Wohnungspolitische Informationen 21/2018 - page 4

BUNDESPOLITIK
AUS DEN VERBÄNDEN
zur Wohnungsoffensive der Bundesre-
gierung“, betonte Marco Wanderwitz im
abschließenden Gespräch mit Bauindustrie-
Präsident Peter Hübner.
Kapazitätsdiskussion: Bauindustrie
zum Ausbau bereit
„Die Bauindustrie ist bereit, ihre personel-
len und maschinellen Kapazitäten an die
steigende Baunachfrage anzupassen. Dies
setzt jedoch voraus, dass die finanzpoli-
tischen Rahmenbedingungen verlässlich
bleiben.“ Mit diesen Worten kommentierte
Hübner Befürchtungen, die Bauwirtschaft
steuere auf einen „Kapazitätsnotstand“ zu.
Der Eckwertebeschluss der Bundesregie-
rung zum Bundeshaushalt 2019 und zum
Finanzplan 2019 bis 2022 lasse jedoch an
dieser Verlässlichkeit Zweifel aufkommen.
Der Bund sende angesichts des gewal-
tigen öffentlichen Investitionsstaus ein
beunruhigendes Signal, wenn er bereits
ab 2020 wieder von sinkenden Investiti-
onen ausgehe. „Unsere Firmen brauchen
Planungssicherheit, wenn sie ihre Kapazi-
täten ausweiten sollen“, so Hübner. „Wir
brauchen ein klares Signal, dass die Investi-
tionswende auf der Ebene des Bundes auch
über das Jahr 2020 hinaus Bestand hat.“
Trotz der Ausweitung der Kapazitäten
glaubt Hübner dennoch nicht, dass kurz-
fristig Preissteigerungen vermieden werden
könnten. Zum einen sähen sich die Unter-
nehmen gezwungen, Veränderungen auf
der Kostenseite, vor allem im Bereich der
Baustoffe und der Bauprodukte in den Prei-
sen weiterzugeben. Beispiele dafür seien
die sprunghafte Entwicklung der Bitu-
menpreise, der Preise für Baustahl in Stä-
ben sowie der Baustellenentsorgungskos-
ten. Zum anderen sehe die Bauindustrie in
der Preisentwicklung eine Normalisierung
nach den Jahren der Baukrise, in der sich
die Unternehmen an der Preisuntergrenze
bewegt hätten. Erstmals seit langem seien
die Unternehmen wieder in der Lage, die
Risiken des Baugeschäfts angemessen zu
bepreisen. Die verbesserte Eigenkapitalaus-
stattung zahle sich am Ende auch für den
Auftraggeber aus, der nicht mehr mit den
enormen Insolvenzrisiken im Bauhauptge-
werbe rechnen müsse, die gerade in der
Baukrise zwischen 1995 und 2005 viele
Bauprojekte in Schieflage gebracht hätten.
Im Jahre 2000 kamen auf 10.000 Unter-
nehmen 446 Insolvenzen, im Jahre 2017
waren es nur noch 129.
Umsatzprognose 2018: Wohnungsbau
bleibt Treiber der Baukonjunktur
„Das deutsche Bauhauptgewerbe bewegt
sich weiter auf Expansionskurs. Wir haben
deshalb unsere Jahresauftaktprognose
über die Entwicklung der baugewerblichen
Umsätze im Bauhauptgewerbe von nomi-
nal vier auf sechs Prozent angehoben“,
erklärte Hübner. Bei stärker steigenden
Preisen als 2017 dürfte dies einem realen
Wachstum von zwei Prozent entsprechen.
Für 2019 geht der Hauptverband von
einem nominalen Umsatzplus in gleicher
Höhe aus. „Die Bauwirtschaft bleibt damit
auch auf mittlere Sicht eine Stütze der kon-
junkturellen Entwicklung in Deutschland“,
so Hübner.
