WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 4/2016 - page 2

BUNDESPOLITIK
hungsweise Systembauweise eine Alter-
native auch für Wohngebäude: „Auch
Module können – qualitativ hochwertig,
aber dennoch kostengünstig – maßgeblich
zur schnellen Beseitigung von Wohnraum-
Engpässen in unseren Kommunen beitra-
gen. Dies ist möglich, weil beim systemati-
sierten Bauen viele Teile bis hin zu ganzen
Wohnmodulen industriell vorgefertigt und
anschließend auf der Baustelle montiert
werden. Ein hoher Wiederholungseffekt
senkt die Baukosten“, erläuterte Becker.
„Serielles Bauen muss zu tragbaren Kosten,
aber auch in hoher Qualität erfolgen, damit
der neu geschaffene Wohnraum als Berei-
cherung der Stadtquartiere erlebt wird.
Deshalb ist die frühzeitige Kooperation von
Bauwirtschaft, Planern und Wohnungsun-
ternehmen wichtig“, erklärte GdW-Präsi-
dent
Axel Gedaschko
.
In einer aktuellen Umfrage erklärten über
70 Prozent der befragten GdW-Unterneh-
men, Interesse an Typenbau und Typenge-
nehmigungen zu haben. Rund 50 Prozent
der Befragten planen, künftig serielle oder
modulare Elemente beim Bau einzusetzen.
Mietwohnungsbau braucht Anreize
Darüber hinaus sehen Becker und
Gedaschko auch die Politik am Zug. „Als
die Bundesregierung im Herbst vergange-
nen Jahres die soziale Wohnraumförderung
auf eine Milliarde Euro verdoppelt hat, gab
es bereits die ersten Rufe der Länder nach
mehr. Dass Bundesbauministerin Barbara
Hendricks jetzt die Förderung abermals auf
dann zwei Milliarden Euro bis 2020 verdop-
peln will, ist aus unserer Sicht nur zu begrü-
ßen. Der Bedarf ist allemal gegeben. Helfen
könnte auch die befristete Wiedereinfüh-
rung der degressiven Abschreibungen für
Mietwohnungen sowie als Alternative zu
den Abschreibungsmöglichkeiten eine
gleichwertige Investitionszulage für Woh-
nungsunternehmen. Wichtig ist jedoch,
dass die Länder diese Förderung nicht
durch gleichzeitige Anhebung der Grund-
erwerbsteuer konterkarieren und die Mittel
zügig für den Wohnungsbau einsetzen“,
erklärten Becker und Gedaschko. Sie for-
derten außerdem, dass über eine gezielte
Liegenschaftspolitik schnell und unkompli-
ziert Grundstücke für den Wohnungsbau
bereitgestellt werden müssten.
Positives Neubauklima schaffen
GdW-Präsident Axel Gedaschko appellierte
darüber hinaus an die Stadtgesellschaft
und -politik: „Wir müssen gemeinsam für
ein positives Neubauklima in Deutschland
sorgen. Denn nur durch gezielten Woh-
nungsneubau können wir die aktuellen
Herausforderungen bewältigen. In diesem
Zusammenhang verwies Gedaschko dar-
auf, dass die derzeit häufig genannte Zahl
von 1,7 Mio. leerstehenden Wohnungen in
Deutschland aus dem Jahr 2011 völlig ver-
altet ist. „Wir können heute davon ausge-
hen, dass es maximal 700.000 wirklich am
Markt verfügbare Wohnungen gibt – und
diese sind bei weitem nicht alle gut infra-
strukturell angebunden oder in Regionen,
wo man sie einfach nicht braucht.“
Bundeseinheitliche Musterbauord-
nung notwendig
Gleichzeitig weisen Becker und Gedaschko
darauf hin, dass sich Kostensenkungsef-
fekte auch durch bauordnungsrechtliche
Anpassungen erzielen lassen. „Alle kost-
entreibenden Vorschriften müssen auf den
Prüfstand, seien es Energieeinsparungs- und
Lärmschutzstandards, Regelungen über
Abstandsflächen oder die Bereitstellung von
Stellplätzen wie auch Vorschriften zur Fas-
saden- und Dachbegrünung. Statt jedoch
über einzelne Vorschriften in zig verschie-
denen Landesbauordnungen zu diskutieren,
sollten wir längerfristig zu einer bundesein-
heitlichen Musterbauordnung kommen, wie
sie die Baukostensenkungskommission des
Bundesbauministeriums empfohlen hat“,
fordern die Präsidenten.
(sti/burk/schi)
SPD-Integrationsplan: Mittel für sozialen Wohnungsbau aufstocken
Nauen – „Für den Zusammenhalt der Gesellschaft: Ein Integrationsplan für Deutschland“, so der Titel des Beschlusses des
SPD-Parteivorstandes, der bei der Klausurtagung im brandenburgischen Nauen am 17. und 18. Januar 2016 gefasst wurde.
Konkret fordern die Sozialdemokraten
unter anderem eine weitere Aufstockung
der Mittel für den sozialen Wohnungsbau
um fünf Milliarden Euro für die kommen-
den fünf Jahre. Zudem sollen zusätzliche
Anreize für den Neubau von bezahlbaren
Wohnungen in Gebieten mit angespann-
tem Wohnungsmarkt durchgesetzt wer-
den, etwa durch steuerliche Anreize und
eine Verschlankung des Baurechts.
„Der Neubau von günstigen Wohnungen
braucht Zeit. Aufgrund des erheblichen
Bedarfs vor allem in Großstädten und
Ballungsräumen stellt die hohe Anerken-
nungsrate bei Asylsuchenden die Kommu-
nen hier vor gravierende Probleme. Um die
an sich schon angespannte Lage auf dem
Wohnungsmarkt nicht weiter zuzuspitzen,
wollen wir, dass anerkannte Flüchtlinge, die
über kein eigenes Einkommen verfügen,
eine zeitlich befristete Wohnsitzauflage
bekommen“, heißt es in dem Papier.
Der Spitzenverband der Wohnungswirt-
schaft GdW steht hinter den Vorhaben
dieses Beschlusses. Neben mehr Förderung
für den sozialen Wohnungsbau fordert die
Branche seit langem eine Entbürokratisie-
rung des komplexen Baurechts, um Anreize
für Bauherren zu schaffen. Auch eine Neu-
auflage des Wohnortzuweisungsgesetztes
gehört zu den politischen Forderungen des
GdW. (siehe wi 2/2016).
(kön)
Themen wie Sprachkurse, Kinderbetreuung
und Bildungsintegration sind auch Gegenstand
des Plans. Den genauen Wortlaut können Sie
hier nachlesen: goo.gl/ltytdu
Bau-Staatssekretär Florian Pronold
Fotos: Simone M. Neumann
GdW-Präsident Axel Gedaschko
Bauindustrie-Vizepräsident Marcus Becker
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