Wohnungspolitische Informationen 22/2018 - page 2

WETTBEWERB
und 3.200 Euro pro Quadratmeter Wohn-
fläche und damit unter den durchschnitt-
lichen Herstellungskosten für Mehrfamili-
enhäuser in Deutschland. Die in der neuen
Vereinbarung festgeschriebenen Preise
gelten für fünf Jahre. Skaleneffekte sind
bei Mehrfachbeauftragung eines Modell-
gebäudes im Angebot enthalten. Weitere
Kostenvorteile werden bei den seriellen
und modularen Wohnungsbauprojekten
zukünftig durch die weiter zunehmende
Vorfertigung von Bauteilen erwartet.
Aus insgesamt rund 50 Bewer-
bern wurden 15 Teilnehmer ausge-
wählt, die ihre Angebote anschlie-
ßend eingereicht haben. Geprüft
und bewertet wurden die Kon-
zepte in einem aufwändigen Ver-
fahren durch ein eigens einberufe-
nes Bewertungsgremium, das sich
aus Experten der Bau- und Woh-
nungswirtschaft und dem For-
schungsbereich aus dem gesamten
Bundesgebiet sowie Vertretern des
Bundesbauministeriums zusam-
mensetzte. Die endgültige Aus-
wahl der neun Bieter erfolgte auf
Grundlage der Ergebnisse des
Bewertungsgremiums durch den
Spitzenverband der Wohnungs-
wirtschaft GdW als Vergabestelle.
Gestalterisch ansprechend, städtebau-
lich variabel
Zu den zentralen Anforderungen an die
eingereichten Angebote gehörten bei-
spielsweise: eine gestalterisch anspre-
chende Architektur, städtebaulich vari-
able Gebäude, eine Minimierung von
Verkehrsflächen, ausreichende Belichtung
für Wohnkomfort und Energieeffizienz,
kompakte und flächeneffiziente Woh-
nungsgrundrisse, ein Drittel barrierefrei
nutzbare Wohnungen, energieeffiziente
und nachhaltige Gebäudekonzepte sowie
ein hohes Maß an Standardisierung zuguns-
ten von zeit- und kostensparendem Bauen.
„Ich bin überzeugt davon, dass mit diesem
Ausschreibungsverfahren ein neues Kapi-
tel der seriellen und modularen Bauweisen
aufgeschlagen wurde“, erklärte
Gunther
Adler
, Staatssekretär beim Bundesminister
des Innern, für Bau und Heimat. „Heute
wird der Grundstein dafür gelegt, dem seri-
ellen und modularen Bauen in Deutschland
neuen Auftrieb zu verleihen.“
Bezahlbare neue Mietwohnungen für
die Mitte der Bevölkerung
„Die Wohnungswirtschaft geht beimWoh-
nungsbau gemeinsam mit ihren Partnern
neue Wege, um in ganz Deutschland end-
lich schneller und kostengünstig neuen
Wohnraum in hoher Qualität bereitstellen
zu können. Denn wir müssen es schaffen,
dass neu gebaute Mietwohnungen auch
ohne Förderung für die Mitte der Bevöl-
kerung wieder bezahlbar werden“,
Axel
Gedaschko
, Präsident des GdW Bun-
desverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen. „Mit der heute
unterzeichneten Rahmenvereinbarung für
seriellen und modularen Wohnungsbau lie-
fern wir dafür einen entscheidenden Bau-
stein. Erstmals haben sich maßgebliche
Akteure des Wohnungsbaus zusammen-
geschlossen, um in enger partnerschaftli-
cher Zusammenarbeit innovative Lösungen
für den Mietwohnungsneubau zu entwi-
ckeln. Das europaweite Ausschreibungs-
verfahren und seine Ergebnisse sind damit
eine Pionierleistung. Jetzt muss die Politik
dafür sorgen, dass ausreichend bezahlbare
Grundstücke für die neuen Wohngebäude
bereitgestellt und eine bundesweit gültige
Typengenehmigung geschaffen werden.
Ansonsten drohen lange Verfahren in den
Bauämtern die innovativen Bauvorhaben
auszubremsen.“
Die ausgewählten Bieter
Folgenden neun Bietern/Bietergemein-
schaften wurde der Zuschlag erteilt:
„Das Ergebnis dieses Verfahrens zeigt, dass
anspruchsvolle Architektur und serielles
Bauen sich nicht zwingend ausschließen“,
sagte
Barbara Ettinger-Brinckmann
,
Präsidentin der Bundesarchitektenkammer.
„In der Anwendung und Umsetzung wer-
den sich die hier entwickelten Vorschläge
nun bewähren müssen. Die Herausforde-
rung besteht in jedem einzelnen Fall ja vor
allem in der Einfügung in die städtebauli-
che Umgebung. Ich freue mich, dass dafür
aber aufgrund der hohen gestalterischen
Qualität gute Voraussetzungen bestehen.
Ohne die Mitwirkung von Archi-
tekten wäre dies sicher nicht der
Fall. Das serielle Bauen und die
hier nun vorgestellten Bau-Typen
können aber nur Teil der Lösung
bei der Schaffung möglichst vieler
bezahlbarer Wohnungen sein. Um
bestehende Lücken in den begehr-
ten Städten zu schließen und den
Flächenverbrauch nicht zu stei-
gern, werden wir noch andere
intelligente Instrumente zur weite-
ren Stärkung des Wohnungsbaus
benötigen, die auch das kleinteilige
Einfügen von neuen Wohnungen in
den urbanen Raum beschleunigen
helfen. Das serielle Bauen ist daher
nur eines von mehreren Instrumen-
ten im Werkzeugkoffer der Wohn-
bauförderung.“
„Für die deutsche Bauindustrie hat die
Rahmenvereinbarung in einem doppel-
ten Sinne Pilotcharakter: Zum einen wol-
len wir die Potenziale ausloten, die im
seriellen und modularen Wohnungsbau-
bezüglich Schnelligkeit und Kostengüns-
tigkeit noch schlummern. Zum anderen
sehen wir in der Design-and-Build Aus-
schreibung einen wichtigen Schritt in
Richtung einer vertieften partnerschaftli-
chen Zusammenarbeit zwischen Architek-
ten und Baufirmen“, so
Marcus Becker
,
Vizepräsident des Hauptverbandes der
Deutschen Bauindustrie (HDB). „Wir sind
davon überzeugt, dass gerade beim seri-
ellen Wohnungsbau – insbesondere beim
Einsatz von Wohnmodulen – frühzeitig
auch die Baukompetenz in die Planung
eingebracht werden muss.“
Viele Wohnungsmärkte entwickeln
sich dynamisch
Hintergrund des Ausschreibungsverfah-
rens ist, dass sich die Wohnungsmärkte
vieler Groß- und Universitätsstädte in
Deutschland aufgrund eines starken Ein-
wohnerzuwachses dynamisch entwickeln.
Die Folge sind Engpässe beim Wohnungs-
angebot und steigende Bau- und Wohn-
kosten. Vor allem einkommensschwächere
Haushalte, aber zunehmend auch Haus-
halte mit mittleren Einkommen haben
Fortsetzung von Seite 1
Einer der neun ausgewählten Entwürfe: das neue Baukonzept der
Max Bögl Modul AG als Simulation
Foto: Max Bögl Modul AG / C. Bloch
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