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spezial Softwarekompendium 2017
HR-SOFTWARE
_ZEITWIRTSCHAFT
E
motionale Mitarbeiterbindung
hat nichts mit einem an das
Unternehmen festgeketteten
Mitarbeiter zu tun, der keine
Möglichkeit hat, anderswo unterzu-
kommen. Das wäre eine unfreiwillige
Bindung. Stattdessen geht es um eine
Bindung aus freien Stücken im Sinne
einer Identifikation mit dem Unter-
nehmen. Aus zahlreichen Forschungs-
arbeiten ist bekannt, dass emotional
gebundene Mitarbeiter leistungsstärker
sind und weniger Stress während der
Arbeit erleben. Darüber hinaus zeigen
emotional gebundene Mitarbeiter we-
niger Abwanderungsbereitschaft und
tatsächliche Fluktuation. Aus diesen
Gründen ist ein wesentliches Ziel des
Personalmanagements, möglichst viele
Von
Christian Rüttgers
und
Katharina
Hochgürtel
Mitarbeiter mit einer hohen emotionalen
Bindung im Unternehmen zu haben.
Eine zweite zentrale HR-Zielgröße
ist das Ausmaß der aktuellen Gesamt-
zufriedenheit mit dem Job. Diese Ar-
beitszufriedenheit ist hoch mit der
Mitarbeiterbindung korreliert und hat
daher auch ähnliche Wirkungen. Sie
wird allerdings stärker von kurzfristigen
Ereignissen beeinflusst als die sich nur
langsam verändernde Mitarbeiterbin-
dung. Daher sind beide Konstrukte von
Interesse für das Personalmanagement
und werden in Mitarbeiterbefragungen
meist parallel erfasst.
Über 500 Studienteilnehmer
Im noch laufenden Forschungsprojekt
„Digitrans“ untersucht das IPO – Ins-
titut für Personal- & Organisationsfor-
schung der FOM Hochschule mit Un-
terstützung des Praxispartners GFOS,
welche Wirkungen von verschiedenen
Ausprägungen der Digitalisierung auf
solche Konstrukte wie emotionale Mit-
arbeiterbindung und Arbeitszufrieden-
heit ausgehen. Basis der Untersuchung
ist eine Befragung von Berufstätigen.
In der Konzeption ähnelt die Studie da-
her einer Mitarbeiterbefragung – mit
dem Unterschied, dass Beschäftigte aus
vielen verschiedenen Unternehmen be-
fragt werden. Über 500 Personen aus
dem gesamten Bundesgebiet haben an
der Befragung teilgenommen. Die Be-
fragten absolvieren neben ihrem Beruf
ein Bachelor- oder Masterstudium an
der FOM Hochschule.
Zufriedenere Mitarbeiter
Einer der Untersuchungsbereiche ist
die Wirkung von digitalen Personalein-
satzplanungssystemen. Darunter fallen
Softwaretools, die eine flexible, automa-
tisierte Einsatzplanung von Beschäftig-
ten ermöglichen. Eine konkrete Frage an
die Studienteilnehmer war: Werden Ihre
persönlichen Arbeitstage beziehungs-
weise Arbeitszeiten durch ein digitales
Personaleinsatzplanungssystem
ge-
plant? Als Antwortmöglichkeiten stan-
den lediglich „Ja“ oder „Nein“ zur Wahl.
In gemeinsamer Betrachtung mit ande-
ren Fragestellungen zur emotionalen
Mitarbeiterbindung und zur Arbeitszu-
friedenheit stellte sich heraus: Mitarbei-
ter, deren Arbeitstage beziehungsweise
-zeiten mit einem digitalen Personalein-
satzplanungssystem geplant werden,
weisen sowohl signifikant höhere Werte
der emotionalen Mitarbeiterbindung als
auch der Arbeitszufriedenheit auf.
Gefühlte Gerechtigkeit
STUDIE.
Nach einer Studie der FOM Hochschule führt die digitale Planung von
Arbeitszeiten zu einer besseren Mitarbeiterbindung und Arbeitszufriedenheit.
Prozedurale Gerechtigkeit:
Die Personaleinsatzplanung meines Unternehmens
ist für mich transparent und nachvollziehbar
Bei Arbeitnehmern, deren Arbeitszeiten durch ein digitales Personaleinsatzplanungssys-
tem eingeteilt werden, ist die Gerechtigkeitswahrnehmung im Mittel höher ausgeprägt.
QUELLE: RÜTTGERS/HOCHGÜRTEL (2016)
GERECHTE EINSATZPLANUNG
Distributive Gerechtigkeit:
Alles in allem empfinde ich die Einteilung der
Arbeitszeiten zwischen mir und meinem direkten
Kollegen als gerecht
2,6
3,6
2,9
3,8
Nein*[n=247]
Ja** [n=200]
Nein* [n=250]
Ja** [n=201]
* Nein: ohne digitale Personaleinsatzplanung
** Ja: mit digitaler Personaleinsatzplanung
1
trifft gar
nicht zu
2
3
4
5
trifft
voll zu
1...,58,59,60,61,62,63,64,65,66,67 69,70,71,72,73,74,75,76,77,78,...116
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