PM_spezial_Trends_im_Recruiting 06/2016 - page 54

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SPEZIAL RECRUITING
_ABSAGESCHREIBEN
spezial Recruiting 06/16
N
ur einer kann den Job bekom­
men. Absageschreiben sind
das Format, in dem Arbeitge­
ber allen anderen Bewerbern
mitteilen, dass sie nicht eingestellt wer­
den. Dabei bewegen sich die Personaler
in einem schmalen Korridor zwischen
der Forderung der Kandidaten nach ei­
ner persönlichen Note mit Angabe von
Gründen, notwendigen Standardisierun­
gen und rechtlichen Anforderungen.
Absageschreiben bilden aber auch ein
wichtiges, in vielen Fällen vernachlässig­
tes Kriterium für das Employer Bran­
ding. Doch wie nehmen Bewerber die
Schreiben wahr? Welche Erfahrungen
haben sie damit gemacht? Und wie sieht
die Praxis in den Unternehmen aus? Wie
gehen Personaler mit den bei Bewerbern
ungeliebten Nachrichten um? Zu diesen
Fragen hat Softgarden gemeinsam mit
dem Personalmagazin im März 2016
eine doppelperspektivische Umfrage
durchgeführt, an der 1.130 Kandidaten
sowie 123 Personaler teilnahmen.
Ungeliebt – auf beiden Seiten
„Blabla Formschreiben“, „Stornierung ei­
nes Flugs“ oder „Losniete“ – das sind ei­
nige der Vergleiche, die Bewerber ziehen,
wenn sie ein Absageschreiben einem
Schreiben aus einem anderen Lebensbe­
reich gegenüberstellen Ein Großteil der
Nennungen zur Frage „Womit würden
Sie ein Absageschreiben am ehesten
vergleichen“ zielt auf den formellen und
austauschbaren Charakter eines Serien­
briefs oder amtlichen Schreibens ab oder
Von
Daniela Furkel
(Red.)
„Blabla Formschreiben“
UMFRAGE.
Absageschreiben sind allseits unbeliebt. Personaler fürchten rechtliche
Konsequenzen, Bewerber beklagen den nichtssagenden Serienbriefcharakter.
auf negative Post wie Rechnungen oder
Mahnschreiben. „Absageschreiben sind
alle gleich geschrieben“, meint ein Be­
fragter. Ein anderer schreibt: „Vermeint­
licher Lotteriegewinn, der sich als Rech­
nung der Stadtwerke entpuppt.“
Häufig kommen auch Vergleiche mit
sehr ernsten Situationen vor, etwa mit
einem „Arztbrief“ oder einem „Unfall
bei Freunden“. Auch die emotionale
Wucht, die Absageschreiben bei den Be­
werbern auslösen, wird genannt: „Ohr­
feige“, „Schlussmachen per SMS“ oder
„Das Kreuz, das bei der Frage ‚Willst Du
mit mir geh’n?‘ in der fünften Klasse auf
‚Nein‘ gesetzt wurde.“
Diejenigen, die Absageschreiben ver­
senden, sehen darin ebenfalls wenig
Positives oder Persönliches: „Antwort­
schreiben nach einer Reklamation, der
nicht stattgegeben wird“ oder „formaler
Brief, zum Beispiel Steuerbescheid“,
lauten die Vergleiche der Personalver­
antwortlichen. Bei den Antworten fällt be­
sonders der Vergleich mit formalen und
stereotypen Schreiben auf. Aber es gibt
auch einige wenige Personaler, die bei
den Absagen einen persönlichen Aspekt
sehen: „Antwort auf eine persönliche
Einladung zu einem Geschäftsessen oder
interessanten Event“ oder „einem Freund
absagen“.
Die Angst der Personaler
Bei Bewerbern ist es verständlich, dass
sie ein Absageschreiben in erster Linie
negativ wahrnehmen, haben sie sich
doch Hoffnung auf eine neue Stelle ge­
macht, die sich nun nicht erfüllt. Aber
weshalb sehen Personaler das Schrei­
ben so negativ? Antworten hierauf gibt
eine weitere, mit einem Freitextfeld ver­
sehene Frage in der Personalerumfrage:
Möchten Sie noch etwas zum Thema
Absageschreiben mitteilen? „Gründe in
die Absage zu schreiben, ist zwar schön
für den Bewerber, aber sehr riskant für
das Unternehmen (AGG-Klagen und so
weiter)“ oder „Gerne würde ich perso­
nalisierte Absagen schriftlich oder auch
telefonisch geben, halte mich jedoch aus
Gründen von Schadensersatzforderun­
gen zurück.“ In diesem Tenor ist der
Großteil der Antworten gehalten.
Das zeigt: In den meisten Firmen führt
die Angst vor möglichen Klagen oder
Schadensersatzansprüchen dazu, dass
ein individuell formuliertes Schreiben
gar nicht in Erwägung gezogen wird.
Doch es gibt auch einige wenige Unter­
nehmen, die eine andere Ansicht zu den
Absageschreiben haben: „Bei der Form
der Absage sollte unterschieden werden,
in welchem Stadium des Bewerbungs­
prozesses die Absage ausgesprochen
wird. Wenn direkt am Anfang, gerne die
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
In den meisten Firmen
führt die Angst vor
Klagen oder Schadens­
ersatzansprüchen dazu,
dass ein individuelles
Schreiben nicht in Er­
wägung gezogen wird.
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