WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 7/2017 - page 5

AUS DEN VERBÄNDEN
raumförderung des Landes ein gutes Ins-
trument, um weiteren Mietenanstieg zu
begegnen. Gleichzeitig mahnt er aber Kon-
tinuität an: „Bund und Land müssen sich
dazu bekennen, die soziale Wohnraumför-
derung auch in den kommenden Jahren
mit hohem Mitteleinsatz fortzuführen.“
Tausendpfund und Rychter sehen noch
weitere Stellschrauben, die beeinflussen,
ob mehr Mietwohnungen entstehen wer-
den: „Bauland muss von den Kommunen
schnell und vorzugsweise im Wege von
konzeptionellen Vergaben bereitgestellt
werden, Baugenehmigungen sind zügig
zu erteilen. Bund und Länder stehen in der
Verantwortung, die Baupreisspirale nicht
weiter nach oben zu drehen, das heißt vor
allem keine neuen und höheren Steuern
und keine weitere Verschärfung der Ener-
gievorschriften.“
(win/fra/schi)
Fortsetzung von Seite 4
Land Schleswig Holstein und Wohnungswirtschaft bekräftigen
Zusammenarbeit für mehr bezahlbaren Wohnraum
Kiel – Ministerpräsident Torsten Albig hat am 1. Februar 2017 vor gut 50 Entscheidern schleswig-holsteinischer Woh-
nungsgenossenschaften und -gesellschaften sowie kommunalen Vertretern zur engen Zusammenarbeit beim Wohnungs-
bau aufgerufen. Albig sprach auf Einladung des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der zu einem
wohnungswirtschaftlichen Frühstück (WOWI-Frühstück) eingeladen hatte. Nach der neuesten Bevölkerungsprognose
braucht Schleswig-Holstein bis 2030 gut 100.000 neue Wohnungen – darunter ein großer Anteil für Menschen mit klei-
nen Einkommen.
Nach Worten von VNW-Verbandsdirek-
tor
Andreas Breitner
dient das WOWI-
Frühstück dem direkten fachlichen Aus-
tausch der Akteure in Politik, Verwaltung
und Wohnungswirtschaft. „Ziel ist es,
miteinander konkrete Lösungen für mehr
bedarfsgerechten, bezahlbaren Woh-
nungsbau zu entwickeln. In der Sache sind
wir uns einig. Wir brauchen mehr Neubau
– den richtigen an den richtigen Stellen.
Forderungen allein bauen aber keine Woh-
nungen. Es braucht konkretes Handeln auf
allen Ebenen.
Torsten Albig
, Ministerpräsident von
Schleswig-Holstein, verwies auf die Wohn-
raum-Förderprogramme des Landes und
rief ebenso alle Beteiligten zur Zusammen-
arbeit auf: „Der Bedarf an bezahlbarem
Wohnungsbau kann nur in gemeinsamer
Verantwortung erfüllt werden“, sagte er.
Mit mehr als 20.000 fertiggestellten Woh-
nungen in 2014 und 2015 sei Schleswig-
Holstein dabei auf einem guten Weg. Mehr
als 15.000 Baugenehmigungen in 2016
würden diesen positiven Trend bestäti-
gen. „Das Land wird das sehr erfolgreiche
‚Bündnis für bezahlbares Wohnen‘ fort-
setzen und weiterhin verlässliche und res-
sortübergreifende Rahmenbedingungen
sicherstellen.“
Land hat Relevanz des Wohnungs-
baus erkannt
Der VNW lobte die angekündigte Verbes-
serung der Wohnraumförderung. Das Land
habe die Relevanz des Wohnungsbaus
erkannt. „Zuschüsse sind ein sehr wichti-
ges Signal an die Wohnungswirtschaft“,
so Breitner. Ziel sei es, verstärkt Investiti-
onen in den mietpreis- und belegungsge-
bundenen Wohnungsbau zu lenken. Das
sei zuletzt wegen hoher Auflagen und Kos-
ten wirtschaftlich immer seltener vertretbar
gewesen.
Der VNW-Verbandsdirektor erinnerte
daran, dass Wohnungsbau nicht allein
eine Finanzierungsfrage sei. „Wohnungs-
bau und die langfristige Pflege des Bestan-
des brauchen starke, verlässliche Investo-
ren mit hoher regionaler Verbundenheit.
Außerdem ist die Mithilfe der Verwaltung
und Politik in den Kommunen unabding-
bar. Wohnraum ist Teil kommunaler Inf-
rastruktur, Wohnraumversorgung eine
Daueraufgabe. Wohnungsbau muss auf
Verwaltungsebene Chefsache und von
der Kommunalpolitik gewollt sein“, so
Breitner.
Wohnungsbau sei politisch zu oft, zu lange
von untergeordneter Bedeutung gewesen.
Defizite könnten nur Schritt für Schritt abge-
baut werden. Damit geplant und möglichst
bald gebaut werden könne, brauche es nach
Breitners Worten geeignete Grundstücke
sowie zeit- und kostensensible Baugenehmi-
gungsverfahren. Kommunen müssten über
die Kapazität und die finanzielle Ausstat-
tung verfügen, um in Baulanderschließung
und Wohnfolgeinfrastrukturen investieren
zu können. Wenn guter, bezahlbarer Wohn-
raum das Ziel sei, sollten Kommunen eigene
Anforderungen und Wünsche kritisch hin-
terfragen. Die gesetzlichen Baustandards
garantierten bereits eine sehr hohe Qualität,
die aber eine Menge Geld koste. Wo mach-
bar, gehe die Wohnungswirtschaft auch dar-
über hinaus. Die hohe Wohnungsnachfrage
könne mit teuren Leuchtturmprojekten aber
nicht gedeckt werden. Sorge bereiten dem
Verbandschef die weitgehend ausgelaste-
ten Kapazitäten bei Fachplanern, im Bau-
gewerbe und Handwerk. „Hier haben wir
einen Flaschenhals“, so Breitner.
(fri/schi)
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (Mitte) zu Gast beim WOWI-Frühstück in Kiel
mit Andreas Breitner, VNW-Verbandsdirektor (rechts), und Raimund Dankowski, Vorsitzender des
VNW-Landesverbandes Schleswig-Holstein (links)
Foto: Jörg Wohlfromm / Werbung.sh
07/2017 5
1,2,3,4 6,7,8
Powered by FlippingBook