Controller Magazin Special 2017 - page 23

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Belieferung und Qualität welcher Daten
verantwortlich? Wie sieht ein Data Lifecycle
Management aus?
CM Special:
Die Visualisierung der Repor-
ting-Inhalte spielt eine wesentliche Rolle.
Worauf muss besonders geachtet werden?
Hagen:
Grundsätzlich sollte die Darstellung
von Reporting-Inhalten einem definierten
Standard folgen. Hierfür bieten die Interna-
tional Business Communication Standards
(IBCS) eine Grundlage, welche übernommen
oder gegebenenfalls auch um individuelle
Bedürfnisse im Unternehmen erweitert
werden können. Mit den „SUCCESS“-Regeln
werden in IBCS zudem wesentliche Visuali-
sierungsanforderungen beschrieben. Hierzu
gehören unter anderem die Verwendung
einfacher und klarer Darstellungen („Sim-
plify“), das Verdichten von Informationen
(„Condense“) oder die Verwendung einheit-
licher Symbole und Farben („Unify“).
CM Special:
Zusätzliche externe Informa-
tionen werden nimmer wichtiger. Wo
bekommen Unternehmen diese her?
Hagen:
Heute existieren eine Vielzahl von
Dienstleistern, die allgemeine Informationen
zu beispielsweise Demografie, wirtschaftlicher
Entwicklung oder auch für spezifische Bran-
chen zur Verfügung stellen. Darüber hinaus
werden zunehmend Dienste angeboten, die
Daten für spezifische Use Cases, wie das Sup-
ply Chain Risiko Management, sammeln und
aufbereitet anbieten. Daneben haben Unter-
nehmen eigene Lösungen zu entwickeln, die
es ermöglichen das Internet (Social Media,
Foren, Websites usw.) nach relevanten Infor-
mationen zu durchforsten („Web Crawling“).
CM Special:
Woran liegt es, dass die mei-
sten Reportings eher vergangenheitsbezo-
gen sind als Prognosen für die Zukunft zu
liefern?
Hagen:
Auch heute werden in Berichten
neben Ist- auch umfassende Plan-, Forecast-
oder Prognosedaten genutzt. Allerdings
stellt es sich heute oftmals als zu aufwändig
dar, jedes Detail auszuplanen bzw. zu pro-
gnostizieren oder Prognosen stets aktuell zu
halten, so dass nicht für alle Bereiche rele-
vante Informationen vorliegen. Aufgrund der
zunehmende Verfügbarkeit von ausgereiften
Vorhersagemodellen, welche eine Vielzahl
von relevanten Einflussgrößen berücksichti-
gen, auch in Standard-Software, ist damit zu
rechnen, dass sich diese Detaillierung kurz-
fristig ändern und somit die Relevanz von
Prognosen im Berichtswesen steigt.
CM Special:
Mit einem Reporting regelmä-
ßig den Gesamtüberblick über das eigene
Unternehmen, Mitbewerber und den Welt-
markt zu erhalten – kann das ein Manage-
ment Reporting überhaupt leisten?
Hagen:
Der Anspruch des Management
Reports sollte und muss es sein, alle für
Entscheidungen relevanten Informationen
bereitzustellen. Dabei leisten moderne Tech-
nologien, die es ermöglichen interne und
externe Daten integriert zu betrachten, einen
wertvollen Beitrag und dienen als Enabler.
CM Special:
Warum wird Mobile Reporting
noch so wenig genutzt?
Hagen:
In vielen Unternehmen sind bis
heute Mobile Reporting-Möglichkeiten
nicht gegeben. Das Mobile Reporting wird
in vielen Fällen als Zusatzanforderung und
Zusatzleistung (Nive-to-have) betrachtet,
wobei die Basisanforderung (Must-have)
weiterhin in der Bereitstellung von gedruck-
ten oder über den Computer zugreifbaren
Berichten, Dashboards oder Reporting-An-
wendung liegt. In der Vergangenheit stellte
die (technische) Bereitstellung eines Mobile
Reportings daher einen Zusatzaufwand dar.
Aufgrund der aktuellen technologischen
Entwicklungen ist damit zu rechnen, dass
bereits kurzfristig eine strikte Trennung zwi-
schen diesen beiden Formen obsolet ist.
CM Special:
Wohin gehen die Trends beim
Management Reporting?
Hagen:
Ein wesentlicher Trend im Manage-
ment Reporting stellt die Einführung ver-
bindlicher Darstellungs- und Visualisierungs-
richtlinien in Form von Notationskonzepten
z. Bsp. auf Basis des IBCS-Regelwerks dar.
Weitere Trends liegen trotz der genannten
Hürden in der Nutzung mobiler Endgeräte,
wie Smartphones oder Tablets, in der Inte-
gration externer Daten auf Basis von Big
Data Analytics und auch die Bereitstellung
von Self Service-Funktionalitäten. Zudem
wird ein Ist-Daten bezogenes Reporting
weiter durch den Vergleich von Forecasts
und Prognosen ersetzt. Längerfristig gese-
hen ist damit zu rechnen, dass die durch
das Reporting zu unterstützenden Entschei-
dungen mehr und mehr durch Algorithmen
oder Machine Learning substituiert werden.
CM Special:
Vielen Dank für das Gespräch!
Buchtipp
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978-3-648-09263-7
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