personalmagazin 5/2017 - page 11

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Das Interview führte
Reiner Straub.
kunft so führen, wie wir heute un-
sere Kinder erziehen – nämlich auf
Augenhöhe. Drittens zeichnet sich
ab, dass sich unser Gründer und Ge-
sellschafter aus dem operativen Ge-
schäft zurückzieht. Wenn sich eine
prägende Führungspersönlichkeit
zurückzieht, müssen die Kräfte der
Selbstorganisation und Selbstver-
antwortung gestärkt werden.
personalmagazin:
Was ist für Sie die Vi-
sion für die Selbst-GmbH? Wo stehen
Sie in fünf Jahren im Vergleich zu
anderen HR-Organisationen?
Schledt:
Wir haben keine Vision im
herkömmlichen Sinne und sehen
uns nicht im Wettbewerb. Wir ma-
chen unser Ding, bieten coole The-
men, coole Menschen, coole Loca-
tions. Und wer da mitmachen will,
ist herzlich eingeladen. Und sollten
wir keine coolen Dinge mehr zu
bieten haben, wird sich unsere Or-
ganisation von selbst auflösen. Von
Visionen bin ich ganz weit weg.
Neue Partizipations- und Mitbestimmungsmodelle wurden auf dem Netzwerktreffen
der Selbst-GmbH diskutiert, zu dem sich 60 Mitglieder bei der Haufe Gruppe in Freiburg
versammelten. Auch ein neuer Vorstand wurde gewählt.
Mit einem kritischen Blick auf Führungspraxis eröffnete Hermann Arnold, Verwaltungsrats-
präsident und Ermutiger von Haufe-Umantis, das Treffen. Statt auf Weisung und Kontrolle
sollten Unternehmen mehr auf Selbstorganisation und Partizipation setzen, so Arnold. Dabei
räumte er auch mit Missverständnissen in der Debatte um Demokratie in Unternehmen auf:
„Demokratie heißt nicht, dass jeder zu jedem Thema mitredet.“ Michael Guggemos, Ge-
schäftsführer der Hans Böckler Stiftung, äußerte sich kritisch: „Wer Responsekultur als Ersatz
für Mitbestimmungsrechte betrachtet, wird scheitern“, sagte er und warb für die klassische
Mitbestimmung: „Die Betriebsverfassung stellt sicher, dass die Arbeitnehmer auf Augenhöhe
mit dem Arbeitgeber verhandeln können.“ Hans-Peter Löw widersprach und fragte, ob man
die Betriebsverfassung nicht in Rente schicken müsse. „Rechtsbegriffe wie Arbeitsort oder
Arbeitszeit verändern sich grundlegend und passen nicht mehr in die neue Arbeitswelt“,
sagte der Arbeitsrechtler von Allen & Overy. Sven Frank stellte das Projekt „Mitbestimmung
Plus“ der Bahn vor: Sozialpartner, Führungskräfte und Mitarbeiter des Konzerns waren aufge-
fordert, neue Ideen zur Mitbestimmung einzureichen. Aus den 55 eingereichten Ideen sollen
Prototypen entstehen. Joachim Schledt, Personalleiter bei Alnatura, gab einen Einblick, wie
das Öko-Unternehmen Selbstorganisation umsetzt. „Unsere Kultur ist darauf angelegt, die
Mitwirkung der Mitarbeiter außerhalb der Betriebsverfassung hinzubekommen.“ Im Rahmen
des Netzwerktreffens fand auch die Mitgliederversammlung der Selbst-GmbH statt, bei der
der alte Vorstand in seinem Amt bestätigt wurde. Vor-
sitzender bleibt Joachim Schledt (Alnatura), zweite Vor-
sitzende Dr. Wolfgang Runge (Manpower) und Stephan
Grabmeier (Haufe-Umantis). Neu hinzu gewählt wurde
Angela Langner-Thiele (Evonik Industries), die sich um
den Nachwuchs kümmern soll.
(str)
Mehr Partizipation für das Individuum
NETZWERKTREFFEN DER SELBST-GMBH
BILDERGALERIE
Bilder vom Netzwerktreffen
der Selbst-GmbH sehen Sie in
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