unternehmen bietet Spezialsoftware für
das Rechnungswesen an und ist sehr er-
folgreich dabei, sich im Wettbewerb um
IT-Fachkräfte neben den bekannten Ar-
beitgebermarken wie Google, SAP oder
Microsoft zu behaupten. Diamant setzt
auf langjährige Mitarbeiterbindung und
stellt dementsprechend Nachhaltigkeit
und langfristige Entwicklungsperspek-
tiven in den Mittelpunkt seiner Arbeit-
gebermarke. Ein Punkt, der auch Frauen
verstärkt anzieht. Deshalb hat Diamant
Software auch nicht, wie viele andere
IT-Unternehmen mit „Frauenmangel“
zu kämpfen. Wie sich der Mittelständler
sonst noch als attraktiver Arbeitgeber
positioniert, lesen Sie im Interview auf
den folgenden Seiten.
Junger Informatiker: Seine
Karrierepläne sehen anders aus
als in anderen Berufsgruppen.
Programmierer programmieren am liebsten.
Was macht Softwareentwickler also zufrieden
im Job? „Mehrmals täglich Code einchecken“,
sagen 60 Prozent.
Quelle: Stack-Overflow-Entwicklerumfrage 2016