personalmagazin 5/2015 - page 13

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05/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Das Interview führte
Reiner Straub.
Sauer:
Wir haben sehr früh eine Position
zur Frauenquote formuliert und uns für
eine flexible Quote ausgesprochen. Da-
mals war in der Mitgliederversammlung
heftig umstritten, überhaupt eine Quote
zu fordern, heute ist das eine Realität,
mit der sich Personalmanager ausein-
andersetzen müssen. Auch zur digitalen
Arbeitswelt haben wir gemeinsam mit
den Mitgliedern eine Position erarbei-
tet und eine gesetzliche Regelung zur
Begrenzung der Erreichbarkeit von Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmern
zurückgewiesen.
personalmagazin:
Es gibt derzeit Stimmen,
die den Niedergang des Personalmanage-
ments beklagen. Konnte der BPM keinen
Beitrag zu dessen Stärkung leisten?
Sauer:
Ich habe Schwierigkeiten mit
solchen pauschalen Urteilen, die meist
nur auf persönlichen Erfahrungen und
Gefühlen beruhen. Im internationalen
Vergleich ist die HR-Funktion auf Ge-
schäftsleitungsebenen in Deutschland
vergleichsweise schwach verankert.
Das stimmt. Doch die entscheidende
Frage lautet doch: Kann HR realisti-
scherweise jemals eine Bedeutung im
Unternehmen erlangen, wie das gerne
einige sehen würden? Und da habe ich
große Skepsis. Ich bin der Meinung,
HR ist zuallererst ein Dienstleister. Wir
sind dafür da, eine exzellente administ-
rative Leistung zu erbringen. Dann sind
wir auch diejenigen, die die Mitarbeiter
sehr gut kennen sollten. Und schließlich
sind wir strategischer Partner, doch da-
rüber wird viel zu oft gesprochen. Diese
Diskussion zum HRler als strategischen
Partner ist oft überhöht und zu stark
ideologisiert, sie hat manchmal sogar
etwas Religiöses.
personalmagazin:
Das klingt resignativ. Hat
der BPM nicht das Ziel, die Wichtigkeit
der HR-Funktion zu erhöhen?
Sauer:
Doch. Dem BPM geht es darum,
die Qualität der Personalfunktion zu
steigern und ein gesundes Selbstbe-
wusstsein der HR-Manager zu entwi-
ckeln. Wir wollen das Image verbessern,
weil davon alle profitieren. Ist das Image
schlecht, wird der Anteil der guten Leu-
te nicht steigen, sondern die gehen dann
woanders hin. Die Diskussion über
mangelnde Strategie der HR-Bereiche
trägt nicht zum Imageaufbau bei. Viel
wichtiger ist es, positiv über die HR-
Arbeit zu reden und Selbstbewusstsein
aufzubauen. Das ist dem BPM gelungen.
personalmagazin:
Sie selber wechseln jetzt
von einer Personal- in eine CEO-Funktion
und werden Vorstandsvorsitzender beim
Deutschen Institut für Normung (DIN).
Ist das eine Flucht aus dem Personal­
management, weil Sie dort nicht aus­
reichend gestalten konnten?
Sauer:
Ich habe in meinem Berufsleben
schon mehrfach eine Gesamtverant-
wortung wahrgenommen, als ich zum
Beispiel nach der Wiedervereinigung
in Leipzig aus einer Produktionshalle
einen Gewerbehof gemacht habe – den
es immer noch gibt. Eine Gesamtverant-
wortung hatte ich beispielsweise auch,
als wir den BPM aufgebaut haben. Es
war für mich eine große Bereicherung
zu überlegen, wie man ein Netzwerk auf-
baut und Leute für eine Idee begeistert.
Ich habe das komplett ehrenamtlich ge-
macht, am Abend und am Wochenende.
Diese Gesamtverantwortung hat mich
immer gereizt, in der HR-Funktion hat
mir die gefehlt
personalmagazin:
Mit Ihren Erfahrungen
im Verband und der Vernetzung in die
Politik sind Sie für Ihre neue Aufgabe
gut gerüstet. Was sehen Sie als größte
Herausforderung?
Sauer:
Als Personalmanager habe ich in
den Unternehmen viele Manager kom-
men sehen, die schon in der ersten Wo-
che noch nicht die Zahl der Toiletten auf
dem Gang kannten, aber schon wussten,
was in der Firma zu tun ist. Diesen Feh-
ler möchte ich nicht machen. Ich gehe
zwar davon aus, eine Vorstellung über
meine neuen Herausforderungen zu ha-
ben, möchte aber zuerst die Mitarbeiter
und die Organisation kennenlernen und
die Zukunftsstrategien gemeinsam mit
ihnen entwickeln.
personalmagazin:
Ist zu befürchten, dass es
künftig mehr DIN-Normen zum Perso-
nalmanagement geben wird, wenn ein
ausgefuchster Personaler dort ist?
Sauer:
Die wird es geben, was in meinen
Augen auch gut so ist. Und zwar des-
halb, weil die Amerikaner kräftig dabei
sind, im HR-Bereich voranzupreschen.
Aber die Normung im internationalen
und auch im nationalen Bereich ist ein
demokratischer Prozess, jeder kann
sich beteiligen. Es gibt bereits einen Ar-
beitsausschuss – auch unter Beteiligung
des BPM. Aber das wird absolut nicht
meine Hauptaufgabe sein.
personalmagazin:
Für das neue Präsidium
des BPM gibt es schon Kandidaten.
Kommt der BPM ohne Sie aus, wie sehen
Sie die Zukunft?
Sauer:
Für das neue Präsidium kandidie-
ren Persönlichkeiten, die viel Erfahrung
mitbringen und aus namhaften Unter-
nehmen kommen, wie beispielsweise
Dr. Elke Eller, die als Präsidentin kan-
didieren wird und als Personalvorstand
bei VW Nutzfahrzeuge tätig ist. Die
Aufbauphase, die ich maßgeblich mitge-
stalten konnte, ist jetzt vorbei. Das neue
Präsidium wird eine größere Strahlkraft
bekommen, als das Präsidium, mit dem
wir vor sechs Jahren angefangen haben.
Um die Attraktivität des BPM brauche
ich mir keine Sorgen zu machen.
VIDEO
Joachim Sauer war die Leitfigur des
BPM, der die öffentlichen Auftritte und
das Verbandsleben geprägt hat. Videos
in der App halten das fest.
© BPM
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