Immobilienwirtschaft 11/2017 - page 74

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PERSONAL & KARRIERE
I
DIGITALISIERUNG
in kleine Arbeitspakete zu zerlegen. Die­
se Arbeitspakete werden dann durch Ver­
suche – mittels Prototypen – zusammen
mit dem Kunden überprüft, um schneller
und besser festzustellen, was der Kunde
braucht. Durch sich schrittweise annä­
hernde (iterative) Prozesse entstehen kun­
denorientiertere Ergebnisse. Für diese Ar­
beitsweisen sind verschiedene Methoden
wie Design Thinking entwickelt worden.
Agile Methoden leben von unter­
schiedlichen Fähigkeiten, Erfahrungen
und interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Im Rahmen dieser Zusammenarbeit ent­
scheiden und handeln die Teams selbst­
verantwortlich. Die Arbeitsweise braucht
die Unterschiedlichkeit imUnternehmen.
Vor allem aber erkennt diese Methode
an, dass jeder im Unternehmen, auch der
Hausmeister und die Sekretärin, vor allem
aber der Kunde Teil des gemeinsamen Er­
folgs sind.
Kleinteiliges oder themenorientiertes
Arbeiten indes zerstört den Blick auf das
Produkt und verbaut dadurch die Chance,
ungewöhnliche Lösungswege zu finden.
Agile Teams werden daher immer um ein
gesamtes Produkt oder eine Dienstleis
tung herum und über den gesamten
Lebenszyklus des Produkts oder der
Dienstleistung gebildet. Auch Fachleute
mit hochspezialisierten Lösungsansätzen
sind Teile eines agilen Teams. Sie diskutie­
ren aber ihre Erfahrungen mit allen, um
die Auswirkungen auf das Ganze nicht aus
dem Blick zu verlieren und gleichzeitig
auch allen anderen eine neue Perspekti­
ve zu bieten. Die Zusammenarbeit eines
Teams zu fördern, ist deshalb die zentrale
Führungsprämisse in agilen Strukturen.
EIN BEISPIEL AUS DER PRAXIS
Schauen wir
uns ein agiles Team und die Arbeitsweise
aus dem Design Thinking an. Das Team
definiert für sich zunächst eine eigene
Vision, die über jeder Problemstellung
steht. Das Beispiel lautet: „Wir wollen die
D
igitalisierung wirkt imUnternehmen
sowohl nach innen (Prozessautoma­
tisierung und -optimierung, Wirt­
schaftlichkeit, Gebäudetechnik) als auch
nach außen (Kundenbindung, Individu­
alisierung, Komfort). Gerade weil beide
Aspekte zusammengehören, braucht es
eine einheitliche Digitalisierungsstrategie,
die sich immer wieder an Veränderungen
anpasst und so zum Differenzierungs­
merkmal eines Wohnungsunternehmens
im Markt beiträgt.
Bei allen Überlegungen zur Digita­
lisierung und den dadurch ausgelösten
Veränderungen macht es Sinn, vomMen­
schen und vomNutzen her zu denken und
nicht vom technisch Machbaren.
Folgende Fragen sollte sich ein Woh­
nungsunternehmen deshalb stellen:
Was braucht der Kunde?Was braucht das
Unternehmen?
Wie werden Mitarbeiter und Mieter bei
der Digitalisierung des Unternehmens
mitgenommen?
Was ist die richtige Strategie, jenseits von
technischer Machbarkeit?
Wiewerden tragfähigeGeschäftsmodelle
entwickelt?
WAS BEDEUTET AGILES HANDELN?
Gelingen
kann der Prozess mit agilenMethoden aus
der Welt der Softwareentwicklung. Auf
diese Weise werden systematisch über­
prüfbare sowie iterative und nachhaltige
Lösungsvorschläge in kurzer Zeit erar­
beitet. Sie setzen die Kundenzentrierung
und die Zusammenarbeit von Menschen
in den Mittelpunkt. Somit sind agile Me­
thoden die beste Grundlage für die Ent­
wicklung und Umsetzung erfolgreicher
digitaler Strategien.
Doch was genau bedeutet agiles Han­
deln? Erst einmal bedeutet es: beweglich
auf Veränderungen zu reagieren und den
Kunden beim „Bewegen“ im Mittelpunkt
zu halten. Grob zusammengefasst ist der
Kern agiler Arbeitsweisen, großeThemen
Agiles Arbeiten in der Wohnungswirtschaft:
Den Kunden fest im Blick behalten
Bei der Digitalisierung der
Wohnungswirtschaft ist
es unerlässlich, frühzeitig
Anpassungsstrategien zu
entwerfen, um auf Struktur-
veränderungen vorbereitet
zu sein, die eigene Wettbe-
werbsfähigkeit zu erhalten
und negative Auswirkungen
zu mildern. Agile Methoden
können bei diesem Transfor-
mationsprozess helfen.
VIER LEITSÄTZE STEHEN
IM MITTELPUNKT
:
1.
Alle Beteiligten (Mitarbeiter und
Kunden) eines Teams wissen
zusammen besser, was richtig
ist, als ein einzelner (Manager).
2.
Die Menschen in der Nähe zum
Geschäftsumfeld (also Kunden
und Partner) wissen besser,
was notwendig ist, als die
Führungskräfte im Inneren des
Wohnungsunternehmens.
3.
Individuen und Interaktionen
sind wichtiger, als sich stur an
bestimmte Prozesse zu halten
und standardisierte Werkzeuge
zu suchen.
4.
Das Reagieren auf Veränderung
ist wichtiger als das Befolgen
eines Plans.
AGILE ARBEITSWEISEN
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