WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 22/2019 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Verlässlichkeit statt populistischer Debatten: Wohnungswirtschaft in Bayern
investiert zwei Milliarden Euro in bezahlbare Mietwohnungen
München – Der Wohnungsbau ist für den Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern) die einzige Lö­
sung für das Problem der steigenden Mieten in den Städten. Die 475 Verbandsmitglieder haben im Jahr 2018 knapp zwei
Milliarden Euro investiert und rund 4.000 Wohnungen gebaut. Die Durchschnittsmiete bei den 525.000 Wohnungen der
Mitgliedsunternehmen beträgt 6,18 Euro pro Quadratmeter. „Wenn wir funktionierende Wohnungsmärkte wollen, sind
populistische Debatten und regulatorische Maßnahmen fehl am Platz“, betonte Verbandsdirektor Hans Maier bei der
Jahrespressekonferenz des VdW Bayern am 20. Mai 2019. Stattdessen forderte er verlässliche und fördernde Rahmen­
bedingungen für den Wohnungsbau.
Die Investitionen der bayerischen Woh-
nungsunternehmen haben sich 2018 zum
fünften Mal in Folge erhöht. In Neubau,
Modernisierung und Instandhaltung wur-
den 1,9 Milliarden Euro investiert – ein
Plus von 7,4 Prozent. Für 1,2 Milliarden
Euro wurden 3.920 Wohnungen errichtet,
davon 3.390 öffentlich geförderte. Insge-
samt haben die Unternehmen einen Woh-
nungsbestand von 525.000 Wohnungen,
darunter befinden sich 105.000 Sozialwoh-
nungen. „1,2 Millionen Menschen haben
bei unseren Mitgliedern ein bezahlbares
und sicheres Zuhause“, sagte Maier. Das sei
den Mietern auch bewusst. Mit 4,5 Prozent
ist die Fluktuation auf einem historischen
Tiefstand. „Die angespannte Situation am
Wohnungsmarkt führt dazu, dass die Men-
schen eine günstige Wohnung kaum noch
verlassen, auch wenn sich ihre Wohnbe-
dürfnisse verändert haben. Unsere Leer-
standsreserven sind in ganz Bayern abge-
baut“, berichtete der Verbandschef.
Bayern bei Neugründungen vorne
Als weiteren Indikator für den knappen
Wohnraum wertet Maier den Gründungs-
boom bei Wohnungsunternehmen. Seit
2012 hat der Verband 37 neue Mitglie-
der aufgenommen. Wohnungsgenossen-
schaften sind mit 27 Neugründungen am
stärksten vertreten. „Auch für 2019 zeich-
nen sich schon einige Gründungen ab. Die
Kommunen und Genossenschaftsgründer
wollen selbst das Ruder in die Hand neh-
men und günstigen Wohnraum schaffen “,
erklärte Maier. Bei den Neugründungen ist
Bayern im Bundesvergleich ganz vorne. „Im
Freistaat entstehen so viele Wohnungsun-
ternehmen wie in allen anderen Bundeslän-
dern zusammen. Auch das ist ein Indiz für
die besondere Situation in Bayern.“
Populistische Maßnahmen belasten
Investitionsklima
500.000 neue Wohnungen hat die bayeri-
sche Staatsregierung als Ziel bis 2025 aus-
gerufen. Die Wohnungswirtschaft Bayern
trägt ihren Teil dazu bei und wird das auch
weiterhin nach Kräften tun. Doch die Stim-
mung in der Branche ist getrübt. Als Ursa-
che macht der VdW Bayern die aktuelle
gesellschaftspolitische Debatte rund um
das Thema Wohnen und wirtschaftliche
Belastungen durch Eingriffe in das Miet-
recht aus. Maier verweist auf das geplante
Volksbegehren zum Einfrieren von Mieten
in Bayern und das Berliner Volksbegeh-
ren zur Enteignung von Wohnungsunter-
nehmen. Für den Vorstoß des Münchner
Mietvereins hat er kein Verständnis: „Das
Einfrieren von Mieten führt nur dazu, dass
Wohnungsunternehmen ihre Neubaupro-
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Niedersächsisches Landesförderprogramm lässt Schwerpunktsetzung vermissen
– Wohnungswirtschaft: „Sozialer Wohnungsbau muss Vorrang haben!“
Hannover – Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw) hat klare Erwartungen
an die geplante Wohnraumförderung des Landes Niedersachsen. Wichtigster Punkt: die Verwendung der Fördermittel.
