wirtschaft und weiterbildung 10/2015 - page 20

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wirtschaft + weiterbildung
10_2015
titelthema
R
dungsmaßnahmen ergriffen, um die Zu-
kunftsfähigkeit „Empathie“ zu trainieren:
• Ein großer Kosmetikkonzern nutzt
Computersimulationen, um Mitarbeiter
mit Kundenkontakt in Sachen Sozialkom-
petenz weiterzubilden. Die Simulation
konfrontiert den Lerner sehr schnell mit
unterschiedlichen Kunden. Jedes Mal gibt
es ein ausführliches Feedback. Der zu-
ständige Personalentwickler erklärt: „Sie
machen sehr schnell hintereinander ihre
Fehler mit 50 virtuellen Kunden, bevor sie
den ersten realen Kunden treffen.“
• Andere Firmen schicken Mitarbeiter
zu realen Outdoor-Trainings, um durch
bestimmte Übungen Teamarbeit zu trai-
nieren. Als besonders wirkungsvoll hat es
sich erwiesen, dass ein „blinder“ Mitar-
beiter von einem Sehenden durch einen
Hindernisparcours geschleust wird. Dabei
müssen strenge Spielregeln beachtet wer-
den. Anschließend werden beide Akteure
damit konfrontiert, wie sie kommuni-
ziert haben, unterschiedliche Meinungen
unter einen Hut brachten, Sensibilität
füreinander zeigten und Lösungswege
entwickelten. Außerdem müssen beide
herausarbeiten, welches Verhalten sie
verbessern wollen. Diese Übung wurde
von Noel Tichy, einem Professor für Or-
ganisationspsychologie an der Univer-
sität von Michigan, entwickelt und gilt
in den USA als besonders effektiv, um
zwischenmenschliche Kompetenzen zu
entwickeln. Tichy hat ein mehrstufiges
Protokoll ausgearbeitet, das zu einem viel
ausführlicheren De-Briefing führt als bei
den üblichen Outdoor-Übungen.
• Manche Firmen bevorzugen dagegen
die Simulation echter Betriebsabläufe.
Ein Unternehmen, das mit dem verspä-
teten Versand seiner Produkte an die
Kunden zu kämpfen hatte, mietete ein-
mal ein leeres Bürogebäude und baute
dort verschiedene Abteilungen als At-
trappen nach. Dann wurden vier Teams,
die tatsächlich in solchen Abteilungen
arbeiteten, gebeten, einen Produktions-
ablauf zu simulieren. Sie bekamen Vor-
gaben, was die Kosten und den Gewinn
anging, aber keine Anleitungen, wie sie
die Vorgaben erreichen sollten. Die Teams
simulierten ein Quartal in fünf Stunden.
Auf einer Anzeigetafel wurde ihnen per-
manent mitgeteilt, wie es um die finan-
zielle Performance des Unternehmens
stand. Nach mehreren Durchgängen fan-
den die Spieler heraus, wie sie ihr eigenes
Verhalten mit dem Verhalten der anderen
Abteilungen verknüpfen mussten, sodass
sie die Ziele des ganzen Unternehmens
optimal erreichen konnten. Das Unter-
nehmen übernahm die erfolgreichsten
Lösungen. Die Mitarbeiter hatten heraus-
gefunden, wie Interaktionen am effek-
tivsten gestaltet werden können.
• Eine Software-Firma führte eine be-
triebsinterne Software mit dem Name
„Love Machine“ ein. Wer selbstlos einem
Kollegen bei einem Problem half, konnte
von diesem mit Pluspunkten, die durch
die Love Machine erfasst wurden, be-
lohnt werden. Die Aktion war ein großer
Erfolg. Selbst introvertierte Programmie-
rer kämpften darum, die meisten Punkte
anzuhäufen.
Es zeigte sich, dass „Helfer“ sich als sehr
nützlich für die Organisation erwiesen,
weil sie auf das Verhalten der anderen
achteten und ihr eigenes Verhalten mehr
mit den anderen abstimmten. Der Effekt
war, dass die Mitarbeiter nicht nur besser
miteinander interagierten, sondern dies
auch noch in einem Geist der absoluten
Offenheit und des uneigennützigen Tei-
lens taten. Das sind genau die Eigenschaf-
Geschichte.
Die vier Phasen der industriellen Entwicklung
der Welt sind:
1.
Die erste industrielle Revolution begann mit der Einfüh-
rung mechanischer Produktionsanlagen. Betrieben wurden
die Anlagen mit Wasserkraft und Dampfkraft. Beispiel:
1784 wurde der erste mechanische Webstuhl in Betrieb
genommen.
2.
Die zweite industrielle Revolution startete durch die
Einführung arbeitsteiliger Massenproduktion unter Aus-
nutzung der elektrischen Energie. Beispiel: 1870 wurde
das erste Fließband in den Schlachthöfen von Cincinnati in
Betrieb genommen.
3.
Die dritte industrielle Revolution begann mit dem Ein-
satz von Elektronik. Durch sie wurde die Automatisierung
der Produktion weiter gesteigert. Beispiel: 1969 wurde die
erste „speicherprogrammierbare“ Steuerung eines Monta-
geroboters genutzt.
4.
Die vierte industrielle Revolution findet gerade auf der
Basis von cyber-physischen Systemen statt. Ein cyber-
physisches System „lebt“ von der Verknüpfung software-
technischer Komponenten mit mechanischen und elektro-
nischen Teilen, die über eine Dateninfrastruktur wie das
Internet kommunizieren. Solche Systeme sind durch einen
hohen Grad an Komplexität gekennzeichnet.
Was ist „Industrie 4.0“?
Titelstory.
Die August-Ausgabe des
US-Magazins „Fortune“ brachte eine
Zusammenfassung von Colvins Thesen.
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