wirtschaft und weiterbildung 06/2015 - page 62

fachliteratur
62
wirtschaft + weiterbildung
06_2015
Die Digitalisierung wird die Arbeit, wie wir sie ken-
nen, verändern und neue Anforderungen an deren
Organisation stellen. Mit keiner geringeren Mission,
als die Büroarbeit der Zukunft neu zu definieren,
sind nun mit dem Buch „Out of Office: Warum wir
die Arbeit neu erfinden müssen“ zwei angetreten, die
beim Thema „New Work“ bereits über praktische
Erfahrung verfügen: Elke Frank und Thorsten Hüb-
schen von Microsoft Deutschland. Um die Frage zu
beantworten, wie das gehen soll, werfen „die Elke“
und „der Thorsten“, wie sie sich streckenweise ana-
log zur Duzkultur bei Microsoft nennen, zunächst
einen Blick auf die Entwicklung der Arbeit von Mus-
kelkraft bis hin zur denkenden Maschine und die
Entwicklung des Büroarbeitsplatzes von Gänsekiel
und Tintenfass im Kontor hin zur flexiblen Arbeit mit
mobilem Gerät am Arbeitsort der Wahl. Bisheriges
Problem demnach: Obwohl nach Schätzungen des
Fraunhofer IAO schon rund jeder zweite Mitarbeiter
ein Wissensarbeiter ist, herrschen in deutschen Un-
ternehmen noch unflexible Strukturen und Arbeits-
plätze vor. So, sagen die Autoren angelehnt an eine
Hays-Studie aus dem Jahr 2013, würde noch immer
weitgehend das von Peter Drucker beschworene au-
tonome Arbeiten behindert.
Dagegen empfehlen sie einige Ansätze, die sich rund
um die drei Größen „Mensch“, „Ort“ und „Techno-
logie“ drehen, etwa: das Ende der Anwesenheits-
pflicht, Selbstorganisation der Mitarbeiter, höhere Ei-
genverantwortung, Wissensmanagement per soziale
Netzwerke, Zeit zum Nichtstun, eine von Vertrauen
geprägte Führung, die weniger kontrolliert und mehr
coacht, und ein Büro, das Treffpunkt zum persön-
lichen Austausch in einem „smartisierten“ Gebäude
wird – kurzum: Abschied von der Legehennenhal-
tung, wie Frank und Hübschen es bildhaft nennen.
Viele der oben genannten Ideen wird der interes-
sierte Personaler, Trainer oder Coach schon einmal
gehört haben. Spannend machen die Ausführungen
jedoch gerade die vielen praxisnahen Beispiele von
Microsoft oder anderen Unternehmen, oft aus der
Ich-Perspektive von Frank oder Hübschen, die sich
ausschließlich um Wissensarbeiter drehen; Produk-
tions- und Servicemitarbeiter bleiben bewusst außen
vor. Dabei setzen die Autoren Mitarbeiter voraus,
die jederzeit wissen, was zu tun ist. Hier wäre noch
ein Blick auf unmotivierte und leistungsschwächere
Mitarbeiter interessant gewesen – schließlich sollen
diese auch unter Wissensarbeitern vorkommen.
Ende der Legehennenhaltung
ARBEITSORGANISATION
Dr. Elke Frank und Dr. Thorsten Hübschen
Beide Autoren sind aktuell bei Microsoft Deutschland
tätig: Frank ist als Senior Director Human Resources
Mitglied der Geschäftsführung, Hübschen verantwortet
den Geschäftsbereich Office. Beide haben die Entwick-
lung der modernen Arbeitswelt schon vorher einige
Jahre lang in der Praxis erfahren: Hübschen war vor sei-
nem Wechsel zu Microsoft beim Unternehmensberater
McKinsey & Company tätig. Franks vorherige Stationen
waren Carl-Zeiss Vision und die Daimler AG.
AUTOREN
Elke Frank und Thorsten Hübschen
Out of Office: Warum wir die Arbeit neu
erfinden müssen, Redline,
München 2015, 272 Seiten, 19,99 Euro
1...,52,53,54,55,56,57,58,59,60,61 63,64,65,66,67,68,69,70
Powered by FlippingBook