DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 5/2016 - page 65

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Konfliktherde zu erläutern. Sie benötigen ein Ver-
ständnis für die Mieter und ihre kulturellen Hin-
tergründe, umauf diese situativ gut eingehen und
vermitteln zu können. Auf Grundlage des Wissens
können Lösungswege für das harmonische Mitei-
nander erarbeitet werden.
Förderung interkultureller Kompetenzen
Es ist zunächst wichtig, sich über das eigene Kul-
turverständnis bewusst zu werden. Um imnächs-
ten Schritt ein Verständnis für andere Kulturen
zu erhalten, ist es hilfreich, die Herkunftsländer
in Hinblick auf
• den Umgang mit Zeit, Zeitplanung und Zeit-
empfinden,
• die Art und Weise, wie Informationen ausge-
tauscht werden,
• den Umgang mit den Themen Macht und Hier-
archie,
• die Besonderheiten der Gesellschaftsformen
– z. B. im Bezug auf Individualismus und Kol-
lektivismus sowie Risikobereitschaft und Un-
sicherheitsvermeidung2.
zu betrachten und sich ausgehend davon für die
jeweiligen Unterschiede zu sensibilisieren. Mit
diesemBewusstsein können Fach- und Führungs-
kräfte achtsamer handeln und kommunizieren.
Weiterbildungsangebote
Mit einerWeiterbildung imBereich interkultureller
Kompetenzen erhaltenMitarbeiter vonWohnungs-
unternehmen vor allempraktische Tipps und Infor-
mationen für die direkte Anwendung im Berufs-
alltag. So ist es z. B. bei Mietern aus demarabischen
Raum sehr wichtig, zunächst ein Vertrauensver-
hältnis aufzubauen. Mitarbeiter sollten in ihrem
Terminkalender für das ersteGespräch dahermehr
Zeit einräumen und eine kleine Aufmerksamkeit
mitbringen. Dies könnte z. B. eine Begrüßungsmap-
pe „Wohnen in Deutschland“ sein. In unterschied-
lichen Sprachen undmit Bildern illustriert, legt sie
den Grundstein für ein harmonisches Miteinander.
In Seminaren besprechen die Teilnehmer beispiels-
weise Fallbeispiele aus der Praxis und erarbeiten
gemeinsam Kommunikations- und Integrations-
strategien. So können z. B. bebilderte Hausord-
nungen Sprachbarrieren überwinden und Paten-
schaften zwischen Bestands- und Neumietern
Vertrauen schaffen. Sinnvoll kann auch der Aufbau
eines „Dolmetscher-Netzwerkes“ aus der Mieter-
schaft sein oder die Einbindung von karitativen
oder öffentlichenNetzwerken. Wichtig ist es auch,
das Wohnumfeld zu betrachten und innerhalb des
Quartiers interkulturell zu vermitteln. Die ersten
Wohnungsunternehmen bilden dafür Integrations-
lotsen aus – dies sind zumeist Sozialarbeiter mit
einem interkulturellen Hintergrund.
Gegenseitiges Verständnis und Integration beginnen bei der Sprache.
Mit einem von Haufe New Times entwickelten Zeigebüchlein
können ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingshilfe oder
Flüchtlinge direkt unterstützt werden. Illustrationen
zeigen und benennen die wichtigsten Alltagsgegenstände
zu den Themen wie Familie, Geld, Medizin, Kleidung und
Ernährung. Im Sozialmanagement oder in der Vermietungs-
abteilung einiger Wohnungsunternehmen ist die Broschüre
ein willkommenes Kommunikationsmittel. Als Handreichung
untermauert sie eine Willkommenskultur und hilft, Barrieren
abzubauen. Die Mitarbeiter setzen damit ein Zeichen interkul-
tureller Kompetenz und für eine Unternehmenskultur, die auf
einer offenen Gesellschaft beruht. Einfach, klar, verständlich,
ohne viele Worte.
„Willkommen“, 32 Seiten, farbig, DIN A6, Bestellmöglichkeit:
ZEIGEBÜCHLEIN „WILLKOMMEN“ FÜR FLÜCHTLINGE
1
Jürgen Bolten. In: L. R. Tsvasman (Hg.): Das große
Lexikon Medien und Kommunikation. Würzburg
2006, 163-166. Hier S. 163.
2
In Anlehnung an die Theorie der fünf Kulturdimen-
sionen von Geert Hofstede sowie der Kulturtheorie
von Edward T. Halls.
Flüchtlingskoordinator in der Wohnungswirtschaft.
Seminarreihe ab dem 25. April 2016
Fremde Kulturen im Wohnungsbestand – Schlüsselrolle
Hausmeister. Seminar am 9. Juni 2016
Migranten, Asylbewerber und
Flüchtlinge: Umgang mit einer
wachsenden Zielgruppe.
Seminar am 20. September 2016
EBZ-WEITERBILDUNGSANGEBOTE
Weitere Informationen:
www-e-b-z.de/interkulturellekompetenzen
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
HERKUNFTSLÄNDER DER FLÜCHTLINGE (JANUAR 2016)
Syrien, Arab. Republik
Irak
Ungeklärt
Eritrea
Afghanistan
Iran
Balkan
Pakistan
Sonstige
54
13
10
5
8
6
1
1
2
Quelle: BAMF; alle Angaben in Proze t
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