personalmagazin 10/2016 - page 3

einfache Schreibarbeiten wie die Transkription von Interviews lasse
ich seit einiger Zeit über eine Crowdworking-Plattform erledigen. Ich
lade die Audiodateien einfach hoch und nach 24 oder 120 Stunden
bekomme ich das Transkript. Dass der Preis von der gewünschten
Bearbeitungsfrist, der Qualität und Länge der Aufnahme abhängig
ist, finde ich nachvollziehbar. Mit dem Service und Ergebnis bin
ich bislang sehr zufrieden. Meine Zufriedenheit hat nun durch die
Crowdworking-Studie der
gewerkschaftsnahen Hans-
Böckler-Stiftung einen
Dämpfer bekommen, die
Hungerlöhne und feh-
lende soziale Absicherung
bei den Crowdworkern
diagnostiziert. DGB-Chef
Reiner Hoffmann mahnte
sogleich „faire Spielregeln“
an, die er von Bundesar-
beitsministerin Andrea
Nahles erwartet, die eine
entsprechende Regelung für das „Weißbuch Arbeiten 4.0“ vorbereitet.
Der Regelungsbedarf ist aber eher gering. Unternehmen verhalten
sich derzeit zögerlich, dauerhaft und systematisch Aufgaben an
Crowdworking-Plattformen zu vergeben. Das Auftragsvolumen der
Plattformen ist noch niedrig, manche kämpfen bereits ums Überleben
oder werden von klassischen Personaldienstleistern übernommen,
kürzlich etwa der Freiberufler-Marktplatz Twago von Randstad. Auf
der Beschäftigtenseite spiegelt sich das wider: Crowdworking ist für
die meisten ein Nebenjob. Bei dem Schreibbüro, das mir zuvor meine
Interviews transkripierte, war das übrigens nicht anders.
Die Plattformen können helfen, die Agilität von Unternehmen zu
verbessern. Personalmanager sollten Pilotprojekte starten, um Erfah-
rungen mit dem neuen Instrument zu sammeln. Neben Qualität, Ser-
vice und Kosten werden auch „faire Arbeitsbedingungen“ zu einem
Wettbewerbsfaktor. Dafür sorgt die Transparenz des Netzes.
3
EDITORIAL
10/16 personalmagazin
Liebe Leserinnen und Leser,
„Crowdwor-
king ist eine
agile Ar-
beitsform,
mit der sich
Personalmanager ver-
traut machen sollten.“
Reiner Straub, Herausgeber
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...84
Powered by FlippingBook