DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2017 - page 11

nen und Bauen unterstreicht die Bedeutung der
Grundstücksfrage. Eine der zehn vom Bündnis
beschlossenen Maßnahmen für den Bau günsti-
ger Wohnungen lautet nämlich: „Bauland bereit-
stellen und Grundstücke der öffentlichen Hand
verbilligt und nach Konzeptqualität vergeben.“
So richtig umgesetzt worden ist diese Empfehlung
allerdings noch nicht. Das jedenfalls ist die Ein-
schätzung des vomehemaligenHamburger Staats-
rat Michael Sachs geleiteten Expertengremiums,
das die Realisierung der Bündnis-Empfehlungen
überwacht. So schloss die BImA bis März 2017
lediglich sieben Verträge, bei der sie bundeseigene
Liegenschaften vergünstigt zumZwecke des sozi-
alenWohnungsbaus abgab. Möglich ist eine solche
vergünstigte Abgabe auf Grundlage der 2015 in
Kraft getretenen Verbilligungsrichtlinie.
Auch in Bezug auf die Aktivitäten der Länder und
Kommunen äußert sich das Expertengremium
zurückhaltend. „Der Umfang der zur Verfügung
gestellten Flächen ist noch zu gering, um bereits
zu einer spürbaren Belebung des Wohnungsneu-
baus zu führen“, heißt es im Bericht des Exper-
tengremiums.
Immerhin zeigten die ersten erfolgreichen An-
sätze, „dass eine aktive Bodenpolitik und eine
verbilligte Grundstücksvergabe unerlässlich sind.“
Positivbeispiele: München und Hamburg
Das unterstreicht auch Xaver Kroner, Verbands-
direktor des VdW Verband der Wohnungs- und
Immobilienwirtschaft Bayern e. V. (VdWBayern).
„Vor dem Hintergrund der steigenden Baukosten
und der raren Grundstücke in vielen Städten ist
es gerade für die sozial orientierten Wohnungs-
unternehmen wie kommunale Gesellschaften,
Wohnungsgenossenschaften und kirchlicheWoh-
nungsunternehmen essenziell, die städtischen
Grundstücke ohne Höchstpreisverfahren zu erhal-
ten“, betont Kroner. „Ansonsten ist die Errichtung
bezahlbarer Wohnungen kaum mehr möglich.“
Deshalb fordere die Wohnungswirtschaft „auf
Bundes- und Landesebene schon seit langem die
Konzeptvergabe öffentlicher Grundstücke.“
Ein Beispiel, wie das funktionieren kann, findet
sich imVerbandsgebiet des VdWBayern: Die Lan-
deshauptstadt München setzt mit demKonzeptio-
nellen Mietwohnungsbau (KMB) seit 2013 dieses
wohnungspolitische Instrument zur Schaffung von
bezahlbarem Wohnraum ein.
„Für Genossenschaften und Baugemeinschaften
werden auf städtischen Flächen feste Flächenan-
teile zwischen 20 und 40% in den neuen Woh-
nungsbauprojekten vorgesehen“, erläutert Xaver
Kroner das Prinzip. „Das hat in den letzten Jahren
zu einer regelrechten Renaissance vonWohnungs-
genossenschaften in München geführt.“ Doch
auch die beiden städtischen Wohnungsbauge-
sellschaften profitieren vomKMB. So gingen z. B.
2014 erste Flächen im Bereich der ehemaligen
Prinz-Eugen-Kaserne an die GWG München und
die Gewofag. Der Grundstückspreis wird dabei von
Fall zu Fall festgelegt.
Bei den bis 2016 im KMB vergebenen Liegen-
schaften lagen die Preise nach Angabe der Lan-
deshauptstadt um 35 bis 50% unter den Werten
für Wohnbaugrundstücke, die ohne jegliche Bin-
dung verkauft wurden. Im Gegenzug müssen die
Investoren Auflagenwie etwa ein 60-jähriges
Der Münchner OB Dieter
Reiter (l.) und Gewofag-
Geschäftsführer
Dr. Klaus-Michael
Dengler beim Spaten-
stich im Prinz-Eugen-
Park, wo Konzeptionel-
ler Mietwohnungsbau
umgesetzt wird
Quelle: Lukas Barth
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10 12,13,14,15,16,17,18,19,20,21,...84
Powered by FlippingBook