Wirtschaft- und Weiterbildung 9/2018 - page 3

editorial
wirtschaft + weiterbildung
09_2018
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Je komplexer die Märkte würden, desto weniger könnten hierarchisch
geführte Unternehmen überleben. Hierarchien verhinderten es, dass
schnell und flexibel auf Veränderungen reagiert werde, sagte der
Hirnforscher Gerald Hüther auf dem „Personalmanagementkongress
2018“ (Bericht ab Seite 54). „Deshalb müssen die Hierarchien weg – da
können wir machen, was wir wollen!“
Obwohl die Fastenzeit schon lange vorbei war, gönnte sich der
Veranstalter zum Abschluss seines Kongresses einen unterhaltsamen und
gleichzeitig provokanten Moralprediger. Hüther brachte sich schnell in
eine Position, aus der heraus er normativ (und natürlich zugespitzt)
erklärte, was richtig und falsch ist.
Das Hierarchiekonstrukt, das Hüther bekämpft, ist aber schon seit Jahren
in Bewegung und in der beschriebenen Schärfe in der Wirtschaft nur
noch selten anzutreffen. Führung wird heute schon sehr viel flacher und
agiler gestaltet und führt bei den Beschäftigten durchaus zu mehr
Engagement, Einfallsreichtum und Zufriedenheit als früher.
Hierarchie wird nie verschwinden, aber sie wird eine ganz andere
Aufgabe bekommen. Die neue Aufgabe: Hierarchie muss die
Entscheidungsfähigkeit in einem Unternehmen sicherstellen. Denn je
mehr gleichberechtigte, horizontale Kooperationsformen es gibt, desto
mehr können sich diese bei Uneinigkeit selbst blockieren. Festgefahrene
Blockaden aufzulösen – dazu braucht man früher oder später eine
höherstehende Instanz. Und wenn es die offiziell nicht geben darf, wird
sie sich informell herausbilden.
Veranstaltungstipp:
Bob Mosher, internationaler Experte in Sachen
„Performance Support“, kommt am 20. September nach Frankfurt, um
eine Keynote zu halten und mit HR-Entscheidern zu diskutieren, wie
mehr Empowerment am Arbeitsplatz ermöglicht werden kann. Der
Ach, Hüther!
Viele Inspirationen mit
unserem neuen Heft
wünscht
Martin Pichler, Chefredakteur
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