personalmagazin 5/2017 - page 64

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SPEZIAL
_ENTSENDUNG
personalmagazin 05/17
on und stellen fest, dass sie nicht nur
das gleiche Grundgehalt von monatlich
3.500 Euro Brutto bekommen, sondern
auch die Auslandszulagen in nahezu
identischer Höhe ausgehandelt hatten.
Doch dann stutzt Herr Huber: Nachdem
beide aufrechnen, welchen Netto-Betrag
sie am Ende auf ihrem Konto ausgewie-
sen sehen, ist sein Betrag trotz der fast
identischen Bruttogehälter und Zulagen
ummehrere tausend Euro niedriger. Wie
konnte das sein?
Gründe für die Gehaltsbweichungen
Nachdem sich die beiden intensiv über
die Gehalts- und Zahlungsmodalitäten
ihrer Arbeitgeber ausgetauscht hatten,
wurde ihnen einiges klar. Im Ergeb-
F
olgende Szene hat sich in ähnli-
cher Form in einer Bar in Shang-
hai zugetragen: Herr Schneider
und Herr Huber unterhalten sich
beim Feierabendbier über ihre Jobs bei
zwei großen mittelständischen Unterneh-
men. Beide haben sich auf einer Veran-
staltung der Außenhandelskammer in
Shanghai kennengelernt und waren von
ihrem Arbeitgeber vor nunmehr vier Jah-
ren für eine Projekttätigkeit für insgesamt
fünf Jahre in die chinesische Metropole
entsandt. Um den gewünschten Verbleib
der Mitarbeiter in der deutschen Sozial-
versicherung zu gewährleisten, hatten die
Unternehmen beim jeweiligen Kranken-
versicherungsträger eine Ausnahmever-
einbarung erwirkt, sodass sowohl Herr
Schneider als auch Herr Huber weiterhin
in der deutschen Renten- und Arbeits-
losenversicherung abgesichert waren.
Während Herr Schneider für eine Au-
tomotive-Firma Produktionsprozesse in
der Auslandsniederlassung verbessern
soll, verantwortet Herr Huber ein Projekt
zur Optimierung des Produktionsablaufs
für spezielle Lederwaren in der auslän-
dischen Tochtergesellschaft eines deut-
schen Traditionsunternehmens. Beide
Expats stellen noch weitere Ähnlich-
keiten fest: Ihre Familien haben ähnliche
Probleme, sich in diesem exotischen Um-
feld einzugewöhnen, ihre beiden ältesten
Sprösslinge weisen schlechte schulische
Leistungen auf und die Partnerinnen
vermissen ihr soziales Umfeld in der
Heimat. Nach dem dritten Bier sprechen
sie auch über ihre finanzielle Situati-
Von
Anne-Katrin Schulz
und
Omer Dotou
nis schien Herr Huber einen deutlich
schlechteren Deal eingegangen zu sein
als sein Expat-Kollege Herr Schneider.
Letzterer bekam seine monatlichen Zu-
lagen beispielsweise für Miete, Schul-
und Kindergartengeld sowie den Fir-
menwagen nicht mit dem Monatsgehalt
ausgezahlt und somit auch nicht auf dem
Gehaltszettel ausgewiesen, sondern un-
versteuert per Dauerauftrag vom Arbeit-
geber auf sein privates Konto überwie-
sen. Intern wurden diese Zahlungen als
besondere Aufwendungen des Betriebs
deklariert und später an die chinesische
Gesellschaft weiterbelastet.
Bei Herrn Huber hingegen wurden
sämtliche Zulagen pauschal auf das Mo-
natsgehalt addiert und in keiner Weise
Zulagen richtig abrechnen
ÜBERSICHT.
Fehler in der Entgeltabrechnung bei Entsandten werden immer häufiger
von den Behörden geahndet. Wir zeigen, worauf die Lohnbuchhaltung achten sollte.
© MONKEY BUSINESS IMAGES / SHUTTERSTOCK.COM
Auch Zuschüsse zum Kindergarten oder Schulgeld für
Expatkinder müssen genau ausgewiesen werden.
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