Immobilienwirtschaft 12-1/2016 - page 59

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2-01.2016
Die Energiewende wurde nach den Ereignissen von Fukushima
zunächst hauptsächlich stromlastig bearbeitet. Zwischenzeitlich
rücken auch Aspekte derWärmewende in den Vordergrund. Der
Wärmeversorgung von Immobilien unterschiedlicher Nutzung
kommt vor dem Hintergrund der benannten Klimaschutzziele
eine herausgehobene Bedeutung zu.
Neue Kesselanlagen sind in der Folge der EU-Ökodesign-
richtlinie unabhängig von den Regelungen des NAPE seit dem
26.09.2015 mit einem Energieeffizienz-Etikett – ähnlich dem auf
Haushaltsgeräten – zu versehen. Diese Verpflichtung betrifftneue
Heizgeräte und Warmwasserbereiter bis 70 kW Leistung und
Warmwasserspeicher bis 500 l Speichervolumen. Heizungen für
Holz sowie Bioöl und Biogas benötigen gegenwärtig kein solches
Etikett, da sich die EU-Mitglieder bisher nicht auf einen gemein-
samen Standard einigen konnten.
Bestandsanlagen werden von der EU-Ökodesignrichtlinie
nicht erfasst. Hier sieht der NAPE ab 01.01.2016 die Verpflich-
tung für ein Effizienzlabel vor, soweit die Heizkessel älter als 15
Jahre sind, mit gasförmigen oder flüssigen Brennstoffen betrie-
ben werden und die Leistung unter 400 kW liegt. Nach dem
„nationalen Effizienzlabel für Heizungsaltanlagen“ sind diese
Kennzeichnungen von Energieberatern, Schornsteinfegern oder
Heizungsinstallateuren bis Anfang 2017 anzubringen und sollen
– unabhängig von den Austauschpflichten nach der EnEV – die
Austauschrate um 20 Prozent steigern.
ENERGETISCHE EINSPARZIELE VERFEHLT
Der vorliegende Überblick
lässt die dynamische Entwicklung bei der Neugestaltung der
rechtlichen Rahmenbedingungen insbesondere im Zusammen-
hangmit demNAPE erkennen. Die hier benanntenÄnderungen/
Neuerungen waren in ihrerMehrzahl zu Redaktionsschluss noch
nicht endgültig beschlossen. Mehrheitlich lagen Kabinettsbe-
schlüsse von Ende Oktober/Anfang November 2015 vor. Aktu-
elle Informationen finden sich etwa auf der Seite der Deutschen
Unternehmensinitiative Energieeffizienz DENEFF. Dort findet
der Interessierte etwa den neuen NAPE-METER auf der jeweils
aktuellsten Datengrundlage. Nach dieser Analyse der DENEFF
verfehlt der NAPE das vorgegebene Einsparziel um 20 Prozent.
Der NAPE-METER wird regelmäßig aktualisiert und von der
DENEFF auf ihrer Internetseite veröffentlicht.
FAZIT
Analysen verschiedener Verbände und Forschungsein-
richtungen kommen zu dem Ergebnis, dass die angestrebten
Minderungsziele in den Bereichen Primärenergieverbrauch und
CO
2
-Ausstoß mit den zwischenzeitlich verbindlich beschlos-
senen Maßnahmen nicht erreicht werden können. Neben dem
eigentlichenNAPE imengeren Sinne sind auchÄnderungen/Ver-
schärfungen bereits bestehender Gesetze und Verordnungen zu
beachten. Besondere Bedeutung kommt hierbei einer möglichen
grundlegenden Neuausrichtung der EnEV etwa in Verbindung
mit einer Zusammenlegung mit demEEWärmeG zu. Aus immo-
bilienwirtschaftlicher Sicht gilt es, die tendenziell preistreibende
Wirkung weiterer Verschärfungen zu berücksichtigen.
Die Energiepreisentwicklung, namentlich die des leichten
Heizöls, erhöht auch für die Wohnungs- und Immobilienwirt-
schaft das Spannungsfeld bezüglich des Wirtschaftlichkeitsge-
bots. Schließlich begründet der partiell gravierende Neubau-
bedarf von preisgünstigen Wohnungen in Verbindung mit den
Ergebnissen der Baukostensenkungskommission Zweifel an den
ambitionierten inhaltlichen und zeitlichen Zielvorgaben. Neben
der genannten Einspar-Lücke gilt es daher verstärkt, auch auf eine
Wirtschaftlichkeits-Lücke zu achten. Wenn die regulatorischen
Leitplanken in Richtung dauerhaft unwirtschaftlicher Maßnah-
men führen sollten, bedarf es gewiss auch einer Neujustierung
der Fördermittel- und Anreizprogramme.
«
Werner Dorß, Rechtsanwalt, Frankfurt/M.
1476 PJ
*
Trend
880 PJ
*
Verbleibende
Lücke
261 PJ
*
NAPE offen
Primärenergie-
einsparziel 2020:
2877 PJ
*
(20%)
Der NAPE verfehlt bislang
das vorgegebene Einspar-
ziel von 20 Prozent.
185 PJ
*
NAPE umgesetzt
75 PJ
*
Koalitionseckpunkte
(Schätzung)
Quelle: DENEFF
„Energiewende heißt mehr als Stromwende: 80 Prozent des privaten
Energieverbrauchs entfallen auf Heizung und Warmwasserbereitung.
Hier können die Energieeffizienz erheblich verbessert und CO
2
-Emissionen
gesenkt werden.“
Norbert Breidenbach,
Vertriebsvorstand Mainova AG
*PJ: Petajoule (1 PJ = 277778 mwh)
1...,49,50,51,52,53,54,55,56,57,58 60,61,62,63,64,65,66,67,68,69,...76
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