Treiber der Baukonjunktur bleibt auch 2018
der Wohnungsneubau: Hübner rechnet hier
mit einem weiteren Anstieg der Fertigstel-
lungszahlen auf 330.000 bis 340.000 Ein-
heiten. Damit bleibe der Wohnungsneubau
aber weiterhin hinter dem von CDU, CSU
und SPD in ihrem Koalitionsvertrag ange-
peilten Ziel von 375.000 Wohnungsfertig-
stellungen pro Jahr zurück. Fertigstellungs-
zahlen in dieser Größenordnung ließen sich
jedoch nicht von heute auf morgen reali-
sieren. Die Bauwirtschaft brauche Zeit, ihre
Kapazitäten an das stark steigende Nach-
frageniveau anzupassen. Für den gesamten
Wohnungsbau einschließlich der Moder-
nisierung erwartet der Hauptverband ein
Umsatzplus von nominal sieben Prozent.
Hübner forderte zudem von der Bundesre-
gierung ein Planungsbeschleunigungsge-
setz, um das deutsche Planungs- und Bau-
genehmigungsrecht von unnötigem Ballast
zu befreien.
(sti/schi)
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„Bezahlbares Wohnen: Wer, wenn nicht wir?“ –
Verbandstag der bayerischen Wohnungswirtschaft
Augsburg – Beim Verbandstag des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern) am 16. Mai 2018 in
Augsburg stand der Wohnungsbau ganz oben auf der Agenda. „Das Thema bezahlbares Wohnen ist in der Mitte der
Gesellschaft angekommen. Wenn Menschen, die in Bayern leben und arbeiten wollen, sich mit ihrem Einkommen keine
Wohnung mehr leisten können, dann läuft etwas verkehrt“, sagte Verbandsdirektor Hans Maier bei seinem politischen
Rechenschaftsbericht. Die Wohnungswirtschaft werde ihren Beitrag zur Verbesserung des Wohnungsangebots für breite
Schichten der Bevölkerung leisten. Dafür brauche die Branche langfristig sichere Rahmenbedingungen. „Die Erwartun-
gen und Hoffnungen der vielen Menschen erleben wir als Wohnungsunternehmen tagtäglich“, betonte auch der Ver-
bandsvorsitzende Mario Dalla Torre bei seiner Begrüßung der Gäste und Delegierten.
Axel Gedaschko
, Präsident des Spitzen-
verbandes der Wohnungswirtschaft GdW,
berichtete zu Beginn seines Vortrags über
die Wohnungspolitik auf Bundesebene
und die Koalitionsverhandlungen. „So
viel Wohnen und Bauen war schon lange
nicht mehr in einem Koalitionsvertrag“,
lautete sein Resümee. Positiv ist für den
GdW-Chef dabei die konkrete Absicht der
Politik, etwas zu bewegen. Die Bundes-
regierung nehme ihr selbstgesetztes Ziel
von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in
dieser Legislaturperiode ernst. Die Ansied-
lung des Wohnungsbaus im neu geschaf-
fenen Bundesministerium des Innern, für
Bau und Heimat begrüßte Gedaschko aus-
drücklich. Extrem wichtig empfindet er
auch die Rückkehr des Bereichs Raumord-
nung in das Ministerium. Denn das Thema
Wohnungsmangel lasse sich nicht in den
Städten lösen. „Wir brauchen eine neue
Zusammenarbeit von Stadt und Land“,
sagte Gedaschko. Auch über die Aufwer-
tung des Wohnungsbaus im Bundestag
zeigte sich der GdW-Präsident sehr zufrie-
den. Mit dem neuen Bundestagsausschuss
„Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und
Kommunen“ bekomme das Thema Woh-
nen eine seiner Bedeutung angemessene
Stellung in der parlamentarischen Arbeit.
Anschließend ging der GdW-Präsident auf
die wohnungspolitischen Schwerpunkte
der ersten Regierungsmonate ein. Von den
geplanten Maßnahmen im Mietrecht, der
Verschärfung der Mietpreisbremse und der
Senkung der Modernisierungsumlage hält
er wenig.
Bei der Bodenpolitik gebe es einen Inter-
essenkonflikt zwischen dem Flächenver-
brauchsminderungsziel und den bezahlba-
ren Grundstücken für den nötigen Neubau:
„Wir brauchen neues Bauland in nicht uner-
heblicher Größenordnung, sonst wird es mit
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