PERSONALquarterly 2/2016 - page 25

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02/16 PERSONALquarterly
Angenehmes Erleben
Angenehmes Erleben zeigt sich als positive Aktivierung, aus-
gelöst durch eine positiv bewertete Aktivität oder Situation. 15
Interviewte benannten Angenehmes Erleben als eine Strategie,
die zur Erholung beiträgt. Dabei reichten die als angenehm
wahrgenommenen Aktivitäten vom Lesen über gute Gespräche
bis zu sportlichen Aktivitäten. Wichtig war hierbei, dass die
konkrete Erholungsaktivität angenehm bzw. positiv bewertet
und bewusst ausgeführt wurde.
Ein Großteil der Berufstätigen beschrieb, dass sie manchen
Aktivitäten wie Essen, Musikhören, Lesen, Sport oder auch Pfle-
gen von sozialen Kontakten ganz bewusst nachgingen und diese
als angenehm bewerteten. In diesem Zusammenhang sprachen
Interviewte auch davon, „sich zu belohnen“, d.h. angenehmen
Aktivitäten nachzugehen, die für sie eine Belohnung z.B. nach
einem harten Arbeitstag darstellten. Auch bewusstes Genießen
von schönen und angenehmen Momenten wurde als konkrete
Erholungsstrategie im Bereich Angenehmes Erleben benannt.
Häufig wurde in diesem Kontext davon gesprochen, sich be-
wusst etwas „zu gönnen“ oder sich selbst „etwas Gutes“ zu tun.
Entspannen
Sich entspannen wurde von 16 Interviewten als Strategie be-
nannt, die dazu beiträgt, sich von den alltäglichen Arbeitsbe-
lastungen zu erholen. Als entspannend wurden beruhigende
Tätigkeiten beschrieben, die dem Bedürfnis nach „Einkehr“
nachkommen. Dazu zählten bspw. regelmäßiges Meditieren,
aber auch Fernsehen, Lesen oder Unterhaltungen über den
Arbeitstag z.B. mit dem Partner am Ende des Tages. Auch kurze
Schlafphasen, Ruhephasen oder sich „einfach treiben lassen“
und „nichts machen zu müssen“ waren Entspannungsstrate-
gien. Ebenso wurden Rituale oder Momente des Genießens als
entspannend beschrieben.
Positives Denken
Positives Denken umfasst verschiedene kognitive Strategien,
um Gedanken und Wahrnehmung positiv zu steuern. 19 Inter-
viewte berichteten von verschiedenen Strategien des positiven
Denkens im Arbeitsalltag. Die Interviewergebnisse ergaben
drei induktive Kategorien zum Positiven Denken: 1. Positives
Reflektieren, 2. Umbewerten und 3. Sinnstiftung von Inhal-
ten alltäglicher Arbeit. Alle drei Bereiche sind gekennzeichnet
durch positive Kognitionen.
1. Positives Reflektieren ist das Bewusstwerden von positiven
und angenehmen Momenten und wurde von 18 Interviewten
benannt. Häufig wurde das Reflektieren bzw. Bewusstwerden
von Freude bei der Arbeit genannt, z.B. durch gutes Teamklima,
Begeisterung, Einflussmöglichkeiten oder Tätigkeiten, auf die
man „Lust habe“ und die man „gerne mache“. Die Kategorie be-
inhaltet auch das positive Reflektieren zu eigenen beruflichen
Erfolgen, die mit Stolz und Selbstvertrauen einhergehen.
2. Umbewerten ist das Neubewerten einer Situation in eine
positivere Richtung (Lazarus/Folkman, 1987). Das Umbewer-
ten einer negativen Situation hin zum Positiven führt zu einer
Reduzierung von Beanspruchung und unterstützt die Erholung.
Umbewerten wurde von 18 Interviewten benannt. Dabei wurde
häufig vom Wechsel der Perspektiven gesprochen, von Einstel-
lungsänderung und der Neubewertung von schwierigen Situa-
tionen. In den Interviews wurde es auch als wichtig benannt,
Abstand zu gewinnen und die Unveränderbarkeit einer Situati-
on anzuerkennen, um sich von negativen Emotionen zu lösen.
Diese Akzeptanz stellte eine Umbewertung in eine neutrale
Richtung dar. Auch bei Misserfolgen wurde die Arbeit von In-
terviewten dennoch als positiv, als „das Richtige“, oder neutral
angesehen, da Misserfolge auch „dazugehören“.
3. Sinnstiftung ist eine Strategie, bei der die Bedeutung und
das Sinnhafte der eigenen Arbeit bewusst konstruiert werden
(Van den Heuvel/Demerouti/Schreurs/Bakker/ Schaufeli, 2009).
Diese Sinnstiftung in der eigenen Arbeit reduziert Beanspru-
chungen und wurde in Interviews mehrfach thematisiert. Dabei
war es den Befragten wichtig, sich bewusst zu sein, dass die
eigene Arbeit eine besondere Bedeutung für sie, für das Unter-
nehmen, den Kunden und die Allgemeinheit habe.
Erholungsstrategien formen sich vielfältig aus
Die Interviews zeigen, dass alle theoretisch hergeleiteten Er-
holungsstrategien von den Interviewteilnehmern genannt
werden und sich auf vielfältige Weise ausformen. Beim An-
genehmen Erleben sehen wir, dass es nicht auf die konkreten
Aktivitäten ankommt, sondern auf deren Bewertung als an-
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 2:
Erholungsstrategien
Angenehmes
Erleben
Positives
Reflektieren
Positives
Denken
Sinnstiftung
Entspannen
Umbewerten
Erholungsstrategien
1...,15,16,17,18,19,20,21,22,23,24 26,27,28,29,30,31,32,33,34,35,...60
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