Wohnungspolitische Informationen 22/2018 - page 5

AUS DEN VERBÄNDEN
Überangebots an Mietwohnungen im Frei-
staat Sachsen.
Neubau und Rückbau schließen sich
nicht aus
Bis zum 31. Dezember 2017 haben die
sächsischen Wohnungsgenossenschaften
insgesamt 32.938 Wohnungen und damit
einen großen Teil ihres ursprünglichen
Wohnungsbestandes durch Rückbau oder
teilweisen Rückbau vom Markt genommen.
Davon entfielen auf das abgeschlossene
Geschäftsjahr 2017 insgesamt 593 Woh-
nungen. Der Rückbau von 32 Wohnun-
gen wurde als Teilrückbau realisiert. Von
den zurückgebauten Wohnungen wurden
rund 98 Prozent durch öffentliche Mittel
von Bund und Land unterstützt. Besonders
wesentlich ist dabei das Programm „Stadt-
umbau Ost“.
„Eine Simulation des Leerstands ohne
Stadtumbau-Ost-Programm verdeutlicht,
dass der Leerstand ohne das Programm
heute sachsenweit im Durchschnitt bereits
über 20 Prozent betragen würde. Bedenkt
man die Variation der Leerstände innerhalb
des Freistaates, würden sich heute vermut-
lich zahlreiche Unternehmen in wirtschaft-
lichen Existenznöten befinden“, erläuterte
Sven Winkler, Referent Betriebswirtschaft
des VSWG. Für das Jahr 2018 ist der Rück-
bau von 474 Wohnungen geplant, davon
24 als Teilrückbau. Mittelfristig sind ab
2018 weitere 1.578 Wohnungen für einen
Rückbau vorgemerkt. Während sich der
Rückbau in den letzten drei Jahren auf
einem relativ konstanten Niveau eingepe-
gelt hat, lässt sich seit 2012 eine steigende
Neubautätigkeit feststellen. Allein im Jahr
2017 wurden 479 Wohneinheiten errich-
tet. Damit liegt die tatsächliche Neubau-
fertigstellung unter den Prognosen für das
Jahr 2017. „Die Abweichung ist dadurch
zu erklären, dass einige Bauvorhaben auf-
grund von verspäteter Baugenehmigung
oder des zum Teil immer stärker spürbaren
Handwerkermangels erst im Jahr 2018 fer-
tiggestellt werden“, erklärte Sven Winkler.
In Summe planen die sächsischen Woh-
nungsgenossenschaften, im Jahr 2018
bis zu 493 Wohneinheiten fertigzustellen.
Der Neubautrend beschränkt sich nicht
nur auf die drei sächsischen Ballungszen-
tren Dresden, Leipzig und Chemnitz, son-
dern erstreckt sich verstärkt auf Ober- und
Mittelzentren, wie beispielsweise Döbeln,
Ottendorf-Okrilla, Espenhain oder Freital.
Dabei ist festzuhalten, dass sich Neubau
und Rückbau keineswegs ausschließen und
Neubauprojekte somit auch in schrumpfen-
den Regionen sinnvoll sein können. Diese
dienen vor allem dazu, neue Zielgruppen
zu aktivieren oder Angebote zu schaffen,
die im Bestand nur mit einem unverhält-
nismäßigen Aufwand herzustellen wären.
Bezahlbares Wohnen als Grundwert
Die sächsischen Wohnungsgenossen-
schaften stehen weiterhin für bezahlbares
Wohnen. So liegt die Durchschnittsmiete
der knapp 271.000 Wohnungen mit 4,82
Euro pro Quadratmeter Wohnfläche wei-
terhin deutlich unter der 5-Euro-Marke.
Gegenüber dem Vorjahr ergab sich ein
moderater Anstieg von knapp 1,2 Pro-
zent. Die Erhöhung der Nutzungsgebühr
ist unter anderem auf die erhöhte Neubau-
aktivität zurückzuführen, die aufgrund der
gestiegenen Baupreise und baurechtlichen
sowie energetischen Anforderungen mit
Mieten im Bereich von 8,50 bis 11 Euro
pro Quadratmeter zu Buche schlagen. Wei-
terhin variiert die Höhe der durchschnittli-
chen Nutzungsgebühren innerhalb Sach-
sens stark. Dabei reicht die Bandbreite von
durchschnittlich 3,08 Euro pro Quadrat-
meter bis zu 5,97 Euro pro Quadratme-
ter. Die Höhe der Nutzungsgebühr ist stark
abhängig von der Ausstattung und Lage
der Wohnung sowie vom regionalen Woh-
nungsmarkt.
