WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 26/2019 - page 3

JAHRESSTATISTIK
Neubau in Deutschland kommt nicht voran –
schlechte Bedingungen sind der Grund
Berlin – Im Jahr 2018 haben die GdW-Unternehmen rund 25.000 neue Wohnungen fertig gestellt. Das waren vier Prozent
mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg ist allerdings weit weniger hoch als im Jahr 2017. Damals wurden noch 19,4 Prozent
mehr Wohnungen gebaut. Diese und weitere Zahlen verkündete Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der
Wohnungswirtschaft GdW, anlässlich der Jahrespressekonferenz am 17. Juni 2019 in Berlin.
Trotz deutlich gestiegener Neubauinvesti-
tionen konnten mit der um 18,7 Prozent
höheren Investitionssumme schlussendlich
nur rund 1.000 Wohnungen mehr als im
Vorjahr erstellt werden. Damit spiegeln die
Fertigstellungszahlen der GdW-Unterneh-
men die stark steigenden Baukosten wider.
Insgesamt haben die GdW-Unternehmen
2018 bundesweit rund 32 Prozent aller
neuen Mietwohnungen gebaut. Für das
Jahr 2019 planen die GdW-Unternehmen
den Neubau von rund 35.000 Wohnun-
gen. Das wäre ein Plus von mehr als 40 Pro-
zent. Allerdings hängt diese Planzahl stark
von den politischen Rahmenbedingungen
ab. Denn auch in diesem Jahr konnten die
Unternehmen die Planzahlen am Ende auf-
grund der schlechten Bedingungen für den
Wohnungsneubau nicht vollständig umset-
zen.
„Die Schwerpunkte des Wohnungsneu-
baus der GdW-Unternehmen lagen im Jahr
2018 in den Verdichtungsräumen Berlin,
Hamburg, Köln, München und Frankfurt
am Main. Aber auch Stuttgart, Hanno-
ver, Lübeck, Karlsruhe, Rostock, Potsdam,
Nürnberg, Düsseldorf und Münster gehö-
ren zu den Gebieten, wo die GdW-Unter-
nehmen besonders auf Neubau setzen.
Allein in den genannten Schwerpunktregi-
onen entstehen derzeit die Hälfte aller von
GdW-Unternehmen gebauten Wohnein-
heiten“, erläuterte Gedaschko.
Baugenehmigungen wieder rückläufig
Im Jahr 2018 wurde in Deutschland der Bau
von 346.810 Wohnungen genehmigt. Das
sind leicht weniger als noch im Vorjahr –
das Minus beträgt 0,3 Prozent. Die Bau-
genehmigungen sind damit nach einem
kleinen Hoch mit über 375.400 Geneh-
migungen in 2016 in der Tendenz weiter
rückläufig und bleiben erneut hinter den
benötigten 360.000 Wohnungen pro Jahr
zurück.
Ein Blick auf die tatsächlich fertig gestellten
Wohnungen zeigt: Mit rund 286.000 Woh-
nungen blieb die Zahl der Fertigstellungen
auch 2018 hinter den Erwartungen zurück.
Die Fertigstellungen von Mietwohnungen
im Mehrfamilienhausbau sind zwar um 9,2
Prozent angestiegen – allerdings wurden
auch 2018 mit rund 69.000 Mietwohnun-
gen nur knapp die Hälfte der eigentlich not-
wendigen Anzahl von 140.000 preisgüns-
tigen Mietwohnungen gebaut. Das zeigt,
dass der Wohnungsbau weiterhin nicht
ausreichend in Schwung kommt. „Über-
einstimmende Berechnungen haben erge-
ben, dass momentan bei einem Zuwan-
derungsplus von fast 390.000 Personen
mindestens 360.000 Wohnungen jährlich
gebaut werden müssten. Allein in den ver-
gangenen zwei Jahren wurden also knapp
150.000 Wohneinheiten zu wenig fertigge-
stellt“, erläuterte Gedaschko. Die kürzlich
veröffentlichten Baugenehmigungszahlen
für das erste Quartal 2019 geben hier auch
wenig Hoffnung, dass sich dieser Trend ent-
scheidend ändert – denn die Baugenehmi-
gungen waren hier erstmals auch im Mehr-
familienhausbereich wieder rückläufig.
Wohnungsbau 2018 – zwischen
Bedarf und Realität
Während eigentlich insgesamt 360.000
neue Wohnungen pro Jahr gebraucht
würden, wurden 2018 nur 286.000 neue
Wohnungen fertig gestellt. Das sind nur 79
Prozent des eigentlichen Bedarfes. Noch
schlechter sieht es bei den Mietwohnungen
insgesamt aus. Hier sind statt der benötig-
ten 140.000 preisgünstigen Wohnungen
am Ende nur 69.000 und damit 49 Pro-
zent fertig gestellt worden. Betrachtet man
nur die Bautätigkeit im geförderten sozia-
len Wohnungsbau, so sinkt der Bedarfs-
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Sowohl die Baugenehmigungen als auch die Baufertigstellungen von Wohnungen in Deutschland
reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken.
Auch der Blick in die Bilanzen im Miet- und Sozialwohnungsbau zeigt: Der Neubau reicht bei wei-
tem nicht aus.
Quelle: GdW-Jahresstatistik
Quelle: GdW-Jahresstatistik
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