WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 4/2016 - page 5

Freistaat. Die Genossenschaften arbeiten
nicht profitorientiert, sondern verfolgen
einen klar definierten Förderzweck. Das
heißt konkret: bezahlbare Mieten trotz
Investitionen in Neubau und Modernisie-
rung. Die Genossenschaftsmitglieder sind
„Mieter im eigenen Haus“ und besitzen
ein lebenslanges Wohnrecht.
(str/kön)
AUS DEN VERBÄNDEN
„Kein Sommerspaziergang“ – Jahresauftaktveranstaltung der niedersächsi-
schen Wohnungswirtschaft im Zeichen der Flüchtlingskrise
Hannover – Mit dem aktuellen Politikthema Nummer eins ist der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in
Niedersachsen und Bremen (vdw) ins neue Jahr gestartet. Die Auftaktveranstaltung und der Neujahrsempfang standen
ganz im Zeichen der Flüchtlingskrise.
Vom Niedersächsischen Innenminister
Boris Pistorius über die Bremer Senats-
baudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther und
den Migrationsexperten Prof. Dr. Han-
nes Schammann aus Hildesheim bis zu
Architekturprofessor Jörg Friedrich waren
sich alle Experten an diesem Tag einig:
Diese Aufgabe wird uns noch sehr lange
beschäftigen. Oder um es mit den Wor-
ten von Pistorius zu sagen: „Das wird kein
Sommerspaziergang.“
Mit der Bewältigung seien die Kommu-
nen zunehmend überfordert, sagte vdw-
Verbandsdirektor Heiner Pott. Er warnte
davor, die stadtplanerischen Fehler der
Vergangenheit zu wiederholen. Statt
Flüchtlinge dauerhaft in Blechcontainern,
Schlichtbauten oder sozial isolierten Tra-
bantenstädten unterzubringen, müssten
sie in bestehenden Quartieren wohnen
und integriert werden. „Billige Massen-
unterkünfte geraten langfristig teurer als
durchdachte und gemischte Wohnge-
biete“, sagte Pott.
Ansätze der Politik, Asylsuchende vermehrt
auch außerhalb der urbanen Ballungszen-
tren anzusiedeln, begrüßte der vdw-Direk-
tor ausdrücklich: „Damit könnten drei Flie-
gen mit einer Klappe geschlagen werden:
die Stärkung des ländlichen Raums, die
Nutzung dort leerstehender Wohngebäude
und die Entlastung der ohnehin überquel-
lenden Großstädte.“
(ens/schi)
vdw-Verbandsdirektor Heiner Pott (rechts)
konnte beim Neujahrsempfang unter den 240
Gästen auch den Niedersächsischen Innenmi-
nister Boris Pistorius begrüßen.
Foto: vdw
Sächsische Wohnungsgenossenschaften ziehen positives Jahresresümee 2015
Dresden – 2015 war auch für die sächsischen Wohnungsgenossenschaften ein bewegendes und ereignisreiches Jahr.
Nach vorläufigen Schätzungen investierten die Wohnungsgenossenschaften allein rund 70 Millionen Euro in Neubaupro-
jekte und brachten damit über 500 neue Wohneinheiten auf den Markt. Das wurde beim Jahresauftaktpressegespräch
am 20. Januar 2016 bekannt gegeben.
„Damit setzen wir seit der Deutschen Ein-
heit 1990 einen Wendepunkt, so dass erst-
mals wieder mehr Wohnungen gebaut als
durch Abriss vom Markt zurückgenommen
wurden. Dieser Trend wird sich in diesem
Jahr nicht fortsetzen lassen, da gerade die
von der Politik initiierte EnEV 2016 mit
höheren energetischen und überhöhten
technischen Anforderungen beim Neu-
bau für Mehrkosten sorgt“, betonte Dr.
Axel Viehweger, Vorstand des Verbandes
Sächsischer Wohnungsgenossenschaften
(VSWG).
Anforderungen an die Energieeffizi-
enz verteuern das Bauen
Die neue Stufe der Energieeinsparverord-
nung (EnEV) steigert die energetischen
Anforderungen um 25 Prozent, so dass
sich die Baukosten um rund neun Prozent
verteuern. „Dies entspricht bei einer Woh-
nung circa 10.000 Euro Mehrkosten, die
ungefähr ein Euro mehr Miete pro Qua-
dratmeter Wohnfläche nach sich ziehen.
Dadurch steigen die Mieten beim Neu-
bau auf über zehn Euro je Quadratme-
ter kalt, die sich ein Bürger mit mittlerem
Einkommen im Freistaat Sachsen als auch
in anderen Regionen Deutschlands nicht
mehr leisten kann“, erklärte Sven Wink-
ler, Referent Betriebswirtschaft des VSWG.
Betrachtet man die Ausgaben der sächsi-
schen Bevölkerung für das Wohnen und die
durchschnittlichen Jahresbruttoeinkommen
ergibt sich eine maximal tragfähige Kalt-
miete in Höhe von 6,50 Euro pro Quadrat-
meter für die Mehrheit.
Jüngere Strukturen
Der Wohnungsmarkt ist in ständiger Bewe-
gung. Infolge demografischer und gesell-
schaftlicher Strukturen führen veränderte
Bedürfnisse der Nutzer zu neuen Anfor-
derungen. Der VSWG führte erstmals
2010 eine Umfrage zu sozialen Faktoren
in sächsischen Wohnungsgenossenschaf-
ten durch. Dieser sogenannte Sozialfrage-
bogen wurde aktualisiert und fünf Jahre
später von Oktober bis Dezember 2015
erneut an die Mitglieder zur Evaluation
versandt. „Entgegen jeglichen Vermutun-
gen, dass sich die Altersstruktur in diesem
Zeitraum ebenfalls um fünf Jahre nach hin-
ten verschiebt, werden die Mitglieder der
sächsischen Wohnungsgenossenschaften
jünger und trotzen der Demografie“, so
der VSWG-Vorstand. Immer mehr jüngere
Leute und Familien werden Mitglied einer
Wohnungsgenossenschaft und reduzieren
damit den Altersdurchschnitt. Eine aus-
führliche Auswertung des gesamten Sozi-
alfragebogens erfolgt zum Ende des ersten
Quartals 2016.
Herausforderung Flüchtlingsunter-
bringung
Zu den Herausforderungen 2016 zählen
neben einer dezentralen Unterbringung
von Flüchtlingen und Asylbewerbern die
Bewältigung des Klimawandels mit der
Umsetzung der Energiewende, der demo-
grafische Wandel mit einer schrumpfen-
den und immer älter werdenden Bevölke-
rung sowie die altersgerechte Anpassung
des Wohnraumes mit neuen Wohnformen
für Menschen mit Pflegebedürftigkeit und
Behinderungen, um nach dem Grund-
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