Immobilienwirtschaft 12-1/2016 - page 60

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
HAUSTECHNIK
D
ie Kernfrage bei den Stromspeichern
lautet für die Hersteller derzeit: „Blei
oder Lithium?“ Beide Systeme ha-
ben Vor- und Nachteile (siehe Tabelle 1
auf Seite 61). Klar ist: Der Lithiumbatte-
rie gehört die Zukunft. Sie vereint mehrere
Vorteile. Effizienz, aber auch die Lebens-
dauer, sowohl bezogen auf Ladezyklen als
auch absolut, sprechen für Lithium. Die
weitgehendeWartungsfreiheit der Batterie
erspart der Wohnungs- und Immobilien-
wirtschaft hohe Folgekosten.
Doch auch die Bleibatterie hat noch
Fans. „Kaufen Sie einen Porsche, der hat
immer noch eine Bleibatterie,“ bringt es
Thomas Pilgram vom Speicherherstel-
ler Deutsche Energieversorgung auf den
Punkt. Blei sei sehr erprobt und eine
Bleibatterie sei zu 90 Prozent recyclebar.
Bei Lithium ist diese Frage noch unge-
klärt. Ganz pragmatisch sieht es Wolfram
Walter von ASD Solar: „Es ist egal, alle
Typen von Batterien, die wir haben, sind
gut – denn alle speichern Strom.“
Trotz-
dem ist für die Wohnungswirtschaft die
Anschaffung eines Speichersystems bis-
lang meist gar kein Thema. Sehr verbrei-
tet ist die Meinung, die Kosten seien zu
hoch. Zwar gibt es tatsächlich am Markt
Systeme imdeutlich fünfstelligen Bereich.
Doch es geht natürlich um einiges güns-
tiger. „Viele Interessenten haben Kosten
von 20.000 Euro oder mehr im Hinter-
kopf. Sie sind überrascht, wenn sie sehen,
dass sie bei uns schon ein anschlussferti-
ges Komplettsystem für weniger als 5.500
Euro bekommen“, erklärt Matthias Bloch
vom Hersteller Sonnenbatterie GmbH
die verzerrte Wahrnehmung. Bei RWE,
die als einziger großer Stromversorger
eigene Batteriesysteme zur Speicherung
von Solarstrom anbietet, beginnen diese
als Storage flex ab 7.000 Euro.
KOSTEN, KOSTEN, KOSTEN
Die absoluten
Kosten einer Batterie sind jedoch nur die
eine Wahrheit. Ein breiter Marktdurch-
bruch kann nur gelingen, wenn die Kos-
ten je gespeicherter und ausgespeister
Kilowattstunde heruntergehen. Die lie-
gen nach Angaben der Hersteller derzeit
bei mindestens 20 Eurocent je kWh, bei
manchen sogar bei 60 Eurocent. Wenn
man zu diesen noch die Kosten von 10
Stromspeicher vor dem Durchbruch?
In Zeiten schwankender Ener-
giepreise wird es interessant,
selbst erzeugten Strom auch
selbst zu verbrauchen. Doch
auch Wind und Sonnenlicht
schwanken und machen die
Technik nicht rund um die
Uhr nutzbar. Es sei denn,
Speichersysteme werden
endlich wirtschaftlicher. Doch
das hängt auch an Rahmen-
bedingungen. Der Stand der
Dinge.
MIETERSTROM-MODELL
MIT PV-ANLAGE
Große Wohneinheiten erzeugen mittels
Photovoltaik-Anlage auf dem Dach
eigenen Strom. Strom aus dem Netz
wird nur dazugekauft, um Schwan-
kungen auszugleichen. Mit einem
eigenen Speicher geht dieser Bedarf
allerdings stark zurück.
Die Finanzierung der PV-Anlage wird
noch durch die EEG-Vergütung garan-
tiert und gesichert. In Zukunft rentiert
sie sich aus den geringeren Kosten für
eigenproduzierten und eigenverbrauch-
ten Strom im Gegensatz zum deutlich
teureren Strom aus dem Netz.
Die Mieter haben zwei Vorteile: Die
meisten staatlichen Umlagen beim
Strompreis fallen weg. Regelmäßige
Preiserhöhungen gehören ebenso der
Vergangenheit an.
DER SELBSTVERSORGER
Foto: Sonnenbatterie
Endprüfung eines Solarspeichers
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