WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 40/2016 - page 8

EXPO REAL 2016 – SONDERAUSGABE
„Wohnen wird ein Topthema im Bundestagswahlkampf“
München – Die Wohnungs- und Immobilienpolitik wird eines der TOP 5-Themen im anstehenden Bundestagswahlkampf.
Darüber waren sich die Immobilienjournalisten Andreas Remien von der
Süddeutschen Zeitung (SZ)
, Michael Fabricius
von der
WELT
und der freie Journalist Christian Hunziker bei einer Diskussionsrunde am Stand der Bundesarbeitsgemein-
schaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) auf der Expo Real am 4. Oktober 2016 einig.
Das Thema Miet- und Kaufpreise ist aus
Sicht von
WELT-
Journalist Fabricius ein
regelrechtes Reizthema, die ideologischen
Gräben seien hier tief. Für
SZ
-Journalist
Remien steht angesichts der Brisanz des
Themas die Umsetzung der 10 Punkte
des Bündnisses für bezahlbares Wohnen
und Bauen im Mittelpunkt. Die Kommu-
nen seien hier aber der erste Schlüssel,
deshalb gestalte sich die Realisierung der
auf bundespolitischer Ebene festgeleg-
ten Maßnahmen auch so schwierig. Den
freien Journalisten Christian Hunziker inte-
ressiert insbesondere die Frage, wie es in
10 bis 20 Jahren auf dem Wohnungsmarkt
aussehe und ob die jetzt gebauten Woh-
nungen dann tatsächlich noch gebraucht
würden. Angesichts des beginnenden Bun-
destagswahlkampfes rief Michael Fabricius
die Immobilienverbände dazu auf, insbe-
sondere kreativ an der Politikgestaltung
mitzuwirken. Er schlug die Einrichtung
eines digitalen Echtzeit-Mietspiegels vor,
denn Deutschland sei bei der Mietpreis-
Datenlage noch ein regelrechtes „Entwick-
lungsland“. Es komme insbesondere auf
eine transparente Darstellung der Markt-
lage an. Auf die Frage von Moderator Dr.
Hans-Michael Brey, Geschäftsführender
Vorstand der BBA Akademie der Immo-
bilienwirtschaft, ob denn die Wohnungs-
wirtschaft der „Reparaturbetrieb für fal-
sche politische Entscheidungen“ sei, hob
Christian Hunziker die große Schwierigkeit
hervor, für kurzfristige Entwicklungen wie
die Flüchtlingskrise auch die richtigen Ent-
scheidungen zu treffen. Prognosen seien
bei solchen Ereignissen immer schwierig.
Dennoch müsse der Fokus für die kommen-
den Monate weiterhin lauten, so Andreas
Remien: günstigen Wohnraum schaffen.
(schi)
Energiewende im Gebäudebereich – Ist das Ende der Fahnenstange erreicht?
München – Klimaschutz bei Wohngebäuden: Viel ist erreicht, aber geht noch mehr? In punkto Bezahlbarkeit für Vermieter
und Mieter sehen Experten das Ende der Fahnenstange erreicht. Wie lassen sich Klimaschutzziele dennoch erreichen? Was
sind die wirklich praktikablen Lösungen? Bei einer Diskussion am Stand der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirt-
schaft Deutschland (BID) diskutierten Experten am 5. Oktober 2016 unter anderem zum Thema Klimaschutzplan 2050.
„Die Erfüllung der Klimaschutzziele der
Bundesregierung, die CO
2
-Emissionen bis
zum Jahr 2050 um 85 bis 90 Prozent zu
reduzieren, hat enorme Auswirkungen
auf den Immobiliensektor in Deutsch-
land“, erklärte
Stephan Kohler
, Gesell-
schafter der TU-Campus EUREF gGmbH
Berlin.
„Der aktuelle Monitoringbericht des Bun-
deswirtschaftsministeriums zeigt, dass zum
Beispiel eine weitere Verschärfung der
Energieeinsparverordnung (EnEV) hohe
Kosten und wenig Effekt bringen würde.
Deshalb benötigen wir mehr Flexibilität in
den Instrumenten, Technologieoffenheit,
die gleichwertige Einbeziehung von rege-
nerativen Energieträgern, bei Zugrundele-
gung der thermischen Qualität der Gebäu-
dehülle auf Basis der EnEV 2016. Mit der
Bilanzkreiserweiterung auf Quartierskon-
zepte, Smart-City Projekte und Portfoliolö-
sungen schaffen wir Bedingungen für die
Realisierung von effizienten CO
2
-Reduk-
tionsmöglichkeiten. Investitionssicherheit
in der Immobilienwirtschaft kann in einem
sich sehr stark wandelnden Markt, wie bei
der Energiewende, nur durch eine hohe
Flexibilität bei der Instrumentenauswahl
erreicht werden.“
Klimaschutzplan 2050: Verschärfun-
gen belasten Vermieter und Mieter
„Das eigentliche Ziel des Klimaschutzpla-
nes 2050 und die dafür vorgeschlagenen
Maßnahmen widersprechen sich leider völ-
lig“, erklärte
Ingeborg Esser
, Hauptge-
schäftsführerin des Spitzenverbandes der
Wohnungswirtschaft GdW. So werden die
Bau- und Sanierungskosten weiter steigen.
„Damit ist am Ende weder den Mietern und
Vermietern noch dem Klimaschutz gehol-
fen.“ Die Wohnungswirtschaft bekennt sich
ausdrücklich zu dem Ziel der Bundesregie-
rung, einen lebenswerten, bezahlbaren und
nahezu klimaneutralen Gebäudebestand
bis zum Jahr 2050 zu schaffen. Dieses Ziel
ist im Klimaschutzplan mit der „Energieef-
fizienzstrategie Gebäude“ und dem „Bünd-
nis für bezahlbares Wohnen und Bauen“
verbunden. Der Klimaschutzplan sieht
eigentlich vor, die soziale Gerechtigkeit,
Bezahlbarkeit und Wirtschaftlichkeit von
Maßnahmen zu berücksichtigen. „Die vor-
geschlagenen Einzelmaßnahmen sprechen
aber eine völlig andere Sprache und würden
besonders sozial schwächere Mieter stark
belasten. Eine wirklich nachhaltige Politik
muss neben der ökonomischen und ökolo-
gischen auch immer die soziale Dimension
berücksichtigen“, so Esser.
Foto: Büro Roman Lorenz
Foto: Büro Roman Lorenz
Stephan Kohler
(EUREF), Ingeborg
Esser (GdW), Mo-
deratorin Ulrike
Silberberg (DW),
Lothar Fehn-Kre-
stas (Bundesbau-
ministerium) und
Thomas Zinnö-
cker (ista) (v. l.)
Immobilienjournalisten im Gespräch mit Mo-
derator Dr. Hans-Michael Brey (BBA): Michael
Fabricius (DIE WELT), Andreas Remien (SZ) und
Christian Hunziker (Freier Journalist) (v. l.)
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