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05/17 personalmagazin
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ORGANISATION
_KOLUMNE
A
ls ich vor Kurzem mit Reiner Straub, dem Heraus
geber des Personalmagazins, zusammensaß, kamen
wir darauf zu sprechen, wie ich mir die Arbeit als
Personaldienstleister in einigen Jahren vorstellen
würde. Daraus ist die Idee entstanden, an dieser Stelle in wech
selnder Besetzung darüber zu schreiben, wie unsere künftige
Arbeitswelt aussehen könnte – ausgehend vom heutigen Wis
sensstand, aber losgelöst vom Anspruch auf Wahrhaftigkeit.
Nun ist das Jahr 2025 keineswegs Lichtjahre entfernt und wir
Menschen werden uns wohl auch nicht – zumindest nicht alle –
in entfernten Galaxien bewegen. In Anlehnung an die legendä
ren Reisen des Raumschiffs Enterprise möchte ich diese Reihe
jedoch mit einem Sprung aus der Gegenwart in die nicht so
ferne Zukunft beginnen und aus dem Computerlogbuch eines
HR-Lösungsanbieters dieser Zeit zitieren: „Unsere Arbeitswelt,
unendliche Möglichkeiten. Wir schreiben das Jahr 2025.“
[Freitag, 11. April 2025]
Ein neuer Auftrag für den mittelstän
dischen Weltmarktführer lässt uns alle Register ziehen. Bereits
in der Planungsphase für die neue Produktionsstätte hat man
uns als Berater für die Entwicklung von Arbeitsabläufen und
die Ressourcenplanung hinzugezogen. Weit vor der Inbetrieb
nahme ziehen wir aus dem virtuellen Planungsmodell der Fer
tigung Abertausende Datenpunkte. Damit füttern wir unsere
Skill-Matching-Software zur Rekrutierung der wenigen mensch
lichen Spezialisten für den Betrieb und die Steuerung einer von
Robotern dominierten Fertigung. Nur Augenblicke später sehen
wir Video-CVs passender Kandidaten aus aller Welt.
[Montag, 14. April 2025]
Beim Treffen mit dem Leiter der Soft
wareentwicklung wird mir wieder einmal bewusst, welchen
Stellenwert die IT für unsere Arbeit hat. Klar wird mir auch,
dass wer am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilha
ben will, nicht darum herumkommt, relevante Daten zu sei
ner Person öffentlich zu machen. Das ist gut für uns, deren
Geschäftsmodell von persönlichen Daten und transparenter
Information lebt. Eine Generation, die mit Facebook, Twitter
und Co. aufgewachsen ist, sieht darin kein Problem – Daten
schutz scheint wohl endgültig ein Thema äußerst persönlicher
Nischen zu sein.
[Dienstag, 15. April 2025]
„Mensch über Maschine“ betitele ich
den heutigen Eintrag – und ich bin auch ganz froh, dass dies
trotz aller Technologie so ist. Zwar hilft die datenbasierte Tech
nologie, das Risiko einer Fehlbesetzung zu minimieren. Doch
so weit ausgereift, als dass sie Empathie, das sprichwörtliche
Einander-Riechen-Können, messen kann, sind wir noch nicht.
Gute Recruiter müssen nach wie vor ein „Näschen“ für das pas
sende Puzzlestück haben. Das führt uns gerade ein Auftrag für
die Besetzung einer Schlüsselposition in einem heterogenen,
internationalen Führungsteam vor Augen. Als Beziehungsma
nager verfeinern wir einen datenbasierten Entscheidungsvor
schlag.
Der Sprung zurück in die Gegenwart: Wir dürfen gespannt
sein, welche Experten in den kommenden Monaten an dieser
Stelle den Blick voraus wagen und noch viel mehr, welche
Vision sich im Rückblick als vorausschauend erweist. Denn
auch wenn wir auf das „Beamen“ immer noch warten, wer hätte
Mitte der 60er-Jahre, als die ersten Star-Trek-Folgen gedreht
wurden, schon gedacht, dass die Menschheit einmal mit hand
tellergroßen Geräten miteinander kommunizieren würde?
Wie arbeiten wir 2025?
Aus dem Computerlogbuch eines HR-Lösungsanbieters: „Mensch über Maschine“
FRANK SCHRADER
ist Mitglied der Geschäftsleitung beim Perso-
naldienstleister Piening Personal und dort verantwortlich für die
Bereiche Geschäftsentwicklung und Marketing.