(jak/koch)
Fortsetzung von Seite 4
„Sachsen wohnen zufrieden, aber…“ –
Wohnungswirtschaft fordert den „Wohn(t)raum-Hattrick“
Dresden – Ein Großteil der Sachsen hat derzeit nicht den Wunsch umzuziehen. Das ergab eine repräsentative Umfrage im
Auftrag des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen (vdw). „Das ist eine gute Nachricht und zeigt,
dass viele aktuelle Aufgeregtheiten im Zusammenhang mit diesem Thema in Politik und Gesellschaft nicht wirklich nötig
sind“, erklärte Rainer Seifert, vdw-Verbandsdirektor.
Die Umfrage zeigt aber auch Probleme auf.
Ein knappes Viertel der Sachsen würden
gern umziehen, die gewünschte Wohnung
ist ihnen aber zu teuer. Gut ein Viertel von
ihnen würde lieber in eine größere Woh-
nung ziehen.
Dass diese Wohnungen teurer sind, ist
keine Überraschung. Zudem können die
Gründe für diesen Wunsch unterschiedlich
sein. „Interessant ist auch, dass auch fast
ein Viertel sich nach einem attraktiveren
Umfeld sehnt“, erläuterte Rainer Seifert.
Dabei sind es vor allem die Bewohner der
großen Städte, also Dresden und Leipzig,
die diesen Wunsch äußern. In den kleine-
ren Städten und auf dem Land dagegen ist
die Zufriedenheit mit dem eigenen Umfeld
wesentlich höher. „Das macht Hoffnung
und ist Ansporn zugleich“, berichtete der
Verbandsdirektor. Ein gutes Signal ist es vor
allem für nicht so dicht besiedelte Regio-
nen, denn die Voraussetzungen, der Land-
flucht etwas entgegenzusetzen, scheinen
offenbar gegeben. Auf der anderen Seite
müssen die Stadtteile und Wohnsiedlun-
gen in den Metropolen so aufgewertet
werden, dass auch hier wieder mehr Men-
schen gerne wohnen.
Absoluten Handlungsbedarf sieht Rainer
Seifert auch für diejenigen, die gern in eine
sanierte gleichwertige oder in eine kleinere
Wohnung ziehen würden, das aber als zu
teuer empfinden. „So werden häufig grö-
ßere Wohnungen blockiert, obwohl sie gar
nicht mehr benötigt werden, nur weil die
kleinere passendere Wohnung genau so
viel oder nur ein bisschen weniger kostet.“
Um die Mieten weiterhin bezahlbar zu hal-
ten, trotzdem aber die notwendigen Sanie-
rungen und Instandhaltungen durchführen
zu können, fordert Rainer Seifert den säch-
sischen „Wohn(t)raum-Hattrick“. Damit die
Wohnungen attraktiv bleiben oder wieder
werden, sollten sich Freistaat, Vermieter
und Mieter diesen Aufwand gerecht teilen.
Sollte die Miete etwa vor der Sanierung
bei vier Euro je Quadratmeter liegen und
könnte diese danach aufgrund der umlage-
fähigen Kosten um 2,10 Euro auf 6,10 Euro
je Quadratmeter erhöht werden, so soll der
Mieter hier nur ein Drittel dieser Erhöhung
tragen. Jeweils ein weiteres Drittel des Auf-
wands sollen der Vermieter durch Mietver-
zicht und der Freistaat durch entsprechende
Förderung tragen. Die neue Miete würde
nach der Sanierung also nur bei 4,70 Euro
je Quadratmeter liegen. „Dadurch könn-
ten wir endlich den Sanierungsstau lösen
und die Wohnungen trotzdem bezahlbar
halten“, so Rainer Seifert. „Und das durch
einen wirklich solidarischen und paritä-
tischen Einsatz, eben dem sächsischen
Wohn(t)raum-Hattrick.“
(hes/mül/schi)
Den Link zur Umfrage mit allen Details finden
Sie hier:
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