personalmagazin 06/2016 - page 55

55
06/16 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
rungsunternehmens im Firmenkunden-
geschäft, denn wenn die Arbeitnehmer
unzufrieden mit Service und Leistungen
sind, hat die bKV ihre Aufgabe verfehlt.
personalmagazin:
Welche Bausteine emp-
fehlen Sie im Sinne eines nachhaltigen
Gesundheitsmanagements besonders?
Gent:
Grundsätzlich empfehlen wir un-
seren Kunden, also Arbeitgebern und
Arbeitnehmern, dem Thema Prävention
und Vorsorge auch im psychischen Be-
reich besondere Beachtung zu schenken.
Auf diese Weise lassen sich sicherlich in
einigen Fällen langwierige Krankheiten
verhindern, Behandlungschancen erhö-
hen und Kosten einsparen. Eine umfäng-
liche betriebliche Vorsorge sollte Maß-
nahmen zur Stressprävention beinhalten,
denn psychische Erkrankungen nehmen
weiter zu. Im besten Fall lassen sich die
Vorsorgeleistungen auch noch mit dem
betrieblichen Gesundheitsmanagement
des Unternehmens kombinieren.
personalmagazin:
Sollten Unternehmen für
Beschäftigte unterschiedlicher Hierar-
chieebenen auch unterschiedliche bKV-
Programme anbieten?
Gent:
Ja, das ist sinnvoll. Unterschiedliche
Bedürfnisse verlangen nach unterschied-
lichen Lösungsansätzen. Wir arbeiten
dafür beispielsweise mit einem Baukas-
tensystem in zehn Modulen, die sich indi-
viduell anpassen lassen. Wir nutzen das
auch selbst, ein Beispiel sind spezielle
medizinische Vorsorgeprogramme für
unsere Abteilungsleiter.
„Nachholbedarf im Mittelstand“
INTERVIEW.
Noch werden betriebliche Krankenversicherungen (bKV) wenig genutzt.
Hanse-Merkur-Vorstand Andreas Gent über Gründe und zukünftige Chancen.
personalmagazin:
Sind die betrieblichen
Krankenzusatzversicherungen bei den
Unternehmen als Benefit-Möglichkeiten
angekommen?
Andreas Gent:
Die betriebliche Kranken-
versicherung ist gegenwärtig ein recht
zartes Pflänzchen, das sich erst noch ent-
wickeln muss. Gerade der Mittelstand,
die Säule unserer Marktwirtschaft, in
dem die meisten Menschen arbeiten, hat
noch großen Nachholbedarf sowohl im
betrieblichen Gesundheitsmanagement
als auch in der betrieblichen Kranken-
versicherung. Das ist umso erstaunli-
cher als sich die bKV als ein Instrument
der Mitarbeitergewinnung und Mitar-
beiterbindung geradezu anbietet. Die
Unternehmen kämpfen heute ja bereits
um Talente. Hier sehe ich die bKV als
Chance.
personalmagazin:
Die trotzdem offensicht-
lich noch nicht genutzt wird - wie schät-
zen Sie die weitere Entwicklung ein?
Gent:
Es ist der doppelte Mehrwert, der
die bKV für Unternehmen jedweder Grö-
ße so interessant macht: Der Arbeitge-
ber tut seiner Belegschaft etwas Gutes,
während er gleichzeitig Ausfalltage und
das Risiko von Langzeiterkrankungen
reduziert. Die weitere Entwicklung der
bKV schätze ich deshalb sehr positiv
ein – die bKV ist schlicht ein überzeu-
gendes Instrument im Wettbewerb um
gutes Personal. Auch das Marktumfeld
stimmt: Zusatzversicherungen werden
bei sinkenden Kassenleistungen immer
wichtiger, genauso wie die betriebliche
Gesundheitsförderung für immer ältere
Belegschaften in Zeiten des demografi-
schen Wandels. Sicherlich gäbe es noch
einen größeren Impuls, wenn auch der
Gesetzgeber die bKV fördern würde.
personalmagazin:
bKV-Angebote unterschei-
den sich zum Teil erheblich. Auf was
sollte ein Arbeitgeber achten?
Gent:
Neben dem Preis-Leistungsverhält-
nis der Tarife sollte der Arbeitgeber vor
allem auf die Rahmenbedingungen ach-
ten: Gibt es einheitliche Beiträge für alle
Altersstufen im Unternehmen? Lassen
sich die Tarife auch nach dem Ausschei-
den aus dem Betrieb fortführen? Das
sind wichtige Fragen für die betrieb-
liche Kalkulation und die Akzeptanz
unter den Arbeitnehmern. Sehr wich-
tig ist auch die Expertise des Versiche-
Das Interview führte
Katharina Schmitt.
DR. ANDREAS GENT
ist Mitglied des
Vorstands der Hanse Merkur Versicherungs-
gruppe.
1...,45,46,47,48,49,50,51,52,53,54 56,57,58,59,60,61,62,63,64,65,...92
Powered by FlippingBook