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SERIE
GEDÄCHTNISTRAINING
höflich nochmal erkundigen. Mein Tipp:
Sprechen Sie den Namen sofort selbst
aus. „Hallo, Frau Müller“, „Danke, Herr
Michailow“. So stellen Sie sicher, dass Sie
ihn richtig verstanden haben. Dadurch,
dass der Name dann im Kurzzeitgedächt-
nis angekommen ist, können Sie sich mit
den weiteren Schritten Zeit lassen. Na-
türlich wollen Sie sich ja zuerst auf das
Gespräch konzentrieren und nicht auf
die Gedächtnistechnik. Ist der Name aber
zunächst verstanden, können Sie mit den
folgenden Schritten ruhig warten, bis Ihre
neue Bekanntschaft Nachschub am Buffet
holt.
Die nächsten drei Schritte gehören
dann zusammen. Das Finden und Ver-
knüpfen von Bildern sind der eigentliche
Trick, um unserem Gedächtnis zu unge-
ahnten Leistungen zu verhelfen.
W
elchen Nutzen könnten Sie daraus
ziehen, wenn Sie sich auch ähnlich
gut Namen merken könnten? Etwa
im Kundengespräch, auf Veranstaltungen
oder auch privat, wenn Ihnen auf einer
netten Feier fünf Gäste vorgestellt werden?
Bei meinen Vorträgen und Trainings
werde ich besonders oft auf das Namen-
merken angesprochen. Während wir bei
anderen Gedächtnisproblemen noch auf
digitale Hilfsmittel oder Notizen auswei-
chen können, ist dies beim Namensge-
dächtnis nicht möglich. Wenn ich so in
die Presse schaue, habe ich den Eindruck,
es wird auch immer schlimmer: Immer
mehr Menschen lassen sich die Namen
ihrer Partner und Kinder auf den Kör-
per tätowieren. Aber keine Sorge: Auch
das Namenmerken lässt sich erheblich
trainieren. Mit den richtigen Techniken
können Sie sich alle Namen merken, die
Sie behalten wollen.
Die Vorgehensweisen hierfür basieren
auf dem gleichen Fundament wie alle Ge-
dächtnistechniken, dem bildhaften Den-
ken. Denn neben dem Wollen gehört die
richtige Gedächtnistechnik dazu. Ich ma-
che folgende fünf Schritte, um mir einen
Namen zur Person einzuprägen:
DIE FÜNF SCHRITTE
1. Namen bewusst verstehen
2. Namen „verbildern“
3. Person „verbildern“
4. Verknüpfung
5. Wiederholung
Zunächst müssen Sie den Namen bewusst
verstehen. Eigentlich logisch. Oft aber be-
reits das erste Problem. Viele trauen sich
nicht nachzufragen, wenn sie den Namen
nicht verstanden haben. Aber dann ist es
natürlich unmöglich, sich ihn überhaupt
zu merken. Wenn also beim nächsten
Empfang Ihr Tischnachbar beim Nennen
seines Namens noch die halbe Bulette
im Mund hat, kurz abwarten und dann
Serie –
Teil 2
Sich Namen bewusst ma-
chen, sie mit einer Person
verknüpfen und alles ein
paarmal wiederholen – aus
diesem Rezept setzt sich ein
gutes Namensgedächtnis
zusammen.
Namen merken: die 5 Schritte
Dr. Boris Nikolai Konrad
(31) ist
Deutschlands Gedächtnisexperte.
Der Gedächtnistrainer, Autor und
Neurowissenschaftler hält den
Weltrekord im Namenmerken und
drei weitere Einträge im Guinness-
Buch der Rekorde. Am Donders In-
stitut in Nijmegen erforscht er die
neuronalen Grundlagen außerge-
wöhnlicher Gedächtnisleistungen
und ist einem breiten Publikum
durch seine zahlreichen Fern-
sehauftritte bekannt. In seinem
Buch „Superhirn – Gedächtnistrai-
ning mit einem Weltmeister“ und
in seinen regelmäßigen Vorträgen
erklärt er Gedächtnistechniken,
mit denen sich das Gedächtnis
erheblich verbessern lässt.
ZUR PERSON