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SPEZIAL START-UPS
_IMPULSE
spezial Start-ups 11/16
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
T
augt die Orientierung an Start-
ups, um etablierte Unterneh-
men zu erneuern? Dieser Frage
hat sich eine Studie der Berliner
Organisation „Lead“ in Kooperation mit
der Unternehmensberatung Company
Companions, dem Center for Leadership
and Values in Society an der Universität
Sankt Gallen und der HHL Leipzig Gra-
duate School of Management gewidmet.
Die Studie basiert auf Interviews mit
Spitzenvertretern der Wirtschaft, da-
runter Vorstände und Geschäftsführer
etablierter Unternehmen sowie Grün-
der und Entscheider aus Start-ups. Die
Autoren der Studie haben herausgear-
beitet, was Start-ups im Kern anders
machen und formulieren daraus die
folgenden sieben Impulse für etablierte
Unternehmen.
Erstens: Unsicherheit als Chance
begreifen
Einer der entscheidenden Unterschiede
zwischen der Start-up-Ökonomie und
etablierten Unternehmen ist der Um-
gang mit Unsicherheit. Führungskräf-
te von Start-ups sehen naturgemäß die
Auswirkungen der Digitalisierung und
die damit verbundene Unsicherheit nicht
als Bedrohung, sondern als Chance. Das
können etablierte Unternehmen daraus
lernen:
• Anerkennen, dass Unsicherheit der
neue Normalzustand ist
• Mitarbeitern vermitteln, dass Verän-
derung auch großen Gestaltungsspiel-
raum birgt
Impulse zur Erneuerung
HANDLUNGSTIPPS.
Forscher haben untersucht, was Start-ups im Kern anders machen
und daraus sieben Impulse für etablierte Unternehmen abgeleitet.
• Führungskräfte finden und binden,
die unklare Verantwortlichkeiten und
Unsicherheit nicht scheuen
Zweitens: Gemeinsame Werte und
eine klare Strategie geben
Start-ups gehen mit einer anderen Hal-
tung an Unsicherheit und Planung heran.
Sie versuchen gar nicht erst, die Kontrolle
über eine ungewisse Zukuft zu erlangen.
Die Impulse für etablierte Unternehmen:
• Prognosen und Pläne durch ein dyna-
misches Verständnis von Strategie er-
setzen
• klar zwischen Strategie und Handeln
unterscheiden
• Strategie zum Anliegen der gesamten
Organisation machen und eine ge-
meinsame Geschichte entwerfen
Drittens: Radikal auf den Kunden
ausrichten
Start-ups verbringen Tage und Nächte
damit, den Kunden zu verstehen, um ihr
Produkt dann optimal auf dessen Bedürf-
nisse hin auszurichten. Das können etab-
lierte Unternehmen daraus lernen:
• Kundenwünsche durchdringen und an-
tizipieren
• Sich über den Kern des eigenen Tuns
bewusst werden
• Hinterfragen, inwieweit die Organisati-
on sich mit sich selbst beschäftigt
Viertens: Innovationen im raschen
Trial-and-Error-Verfahren entwickeln
Nicht das perfekte Produkt, sondern das
Lernen steht im Mittelpunkt. Das heißt:
• Nach innen gerichtete Innovationspro-
zesse aufbrechen
• Keine Zeit verlieren und Produktideen
am Markt testen
• Risikominierung durch „fail forward“
ersetzen.
Fünftens: Im Netzwerk arbeiten
Keine Angst vor Kannibalisierung: Start-
ups haben verstanden, dass die neue
Ökonomie kein „Mein und Dein“ mehr
kennt. Was etablierte Unternehmen dar-
aus lernen können:
• Nicht alles selber machen, sondern
sich intelligent vernetzen
• Austausch außerhalb der Branche und
des eigenen Geschäftsmodells suchen
• Angst vor Ideenklau zurückstellen
und Partnern Vertrauen vorschießen.
Sechstens: Klare Ziele setzen und viel
Freiraum schaffen
Start-ups finden und binden echte Talen-
te, indem sie:
• ihnen früh Verantwortung übertragen,
• mehr als Zahlen zu Zielen machen,
• Freiraum geben und selbstbestimm-
tes Arbeiten ermöglichen.
Siebtens: Zusammenarbeit stärken
Start-ups sind Meister darin, ihre Mit-
arbeiter immer wieder auf das nächste
Etappenziel einzuschwören. Die Impulse:
• Hierarchien und starre Organigram-
me durch agile, projektbasierte Ar-
beitsformen ersetzen
• Personalentscheidungen an Kompe-
tenz, Kreativität und Überzeugungs-
kraft ausrichten
• starre Verantwortungsbereiche durch
lebendige interne Kommunikation er-
setzen.
Von
Melanie Rößler
(Red.)
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