„Wir fordern eine deutliche Schwerpunktsetzung für den sozialen Mietwohnungsbau“, sagte vdw-Direktorin Dr. Susan­
ne Schmitt. „Im Wohnraumförderfonds muss dafür ein angemessenes Finanzkontingent festgelegt werden.“ Anderenfalls
gerate das im Bündnis für bezahlbares Wohnen gemeinsam vereinbarte Ziel, bis 2030 in Niedersachsen 40.000 öffentlich
geförderte Wohnungen zu bauen, frühzeitig und unnötig in Gefahr. Darüber hinaus mahnte die Verbandsdirektorin eine
schnelle Umsetzung der neuen Wohnraumförderbestimmungen an: „Es muss jetzt losgehen.“
Das Interesse an der neuen Wohnraum-
förderung des Landes ist auf Seiten der
Wohnungswirtschaft enorm. Schon vor
der endgültigen Festlegung der Förder-
bestimmungen haben die vdw-Mitglieder
Anträge für mehr als 100 Millionen Euro
eingereicht. Damit könnten rund 700 Woh-
nungen gebaut werden. Insgesamt wollen
die Wohnungsgesellschaften und -genos-
senschaften landesweit in den nächs-
ten zwei Jahren 3000 öffentlich geför-
derte Wohnungen errichten. Das hat eine
Umfrage des vdw unter seinen Mitgliedern
ergeben. „ImWohnraumförderfonds müs-
sen mindestens 85 Prozent der zur Verfü-
gung stehenden Mittel als Darlehen und
Tilgungsnachlässe für den sozialen Miet-
wohnungsbau zur Verfügung stehen. Das
gibt den Investoren Planungssicherheit und
entspricht dem Ziel, gerade auf den ange-
spannten Wohnungsmärkten in wachsen-
den Ballungsräumen für Entlastung zu sor-
gen. Jetzt darf keine Zeit mehr vergeudet
werden“, forderte Schmitt. „Wir stehen in
den Startlöchern.“
Die vomNiedersächsischen Ministerium für
Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz
zur Verbändeanhörung vorgelegten Ver-
waltungsvorschriften zur sozialen Wohn-
raumförderung sehen neben der finanziel-
len Unterstützung des Mietwohnungsbaus
unter anderem auch den geförderten Ein-
familienhausbau für Familien mit Kindern
vor. „Beides ist richtig. Aber Planung und
Ausführung eines Mietwohnungsprojek-
tes erfordern deutlich mehr Zeit“, sagte
Schmitt. „Einen Wettlauf ums Fördergeld
können wir uns nicht leisten. Leidtragende
wären die Haushalte mit geringen Einkom-
men, die dringend auf eine Mietwohnung
warten.“ Trotz der noch erforderlichen
Feinjustierung der Förderbestimmungen
ist Verbandsdirektorin Schmitt zuver-
sichtlich: „Ein Großteil der Mittel könnte
kurzfristig abgerufen und für die Schaf-
fung bezahlbaren Wohnraums investiert
werden. Die harte Arbeit im Bündnis für
bezahlbares Wohnen und das Ringen mit
dem Finanzministerium haben sich offen-
bar gelohnt. Die neue Wohnraumförde-
rung wird zu einer deutlichen Entlastung
an den Wohnungsmärkten beitragen.“
(ens/schi)
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