DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 5/2016 - page 63

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kunftsländern mit großer Bleibewahrscheinlich-
keit (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Sri Lanka,
Syrien - siehe Grafik oben) befasst. Der Anteil der
Flüchtlinge, die in ihremHeimatland keine Schule
besucht haben, liegt bei 16%. Mehr als die Hälfte
der Flüchtlinge ist aber länger als zehn Jahre zur
Schule gegangen. Eine Berufsausbildung zumin-
dest begonnen haben 38% dieser Flüchtlinge. Der
Anteil der Flüchtlinge, die weder eine Ausbildung
begonnen noch eine Schule besucht haben, liegt
bei rund 13%.
Der Anteil der höher Qualifizierten liegt bei 10%,
wobei dieser Anteil bei den Flüchtlingen aus Af-
ghanistan mit fast 13% am höchsten ist.
85% wollen in Deutschland bleiben
Von denjenigen, die ein Bleiberecht haben, möch-
ten 85%gern für immer in Deutschland leben. Die
anerkannten Asylbewerber kommen nach drei Mo-
naten in den SBG-II-Rechtskreis. Das heißt: Sie
erhalten die gleichen Leistungen wie Bedarfsge-
meinschaften. Damit übernehmen die Kommunen
die angemessenen Kosten für Unterkunft und Hei-
zung. In der Befragung des BAMF zeigt sich auch,
dass fast die Hälfte der anerkannten Flüchtlinge
und Asylanten inzwischen berufstätig ist oder in
einer Ausbildung (9%). Von den Berufstätigen
sind 27% geringfügig beschäftigt, etwas mehr
als die Hälfte haben eine Vollzeitbeschäftigung.
Migranten in Deutschland –
als Mieter unzufriedener
Zur Orientierung, wie sich die zukünftige Nach-
frage der Flüchtlinge in Deutschland entwickeln
wird, kann man Informationen über Migranten,
die bereits in Deutschland wohnen, heranziehen:
Studien von Analyse & Konzepte zeigen, dass sich
migrantisch geprägte Haushalte sehr stark an tra-
ditionellen Werten orientieren.
Haushaltsgrößen und in der Folge die Bele-
gungsdichte der Wohnungen liegen etwas höher
als bei Haushalten ohne Migrationshintergrund.
Die durchschnittliche Wohnfläche beträgt dabei
44,7 m2 (Haushalte ohne Migrationshintergrund:
53,9 m2). Gleichzeitig liegt die durchschnittli-
che Miete mit 7,82 €/m2 etwas höher als bei den
anderen Haushalten (7,48 €/m2). Die Wohnzu-
friedenheit liegt bei Haushalten mit Migrations-
hintergrund deutlich niedriger als bei Haushalten
ohne Migrationshintergrund.
Deutlich angewachsen ist in den letzten Jahren
die Gruppe der Eigentümer unter den Haushal-
ten mit Migrationshintergrund. Sie lag 2010 bei
fast 13%.
Wohnungsunternehmen und Flüchtlinge
Zahlreiche Wohnungsunternehmen haben inzwi-
schen Erfahrungen mit der Unterbringung von
Flüchtlingen gesammelt, etwa durch die Bele-
gung von Leerwohnungen. Diese Erfahrungen
waren überwiegend positiv.
Gerade imHinblick auf die zu erwartenden demo-
grafischen Veränderungen liegt hier eine große
Chance. Denn wer die neuen Nachbarn heute gut
integriert, bindet sie als Mieter für morgen. So
kann sich die Unterbringung von Flüchtlingen
langfristig auch wirtschaftlich auszahlen.
Räumliche und menschliche Integration
Für ihr weiteres Leben haben die Befragten der
Flüchtlingsstudie des BAMF vor allem einen
Wunsch: berufliche Integration (47%der Nennun-
gen), gefolgt von demWunsch nach „persönlicher
Erfüllung und einem guten Leben“ (26%).
Dafür spielen die Wohnsituation und die Integ-
ration in die Nachbarschaft eine wichtige Rolle.
Hier können Wohnungsunternehmen die Integra-
tion der Flüchtlinge unterstützen, indem sie eng
mit den Kommunen und Wohlfahrtsverbänden
zusammenarbeiten. Konkrete Maßnahmen helfen
den neuen Mietern, sich leichter in die Nachbar-
schaft einzufügen. Dabei hat es sich bewährt,
die Hausgemeinschaft auf die neuen Nachbarn
vorzubereiten. Sie können kleine Aktionen im
Stadtteil anregen, um eine Willkommenskul-
tur in der Nachbarschaft zu schaffen. In diesem
niedrigschwelligen Rahmen fällt es den neuen
Nachbarn leichter, sich kennenzulernen. Zudem
hat es sich bewährt, Hausordnung und Informa-
tionsschriften in verschiedenen Sprachen her-
auszugeben, sodass alle Mieter diese verstehen
und sich auf allgemeingültige Regeln beziehen
können. Außerdem können die Unternehmen
die Integration der Flüchtlinge vereinfachen,
indem sie Nachbarschaftstreffs und Sozialräume
anbieten, in denen sich die Mieter treffen und
gemeinsam etwas unternehmen können. Hier
sind auch private Unterstützungsangebote und
Patenschaften sinnvoll.
BLEIBEABSICHTEN
Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, BAMF-Flüchtlingsstudie 2014
Afganistan
Irak
Syrien
Alle sechs HKL
Angaben gerundet in %
0
100
60
80
40
20
Für immer
länger als 2 Jahre, aber nicht für immer
Noch max. 2 Jahre Sonstiges/keine Angabe
Weiß nicht
Wohnkonzept
Mit Migrationshintergrund Ohne Migrationshintergrund
Konventionell
7,7%
18,7%
Kommunikativ
21,5%
14,1%
Häuslich
27,2%
22,4%
Anspruchsvoll
21,8%
26,5%
Bescheiden
13,1%
14,2%
Funktional
8,7%
4,2%
WOHNKONZEPTE VON HAUSHALTEN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND
Quelle: Analyse & Konzepte
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
9
9
22
13
1
89
88
2
85
1
1
1
2
1
76
1...,53,54,55,56,57,58,59,60,61,62 64,65,66,67,68,69,70,71,72,73,...84
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