CONTROLLER Magazin 4/2015 - page 37

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Bei der Kalkulation der Herstellkosten werden
die Rüstzeiten in der Regel in Form von Fix-
werten für den Rüstaufwand kalkuliert. Die re-
alen Rüstaufwendungen hängen aber davon
ab, von welchem Vorgängerprodukt auf wel-
chen Nachfolger gerüstet wird. In unserem
Beispiel beträgt die minimale Rüstzeit 10 Se-
kunden, die maximale Rüstzeit 240 Sekun-
den. Zur Erfassung der realen Rüstaufwen-
dungen ist die Fertigungsreihenfolge zu Grun-
de zu legen. Die Rüstkosten sind ist also nicht
nur eine Funktion der Losgröße, sondern auch
der Fertigungsreihenfolge.
Neben den Rüstaufwendungen entstehen bei
der Montage von variantenreichen Produkten
an einer Montagelinie beispielweise Taktver-
luste. Taktverluste sind Wartezeiten, die da-
durch entstehen, dass die Montagezeiten der
einzelnen Arbeitsplätze unterschiedlich hoch
sind. Monteure an einem Arbeitsplatz mit ge-
ringeren Arbeitsinhalten warten auf Monteure
mit umfangreicheren Arbeitsinhalten. Selbst-
verständlich wird bei der Gestaltung der Ar-
beitsplätze und der Festlegung der Arbeits-
inhalte versucht die einzelnen Taktzeiten mög-
lichst auszugleichen.
Mit zunehmender Anzahl an Produktvari-
anten besteht die Gefahr von unterschied-
lichen Arbeitsinhalten und Arbeitsumfän-
gen an den einzelnen Arbeitsplätzen.
Die-
sen Zusammenhang veranschaulicht Abbil-
dung 6 am Beispiel von drei Mitarbeitern (MA1
bis MA3) in der Montage, die drei unterschied-
liche Gerätetypen montieren.
In der Abbildung 6 ist gut zu erkennen, dass
die einzelnen Mitarbeiter jeweils abhängig von
dem Gerätetyp unterschiedliche Arbeitsum-
fänge erledigen. Mit der zunehmenden Anzahl
an Varianten und abhängig von der Ausstat-
tung der Arbeitsplätze, der Qualifikation der
Mitarbeiter sowie der zu verbauenden Ge-
räteumfänge wird es immer schwieriger die
Arbeitsinhalte auf die einzelnen Arbeitsplätze
gleich zu verteilen. Mit der steigenden Anzahl
an Varianten erhöhen sich in der Regel die
Taktverluste in der Montage.
Darüber hinaus kommt mit der zunehmenden
Anzahl an unterschiedlichen Produktvarianten
ein anderer Effekt zum Tragen (vgl. Abbildung
7). Die Montagelinie kann also nicht mehr ge-
zielt für einen Gerätetyp ausgestattet und opti-
miert werden. Sie muss so gestaltet sein, dass
eine Vielzahl an Produkten montiert werden
kann. Dieser Kompromiss wird in der Regel
durch eine verringerte Produktivität in der Mon-
tage erkauft.
Die Erfassung der Variantenaufwendungen
setzt ein tiefgreifendes Verständnis über die
Zusammenhänge in den Fachbereichen und
viel Erfahrung voraus. Schließlich wirken sich
vermeintliche Kleinigkeiten ganz erheblich auf
die Produktivität oder die Arbeitsleistung aus.
Deshalb ist es zu der Erfassung der Aufwen-
dungen besonders wichtig die Wechselwirkun-
gen zwischen Produktvarianten und den Auf-
wendungen im Prozess zu verstehen. Das Ver-
ständnis über die Zusammenhänge und die
Abb. 8: Möglichkeit zur Optimierung
Fachseminare
Prozesskostenrechnung:
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Logistik-Controlling:
09. – 11. Nov.
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