WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 22/2019 - page 3

BUNDESPOLITIK
Bundesregierung baut Hürden für Mitarbeiterwohnen ab –
Verbändebündnis begrüßt steuerliche Erleichterungen
Berlin – Das Verbändebündnis „Wirtschaft macht Wohnen“ begrüßt den Referentenentwurf der Bundesregierung, mit dem
künftig die verbilligte Vermietung von Wohnungen durch Arbeitgeber an Arbeitnehmer erleichtert werden soll, als wichti­
gen Baustein für die Förderung des Mitarbeiterwohnens und damit des bezahlbaren Wohnens in Deutschland. Geplant ist
die Einführung eines Freibetrages. So müssen die Vorteile der verbilligten Vermietung nicht mehr versteuert werden.
Der Freibetrag soll gelten, wenn der Vermie-
ter die Wohnung an seinen Arbeitnehmer
für bis zu einem Drittel niedriger vermietet
als sonst üblich. Der Arbeitgeber muss wie-
derum nicht selbst Eigentümer der Woh-
nungen sein, es ist ausreichend, wenn er
diese angemietet hat und dem Arbeitneh-
mer verbilligt überlässt. „Dies kann einen
weiteren Schub für den Mitarbeiter-Woh-
nungsbau bewirken. Denn die steuerlichen
Regelungen, wenn Arbeitgeber Wohnun-
gen verbilligt an ihre Arbeitnehmer über-
lassen haben, waren bislang nicht ausrei-
chend“, sind sich BDB, GdW, DGfM, DMB,
IG BAU und ZDB einig. Gemeinsam haben
sich die Verbände schon lange für diese
Verbesserung im Sinne des bezahlbaren
Wohnens eingesetzt. In etlichen Regionen
Deutschlands gibt es zu wenig bezahlbare
Wohnungen. Gerade in Großstädten und
prosperierenden Ballungsräumen, wo güns-
tige Wohnungen zur Mangelware gewor-
den sind, können Arbeitgeber punkten,
wenn sie auf Wohnungsbau setzen. Dem
Projekt Mitarbeiter-Wohnen steht allerdings
bisher eine große steuerliche Hürde entge-
gen: Arbeitgeber haben derzeit kaum die
Möglichkeit, ihren Mitarbeitern Wohnun-
gen verbilligt zu überlassen – ohne dass für
den geldwerten Vorteil Steuern und Sozial-
abgaben gezahlt werden müssen. Mit dem
Referentenentwurf zum ‚Gesetz zur weite-
ren steuerlichen Förderung der E-Mobilität‘
soll sich dies ändern.
Ende der siebziger Jahre gab es in der alten
Bundesrepublik rund 450.000 bezahlbare
Werkswohnungen. Heute ist der Bedarf
nach bezahlbarem Wohnen gerade in den
Metropolregionen immens groß. Die Wirt-
schaft kann hier einen erheblichen Beitrag
leisten und beispielsweise auch Grundstü-
cke, die nicht mehr für den Betrieb erfor-
derlich sind, zur Verfügung stellen. Das Ver-
bändebündnis ‚Wirtschaft macht Wohnen‘
appelliert nun an den Gesetzgeber, diese
sinnvolle Regelung auch schnell in Bundes-
tag und Bundesrat zu verabschieden.
(burk)
Die Publikation „Mitarbeiterwohnen“
finden Sie hier:
Regionalen Ausgleich stärken: Wohnungswirtschaft ergreift die Initiative und
richtet den Fokus auf ländliche Räume
Berlin – Eine zunehmende Urbanisierung in den letzten Jahren hat zu einem Ungleichgewicht zwischen stark wachsen­
den Städten und Metropolregionen auf der einen Seite und schrumpfenden ländlichen Regionen auf der anderen ge­
führt. Während in den Ballungszentren der Wohnraum knapp ist und die Mieten steigen, kämpfen kleinere Kommunen
im ländlichen Raum gegen Leerstand und Abwanderung. Die Schaffung „gleichwertiger Lebensverhältnisse“ wird damit
zur zentralen Aufgabe der Stadt- und Regionalentwicklung und erfordert die Mitwirkung und Kooperation vieler Akteu­
re. Initiiert vom GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen ergreift die Wohnungswirt­
schaft in Deutschland die Initiative und widmet sich mit dem Projekt „Regionalen Ausgleich stärken: Die Wohnungswirt­
schaft als Gestalter von Heimat“ der Stärkung ländlicher Regionen.
Zum Auftakt des Projekts wurden rund
1.900 Wohnungsunternehmen außerhalb
der Metropolen zu Lebensverhältnissen
und Lebensqualität befragt. Die Umfra-
geergebnisse machen deutlich, dass die
unterschiedliche Ausgangssituation der
einzelnen Regionen individuelle Maßnah-
men zur Verbesserung der Lebensqualität
erfordern. Insgesamt sechs Modelprojekte
in den Regionen Ostwestfalen-Lippe, Süd-
westfalen, Duisburg,
Köln und Umland, Sach-
sen-Anhalt sowie Jena,
Saale-Holzland-Kreis
werden im Rahmen des
Projektes „Regionalen
Ausgleich stärken“ bei
der Umsetzung beglei-
tet. Dabei setzen die
Regionen unterschiedli-
che Schwerpunkte.
Fachkräfteförderung
in Ostwestfalen-Lippe
In der Region Ostwestfalen-Lippe hat
die Aufbau Gemeinschaft Espelkamp
die Federführung für eine Kooperation
der Wohnungswirtschaft mit den in der
Region ansässigen Unternehmen und
der Stadtverwaltung übernommen. Das
gemeinsame Ziel ist es, Fachkräfte für die
Region zu gewinnen und langfristig dort
zu halten. Vor allem im Bereich IT aber
auch in anderen MINT Bereichen fehlt es
an jungen, qualifizierten und spezialisier-
ten Fachkräften. Dafür arbeiten Akteure
aus verschiedenen Bereichen an gemein-
samen Maßnahmen. Die Wohnsituation ist
dabei ein Aspekt. Neben einer modernen
Wohnung sind jungen, gut ausgebildeten
Fachkräften vor allem ein urbanes Wohn-
umfeld, eine entsprechende Infrastruktur
sowie flexible und moderne Arbeitsbe-
dingungen wichtig. Gleichzeitig muss die
Umsetzung der Maßnahmen für die dor-
tigen Akteure wirtschaftlich bleiben. Ein
Ansatz der Aufbau Gemeinschaft Espel-
kamp ist es, mit einem „Boarding-House“
neue flexible Wohnformen zu schaffen,
die die Bedürfnisse des jungen Klientels
erfüllen. Sehr viel hängt auch an den Fra-
gen „Mit wem verbringe ich meine Frei-
zeit?“ und „Wie lerne ich Menschen im
ländlichen Raum kennen?“ Durch zusätz-
liche Gemeinschaftsräume und Dienstleis-
tungsangebote rund ums Wohnen und
die täglichen Bedürfnisse sollen weitere
Anreize geschaffen werden.
(koch)
Quelle: VdW Rheinland-Westfalen/Wohnungswirtschaft
Ostwestfalen-Lippe
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