personalmagazin 5/2015 - page 52

personalmagazin 05/15
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ORGANISATION
_BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
V
or dem Hintergrund sich ver-
knappender Ressourcen auf
dem Arbeitsmarkt und ange-
sichts der Forderungen von
qualifizierten Mitarbeitern nach einer
ausgeglichenen Work-Life-Balance wird
es für Unternehmen immer wichtiger, ih-
re besonderen Aktivitäten im Bemühen
um deren Gesundheit und Wohlbefinden
hervorzuheben. Dafür werden von unter-
schiedlichen Institutionen Preise, Awards,
Best-of-Listen, Siegel und Zertifikate ver-
geben. Diese Auszeichnungen zu ordnen
und dabei zu klären, ob Einzelmaßnah-
men der Betrieblichen Gesundheits-
förderung (BGF) oder ein umfassendes
Betriebliches Gesundheitsmanagement
(BGM) bewertet worden sind, war Ziel der
Untersuchung des Ressort „Qualität im
BGM“ des Bundesverbandes Betriebliches
Gesundheitsmanagement e.V. (BBGM).
Die Recherche unter der Mitwirkung von
Agnes Kaminski (Leitung), Bianca Engel-
mann, Saskia van Rooij, Katrin Schiller,
Günter Böttner und Gerd Kramer erfolgte
Anfang 2014 und erhebt keinen Anspruch
auf Vollständigkeit.
Von BGF bis zum Managementsystem
Um die Vielzahl der Zertifikate, Aus-
zeichnungen, Preise und Awards beur-
teilen zu können, ist ein kurzer Blick
auf die Entwicklung des Betrieblichen
Gesundheitsmanagements (BGM) not-
wendig: Steigt ein Unternehmen in das
Thema „Gesundheit im Betrieb“ ein, so
kann man zuerst singuläre, zeitlich be-
grenzte Eigeninitiativen im Sinne der Be-
Von
Agnes Kaminski
Beweise für die Gesundheit
VERGLEICH.
Auszeichnungen, Zertifikate, Preise und Awards für erfolgreiches Betrieb­
liches Gesundheitsmanagement boomen. Eine Studie untersuchte die Kriterien.
trieblichen Gesundheitsförderung (BGF)
erkennen (Rückenschule, gesundes Kan-
tinenessen, Sportangebote et cetera).
Fördermaßnahmen werden in die Wahr-
nehmung der Mitarbeiter gerückt, indem
Preise und Awards ausgelobt werden.
Auch für die Außendarstellung und die
Mitarbeitergewinnung sind diese Preise
und Awards immer wichtiger, zeigen sie
doch, dass der Slogan „bei uns steht das
Wohl der Mitarbeiter im Mittelpunkt“
kein hohles Versprechen zu sein scheint.
Verankert ein Unternehmen seine
Aktivitäten für die Gesundheit in sei-
nen Prozessen, dann sprechen wir von
einem echten Betrieblichen Gesund-
heitsmanagement. Meist bestehen schon
Managementsysteme (zum Beispiel
Qualitätsmanagement und/oder Arbeits-
schutzmanagement), sodass das Know-
how für die Einführung und den Betrieb
des BGM-Systems vorhanden ist. Eben-
so ist bekannt, wie eine Zertifizierung
durchgeführt wird und wie die Kommu-
nikation des Zertifikats imUnternehmen
erfolgt. Im Qualitätsmanagement ist es
bereits seit vielen Jahren unangefochte-
ne Praxis, dass qualifizierte, nachvoll-
ziehbare und vergleichbare Zertifikate
Auskunft über den Status der Qualitäts-
arbeit im Unternehmen geben. Nach
diesem Vorbild beurteilt unsere Studie
auch das BGM. Besonders transparent
und kompatibel mit anderen Manage-
mentsystemen kann nach Ansicht der
Studienautoren verfahren werden, wenn
ein BGM gemäß der im Jahr 2012 ver-
abschiedeten Din Spec 91020 installiert
wird. Externe Zertifizierer können Au-
dits unter akkreditierten Bedingungen
allerdings erst dann durchführen, wenn
die Dakks (Deutsche Akkreditierungs-
stelle GmbH) diese verabschiedet hat.
Dies ist für 2015 geplant.
Kriterien der BGM-Auszeichnungen
In der vorliegenden Untersuchung wur-
den insgesamt 19 Beschreibungen von
BGM-Auszeichnungen gesichtet:
• Sind die Kriterien für die Auszeichnung
transparent und schnell verfügbar?
• Werden – wenigstens rudimentär – An-
forderungsprofile von Managementsys-
temen abgefragt oder wird gar ein zer-
tifiziertes Managementsystem wie zum
Beispiel Iso 9001 vorausgesetzt?
• Wird eine Analyse zur Gesundheit im
Betrieb vorgegeben oder gefordert?
• Sind die Auszeichnungen Ergebnis
von (qualifizierten) Audits und wel-
che Kosten entstehen?
• Ist eine regelmäßige Bewertung vor-
gesehen, sodass ein Prozess der kon-
tinuierlichen Verbesserung zu erken-
nen ist?
• Welche Außendarstellung ist geplant?
Aus diesen Fragestellungen ist zu er-
kennen, dass als Fixpunkt und Kriteri-
engeber für die detaillierte inhaltliche
Betrachtung und Bewertung die Din
Spec 91020 gewählt worden ist. Da
diese Spezifikation eines Betrieblichen
Gesundheitsmanagements zurzeit eine
Art Konsenslinie der „BGM-Promotors“
darstellt, werden nicht Äpfel mit Birnen
verglichen und die Neutralität der Un-
tersuchung ist gewährleistet. Zunächst
kann eine Unterteilung in drei Gruppen
von Auszeichnungen/Preisen und Zerti-
fikaten vorgenommen werden.
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