WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 26/2016 - page 5

WETTBEWERB
Norddeutsche Wohnungswirtschaft investiert Milliarden in bezahlbare
Wohnungen
Kiel/Hamburg – Die 320 Wohnungsgenossenschaften, kommunalen Wohnungsgesellschaften und sozial orientierten
Wohnungsunternehmen im Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) haben 2015 insgesamt mehr als
1,5 Milliarden Euro in Neubau, Modernisierung und Instandhaltung investiert. Die durchschnittliche Nettokaltmiete in
den insgesamt 732.000 Wohnungen liegt bei 5,60 Euro pro Quadratmeter. Rund 1,4 Millionen Menschen leben in den
Wohnungen der VNW-Mitgliedsunternehmen. Diese Zahlen veröffentlichte der VNW anlässlich seines Verbandstages
am 15. und 16. Juni 2016 in Kiel.
„Die Wohnungsunternehmen im VNW
haben auch in 2015 wieder in die Wohn-
und damit in die Lebensqualität ihrer Mit-
glieder und Mieter investiert. Sie sind
Bestandshalter und bieten sicheres, gutes
und bezahlbares Wohnen. Damit überneh-
men sie ihren Teil der Verantwortung für
einen stabilen Wohnungsmarkt, auch in
stark nachgefragten Gebieten. Vor allem
in Groß- und Universitätsstädten kann nur
Neubau für Entspannung sorgen. Die Ver-
bandsunternehmen haben in 2015 über
3.200 Wohnungen fertiggestellt“, sagte
VNW-Verbandsdirektor
Andreas Breit-
ner
.
Besonders geprägt war das vergangene
Jahr durch die hohe Anzahl von Men-
schen, die vor Kriegen flohen und bei uns
in Deutschland Schutz suchten. Die Nord-
deutsche Wohnungswirtschaft hat diese
Aufgabe angenommen. Schnell und unbü-
rokratisch hat sie Wohnraum für Tausende
zur Verfügung gestellt. Viele der Schutzsu-
chenden sind gekommen, um zu bleiben.
Für die Wohnungswirtschaft bedeutet das,
eine erhöhte Nachfrage an bezahlbaren
Wohnungen bedienen zu müssen.
Sozialer Wohnungsbau und Effizienz-
wohnungsbau
„Die drei Landesregierungen in Nord-
deutschland setzen auf Wohnungsneubau.
Das ist gut und richtig. Nur leider fehlt der
Bundesregierung der rote Faden in Sachen
Wohnungsbaupolitik. Während die Rele-
vanz bezahlbarer Wohnungen im Baumi-
nisterium bekannt zu sein scheint, werden
im Justizministerium immer wieder Vorga-
ben verschärft – zum Nachteil der Woh-
nungsunternehmen. Das muss aufhören
– wir brauchen Konsens beim bezahlba-
ren Wohnungsbau. Vor allem die soziale
Wohnraumförderung muss aufgestockt
und zweckgebunden eingesetzt werden.
Wir brauchen bundesweit eine Renais-
sance des sozialen Wohnungsbaus“, so
Breitner.
Die VNW-Mitgliedsunternehmen in Ham-
burg bewirtschaften aktuell circa 75.600
geförderte Wohnungen. Außerdem haben
zehn Genossenschaften mit der Stadt
Hamburg zur Versorgung vordringlich
Wohnungssuchender einen Kooperati-
onsvertrag geschlossen.
Im am 7. Juni 2016 geschlossenen Bündnis
für das Wohnen wird der Drittelmix beim
Neubau unterstützt. Das heißt, mindes-
tens ein Drittel der Wohnungen auf einem
Grundstück werden als Sozialwohnungen
errichtet. Von 10.000 neuen Wohnungen,
die laut Bündnis im Jahr gebaut werden
sollen, sind dann folglich 3.000 Sozial-
wohnungen. Die Flüchtlingswohnungen
im Expresswohnungsbau werden im Stan-
dard des ersten Förderweges errichtet und
stehen zukünftig als Sozialwohnungen zur
Verfügung. In 2015 wurden 2.034 geför-
derte Wohnungen fertiggestellt und 3.028
bewilligt.
VNW-Verbandsdirektor Andreas Breit-
ner begrüßt den sozialen Wohnungs-
bau in Hamburg: „Die Relevanz wurde
erkannt, Fördermittel werden gezielt ein-
gesetzt. Das ist gut. Es ist aber auch an
der Zeit, Wohnungen im mittleren Preis-
segment zu stärken. Genau diese fehlen
in Hamburg. Aktuell wird in Hamburg
über den ‚kostenoptimierten Effizienz-
wohnungsbau‘ diskutiert. Der VNW prüft
dieses Thema aktuell ebenfalls im gesam-
ten Verbandsgebiet unter dem Titel ‚Seri-
elles Bauen‘. Damit sind nicht die Plat-
tenbauten der siebziger Jahre gemeint,
sondern Wohngebäude, die modular vor-
gefertigt, aber individuell gestaltet werden
können und qualitativ hochwertig sind.
Durch Bauen in Serie könnten langwie-
rige Genehmigungsprozesse und hohe
Baukosten vermieden werden. Wir unter-
stützen die Hamburger Politik in ihren
Überlegungen. In Hamburg wäre das eine
gute Ergänzung zum öffentlich geförder-
ten und frei finanzierten Wohnungsbau.
Bausenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt hat
Gesprächsbereitschaft signalisiert. Das
freut uns.“
(fri/kön)
Weitere Infos finden Sie unter
AUS DEN VERBÄNDEN
Matthias Lietz, CDU-Bundestagsabge-
ordneter aus dem Wahlkreis Mecklen-
burgische Seenplatte I – Vorpommern-
Greifswald II, zur Auszeichnung des
Projekts „Wohnsozialisierungshilfe im
Quartier“ mit dem Preis Soziale Stadt
2016 in der Kategorie Wohnen, Wohn-
umfeld, Natur:
„Wohnen ist ein menschliches Grundbe-
dürfnis und über eine schöne Wohnung in einem freundlichen
Umfeld zu verfügen, das gehört inzwischen zur Lebensqualität.
Deshalb ist es eine wichtige Aufgabe, Wohngebiete und insbe-
sondere solche, die in ‚Problemgebieten‘ liegen, zu unterstüt-
zen und wieder zu Wohlfühlbereichen zu machen. Dieser und
weiterer Herausforderungen stellt sich die Neubrandenburger
Wohnungsgesellschaft (NEUWOGES) in ihrem Projekt ‚Wohn-
sozialisierungshilfe im Quartier‘ mit viel Engagement und Herz-
blut, damit auch benachteiligte Mieterinnen und Mieter sich
wieder wohlfühlen können und sich ernst genommen fühlen
in einer lebenswerten Nachbarschaft. Mit einer engmaschigen
sozialpädagogischen Beratung und Betreuung mit dem Ziel
der Wiedererlangung eines strukturierten Tagesablaufes sowie
der unterstützenden Organisation einer medizinischen Ver-
sorgung und der Konfliktmoderation bei Nachbarschaftsstrei-
tigkeiten leistet das Projekt in Neubrandenburg in vielfältiger
Weise einen ganz entscheidenden Beitrag in puncto Integra-
tion, Hilfeleistung und Motivation. Ich danke allen Beteiligten
für ihr Engagement.“
Foto: Laurence Chaperon
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