WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 39/2016 - page 4

EUROPAPOLITIK
INTERNATIONALES
Zukunft der Wohnungspolitik: GdW vertritt deutsche Wohnungswirtschaft
bei internationaler Konferenz in Genf
Genf – Welche Voraussetzungen sind notwendig, um die Wohnungsmärkte angesichts der großen Herausforderungen
bei der Stadtentwicklung, dem demografischen Wandel, bei Finanzierungsmodellen und Bauvorschriften zukunftsfähig
zu machen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz des europäischen wohnungswirtschaft-
lichen Verbandes Housing Europe, des Fachkomitees Wohnungswesen und Stadtplanung der Wirtschaftskommission
für Europa der Vereinten Nationen (UNECE), der slowakischen EU-Ratspräsidentschaft und des Europäischen Genossen-
schaftsbundes coop, die am 15. September 2016 in Genf stattfand.
Mit dem Ziel, Vorschläge für die Eckpfeiler
der Wohnungspolitik der Zukunft festzu-
legen und einen entsprechenden Fahrplan
zu erarbeiten, waren mehr als 180 Ver-
treter der Wohnungswirtschaft aus ganz
Europa sowie Gesandte lokaler Behör-
den, internationaler Organisationen und
Personen des öffentlichen Lebens in die
Schweiz gereist. Für die Wohnungswirt-
schaft in Deutschland nahm Dr. Christian
Lieberknecht, Geschäftsführer der Spitzen-
verbandes der Wohnungswirtschaft GdW,
an der Konferenz teil und erläuterte dem
internationalen Fachpublikum die aktu-
ellen wohnungspolitischen Herausforde-
rungen in Deutschland. Schwerpunkte
waren die Entwicklung der Herstellungs-
kosten und verschiedene aktuelle Praxis-
beispiele kostengünstigen Bauens. Neben
Keynote-Reden berichteten Experten aus
den verschiedenen europäischen Ländern
in Gesprächs- und Diskussionsrunden von
ihren Erfahrungen und präsentierten Best-
Practice Beispiele. Der Austausch diente
für alle Beteiligten der Ideen- und Metho-
denfindung, um Erfolgsmodelle aus ande-
ren Ländern auch im eigenen Heimatland
anzuwenden und zu erproben. Die Exper-
ten waren sich darin einig, dass die Woh-
nungswirtschaft gemeinsam mit ihren Part-
nern, wie beispielsweise der Bauindustrie,
selbst mit gutem Beispiel vorangehen und
vor Ort aktiv werden müsse, um mehr drin-
gend benötigte bezahlbare Wohnungen zu
schaffen – auch wenn die politischen Vor-
aussetzungen häufig nicht vorteilhaft seien
und Veränderungen der gesetzlichen Rah-
menbedingungen auf sich warten lassen.
(kön/schi)
Dr. Christian Lieberknecht (links), Geschäftsführer des GdW, bei seiner
Keynote-Rede in Genf.
Einige der Teilnehmer der internationalen Konferenz zur Zukunft der
Wohnungspolitik am Genfer See.
Fotos: Housing Europe
EU-Parlament unterstützt Mieterstrom und plädiert für Flexibilität und
Kosteneffizienz
Brüssel – Das Europäische Parlament hat einen Initiativbericht zur europäischen Heiz- und Kühlstrategie verabschiedet.
Die Modernisierung des Heiz- und Kühlsystems in Europa müsse auf nachhaltigen und profitablen Lösungen basieren.
Ebenso seien die Diversifizierung der Heizquellen, Gebäudesanierung und Wärmedämmung notwendig.
Die Abgeordneten betonen, dass im Rah-
men der Strategie für die Wärme- und Käl-
teerzeugung nachhaltigen, kostenwirksa-
men Lösungen Vorrang gegeben werden
muss. Sie stellen deshalb fest, dass bei der
Wärme- und Kälteerzeugung in den Mit-
gliedstaaten aufgrund von Unterschieden
beim Energiemix, den klimatischen Bedin-
gungen, der Effizienz des Gebäudebe-
stands und der Intensität der industriellen
Tätigkeit große Unterschiede bestehen. Bei
der Wahl der geeigneten Strategie solle
somit Flexibilität walten.
Das Parlament erklärt auch, dass in der
Wärmewirtschaft der Europäischen Union
(EU) dringender Bedarf bestehe, konkrete
Ergebnisse bei der Wärmedämmung zu
erzielen. Hier solle die EU den Schwerpunkt
auf die Forschung legen, damit die besten
derzeit verfügbaren Technologien vermehrt
zum Einsatz kommen können.
In dem Bericht wird unter Punkt 10 betont,
dass ein günstiger Rahmen für Mieter
und Bewohner von Mehrfamilienhäusern
geschaffen werden muss, damit auch sie
von den Vorteilen der Eigenerzeugung von
Energie, dem Einsatz erneuerbarer Energie-
träger für die Wärme- und Kälteerzeugung
und der Energieeffizienzmaßnahmen profi-
tieren können, zumal so den Problemen der
divergierenden Anreize und des mitunter
hinderlichen Mietrechts begegnet werden
könnte. 75 Prozent des derzeitigen Gebäu-
debestands in der EU seien energieineffizi-
ent und 90 Prozent dieser Gebäude auch
2050 noch in Gebrauch. Somit sei dringend
ein spezieller Schwerpunkt auf die gründ-
liche Sanierung dieser Gebäude zu legen.
Gleichzeitig fordern die Abgeordneten, dass
die geltenden Rechtsvorschriften überar-
beitet werden und der Schwerpunkt dabei
auf Technologieneutralität und Kosteneffi-
zienz gelegt wird, damit keine Technologie
gegenüber einer anderen begünstigt oder
benachteiligt wird. Ein Initiativbericht hat
keine legislative Wirkung. Jedoch verdeut-
licht der verabschiedete Bericht die Position
des Europäischen Parlaments. Er wird Basis
der weiteren Zusammenarbeit mit den übri-
gen europäischen Institutionen sein.
(büch/vog/schi)
Den Initiativbericht finden Sie unter diesem
Kurz-Link:
4
39/2016
1,2,3 5,6,7,8,9,10
Powered by FlippingBook