editorial
wirtschaft + weiterbildung
04_2019
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Der Umsatz der klassischen Unternehmensberater ist im Jahr 2018
durchschnittlich um 7,3 Prozent gestiegen. Ganz anders sieht es bei den
Trainern aus. Der durchschnittliche Tagessatz eines Trainers liegt derzeit
bei knapp 1.297 Euro, sagt die online durchgeführte „Honorarumfrage
2019“ des Verlags Managerseminare, Bonn. Bei der vergangenen
Honorarumfrage im Jahr 2015 lag der durchschnittliche Tagessatz noch
2,7 Prozent höher – nämlich bei 1.333 Euro. Was noch bemerkenswerter
ist: Nur noch genau 20 Prozent der Trainer verbringen mehr als 81 Tage
im Jahr in einem Präsenztraining. Vor 20 Jahren wurden 80 Trainingstage
pro Jahr unter Freiberuflern noch als „mittlerer Schongang“ verspottet.
Jetzt stellen 80 Tage offensichtlich eine Art Obergrenze dar.
Warum geht es den Mainstream-BWL-Beratern so gut, während der
Trainermarkt stagniert? 40 Prozent der Befragten sehen es als belastend
an, dass die Dauer von Präsenztrainings von den Auftraggebern immer
weiter gekürzt wird und dass die Unternehmen (beeinflusst durch ihre
Einkaufsabteilungen?) lieber preisgünstige statt qualitativ hochwertige
Trainer einkaufen. Der Marktzugang scheint für Solotrainer ein immer
größeres Problem zu werden, weil viele Unternehmen inzwischen am
liebsten bei nur einem großen Trainingsanbieter einkaufen.
20 Prozent der Trainer (50 Prozent mehr als bei der vergangenen
Umfrage) geben dem Trend zum E-Learning die Schuld an der Stagnation
ihrer Honorare und ihrer Auslastung. Der deutsche E-Learning-Markt
wuchs im Jahr 2017 um zehn Prozent (siehe Seite 52) und für 2018 wird
eine ähnliche Größenordnung erwartet. Wenn die Unternehmen
anfangen, in größerem Umfang auf E-Learning umzuschwenken, wird
es für Trainer Zeit, sich an diese Entwicklung anzupassen. Noch ist Zeit,
aber einen Tag in der Woche sollte man schon nutzen, um sich mit dem
Lernen in virtuellen Welten zu befassen. Die Zukunft hat gerade
begonnen – sie gärt in einer Honorarumfrage.
Zukunft nicht mehr aufzuhalten
Viele Inspirationen mit
unserem neuen Heft
wünscht
Martin Pichler, Chefredakteur